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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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des ersten Bandes.
und Sohn Davids sollte in Davids Gebuhrtsstadt ge-
bohren werden, auch dadurch sich allen Israeliten em-
pfehlen.

7.

Matth. II. 2. 10. Wir haben seinen Stern
im Aufgange gesehen -- Da sie aber den Stern
sahen...
Man frägt, was das für ein Stern sey?
Man macht Einwendungen und Fragen, die die Ge-
schichte zweifelhaft machen sollten. -- Wenn ich auch
kein Wort darauf zu antworten wüßte, ich wäre dar-
um nicht verlegen. Die Geschichte an sich selbst hat,
für mich, das Gepräge der Wahrheit, und in einer Ge-
schichte, wie die Evangelische ist, wo Wunder an Wun-
der stossen, unerklärbare Begebenheiten an unerklärbare
Begebenheiten, immer erklären wollen, immer fragen
wollen; Wie gieng es zu? -- Immer zweifeln, wenn
man es nicht erklären kann, ist nicht des Christen Thun,
der diese Geschichte als eine Geschichte des frey
und willkührlich wirkenden Gottes ansieht, der
Herr ist über die Natur, und offenbahr im-
mer dem gewöhnlichen Laufe der Natur ent-
gegen arbeitet.
Kein Capitel ist, in welchem nicht
etwas wunderbares, unbegreifliches enthalten
ist. Indeß sollte man sich über diesen Stern nicht
so wundersam, als über etwas widernatürliches ge-
bährden -- Die Sonne ward beym Vollmond ver-
finstert, da unser Herr am Kreuze hieng ... Sollte
es unschicklich seyn, daß ein neuer Stern bey der Ge-
burth des größten Gebohrnen, zum Vorschein kommt,
Sternseher leitet, und ein Zeigefinger Gottes für sie

wird --
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des erſten Bandes.
und Sohn Davids ſollte in Davids Gebuhrtsſtadt ge-
bohren werden, auch dadurch ſich allen Iſraeliten em-
pfehlen.

7.

Matth. II. 2. 10. Wir haben ſeinen Stern
im Aufgange geſehen — Da ſie aber den Stern
ſahen…
Man frägt, was das für ein Stern ſey?
Man macht Einwendungen und Fragen, die die Ge-
ſchichte zweifelhaft machen ſollten. — Wenn ich auch
kein Wort darauf zu antworten wüßte, ich wäre dar-
um nicht verlegen. Die Geſchichte an ſich ſelbſt hat,
für mich, das Gepräge der Wahrheit, und in einer Ge-
ſchichte, wie die Evangeliſche iſt, wo Wunder an Wun-
der ſtoſſen, unerklärbare Begebenheiten an unerklärbare
Begebenheiten, immer erklären wollen, immer fragen
wollen; Wie gieng es zu? — Immer zweifeln, wenn
man es nicht erklären kann, iſt nicht des Chriſten Thun,
der dieſe Geſchichte als eine Geſchichte des frey
und willkührlich wirkenden Gottes anſieht, der
Herr iſt über die Natur, und offenbahr im-
mer dem gewöhnlichen Laufe der Natur ent-
gegen arbeitet.
Kein Capitel iſt, in welchem nicht
etwas wunderbares, unbegreifliches enthalten
iſt. Indeß ſollte man ſich über dieſen Stern nicht
ſo wunderſam, als über etwas widernatürliches ge-
bährden — Die Sonne ward beym Vollmond ver-
finſtert, da unſer Herr am Kreuze hieng ... Sollte
es unſchicklich ſeyn, daß ein neuer Stern bey der Ge-
burth des größten Gebohrnen, zum Vorſchein kommt,
Sternſeher leitet, und ein Zeigefinger Gottes für ſie

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[597[617]/0625] des erſten Bandes. und Sohn Davids ſollte in Davids Gebuhrtsſtadt ge- bohren werden, auch dadurch ſich allen Iſraeliten em- pfehlen. 7. Matth. II. 2. 10. Wir haben ſeinen Stern im Aufgange geſehen — Da ſie aber den Stern ſahen… Man frägt, was das für ein Stern ſey? Man macht Einwendungen und Fragen, die die Ge- ſchichte zweifelhaft machen ſollten. — Wenn ich auch kein Wort darauf zu antworten wüßte, ich wäre dar- um nicht verlegen. Die Geſchichte an ſich ſelbſt hat, für mich, das Gepräge der Wahrheit, und in einer Ge- ſchichte, wie die Evangeliſche iſt, wo Wunder an Wun- der ſtoſſen, unerklärbare Begebenheiten an unerklärbare Begebenheiten, immer erklären wollen, immer fragen wollen; Wie gieng es zu? — Immer zweifeln, wenn man es nicht erklären kann, iſt nicht des Chriſten Thun, der dieſe Geſchichte als eine Geſchichte des frey und willkührlich wirkenden Gottes anſieht, der Herr iſt über die Natur, und offenbahr im- mer dem gewöhnlichen Laufe der Natur ent- gegen arbeitet. Kein Capitel iſt, in welchem nicht etwas wunderbares, unbegreifliches enthalten iſt. Indeß ſollte man ſich über dieſen Stern nicht ſo wunderſam, als über etwas widernatürliches ge- bährden — Die Sonne ward beym Vollmond ver- finſtert, da unſer Herr am Kreuze hieng ... Sollte es unſchicklich ſeyn, daß ein neuer Stern bey der Ge- burth des größten Gebohrnen, zum Vorſchein kommt, Sternſeher leitet, und ein Zeigefinger Gottes für ſie wird — P p 3

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 597[617]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/625>, abgerufen am 23.11.2024.