Das allervollkommenste Beyspiel Gottgehorchen- den Gottgelassenen Kindersinns -- Das allervollkom- menste Beyspiel der Geduld, Langmuth, Versöhnlich- keit gegen die grimmigsten Feinde -- Das allervollkom- menste Beyspiel des Glaubens an Unsterblichkeit und Vergeltung des Guten, das Er that, und des Bösen, das Er um des Guten willen litt, war der Tod Jesu.
Er war der Tod der Unschuld selbst! -- Ein Gottwohlgefälliges Opfer, das Gott mehr als alles be- lohnen konnte, was je von Menschen Gutes gethan, oder Böses um des Guten willen gelitten war. So konnte kein Sterblicher, so kein Sünder sterben. Auf jeden Sünder hatte der Tod ein Recht; Auf den Allein- reinen durchaus nicht. Wer für einen andern stirbt, stirbt nur früher. Er wäre vielleicht wenige Tage, Stunden oder Augenblicke nachher sonst gestorben. Ge- nau zu reden kann kein Sterblicher für einen Sterblichen sterben. Er bezahlt, indem er für einen andern stirbt, nurseine eigene Schuld. Christus hatte keine eigene Schuld zu bezahlen. Er wäre natürlicher Weise nie gestorben. Der Tod ist der Sünde Sold. Christus hatte nie gesündigt. Christus hatte das größte Recht auf die Unsterblichkeit ohne Tod. Sein Tod ist also im erhabensten Sinn Opfer für andere. Wer um seiner selbst willen nicht sterben kann, und doch stirbt, der muß um anderer willen sterben. Christus starb für andere. Er trug unsere Sünden an seinem Leib' auf das Holz. Fremde Sünden, dieß ist so buchstäblich wahr, wie möglich, brachten ihn ans Kreuz. Er starb, der
Gerechte
Tod Jeſu.
Das allervollkommenſte Beyſpiel Gottgehorchen- den Gottgelaſſenen Kinderſinns — Das allervollkom- menſte Beyſpiel der Geduld, Langmuth, Verſöhnlich- keit gegen die grimmigſten Feinde — Das allervollkom- menſte Beyſpiel des Glaubens an Unſterblichkeit und Vergeltung des Guten, das Er that, und des Böſen, das Er um des Guten willen litt, war der Tod Jeſu.
Er war der Tod der Unſchuld ſelbſt! — Ein Gottwohlgefälliges Opfer, das Gott mehr als alles be- lohnen konnte, was je von Menſchen Gutes gethan, oder Böſes um des Guten willen gelitten war. So konnte kein Sterblicher, ſo kein Sünder ſterben. Auf jeden Sünder hatte der Tod ein Recht; Auf den Allein- reinen durchaus nicht. Wer für einen andern ſtirbt, ſtirbt nur früher. Er wäre vielleicht wenige Tage, Stunden oder Augenblicke nachher ſonſt geſtorben. Ge- nau zu reden kann kein Sterblicher für einen Sterblichen ſterben. Er bezahlt, indem er für einen andern ſtirbt, nurſeine eigene Schuld. Chriſtus hatte keine eigene Schuld zu bezahlen. Er wäre natürlicher Weiſe nie geſtorben. Der Tod iſt der Sünde Sold. Chriſtus hatte nie geſündigt. Chriſtus hatte das größte Recht auf die Unſterblichkeit ohne Tod. Sein Tod iſt alſo im erhabenſten Sinn Opfer für andere. Wer um ſeiner ſelbſt willen nicht ſterben kann, und doch ſtirbt, der muß um anderer willen ſterben. Chriſtus ſtarb für andere. Er trug unſere Sünden an ſeinem Leib’ auf das Holz. Fremde Sünden, dieß iſt ſo buchſtäblich wahr, wie möglich, brachten ihn ans Kreuz. Er ſtarb, der
Gerechte
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[527[547]/0555]
Tod Jeſu.
Das allervollkommenſte Beyſpiel Gottgehorchen-
den Gottgelaſſenen Kinderſinns — Das allervollkom-
menſte Beyſpiel der Geduld, Langmuth, Verſöhnlich-
keit gegen die grimmigſten Feinde — Das allervollkom-
menſte Beyſpiel des Glaubens an Unſterblichkeit und
Vergeltung des Guten, das Er that, und des Böſen,
das Er um des Guten willen litt, war der Tod Jeſu.
Er war der Tod der Unſchuld ſelbſt! — Ein
Gottwohlgefälliges Opfer, das Gott mehr als alles be-
lohnen konnte, was je von Menſchen Gutes gethan,
oder Böſes um des Guten willen gelitten war. So
konnte kein Sterblicher, ſo kein Sünder ſterben. Auf
jeden Sünder hatte der Tod ein Recht; Auf den Allein-
reinen durchaus nicht. Wer für einen andern ſtirbt,
ſtirbt nur früher. Er wäre vielleicht wenige Tage,
Stunden oder Augenblicke nachher ſonſt geſtorben. Ge-
nau zu reden kann kein Sterblicher für einen Sterblichen
ſterben. Er bezahlt, indem er für einen andern ſtirbt,
nurſeine eigene Schuld. Chriſtus hatte keine eigene
Schuld zu bezahlen. Er wäre natürlicher Weiſe nie
geſtorben. Der Tod iſt der Sünde Sold. Chriſtus
hatte nie geſündigt. Chriſtus hatte das größte Recht
auf die Unſterblichkeit ohne Tod. Sein Tod iſt alſo im
erhabenſten Sinn Opfer für andere. Wer um ſeiner
ſelbſt willen nicht ſterben kann, und doch ſtirbt, der muß
um anderer willen ſterben. Chriſtus ſtarb für andere.
Er trug unſere Sünden an ſeinem Leib’ auf das
Holz. Fremde Sünden, dieß iſt ſo buchſtäblich wahr,
wie möglich, brachten ihn ans Kreuz. Er ſtarb, der
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 527[547]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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