Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Matthäus XXVII.
sie in Ihm verhöhnen. Sie vermögen nichts wider die
Wahrheit, sondern nur für die Wahrheit. Sie bauen,
indem sie zu zerstöhren gedenken. Laß dir das zum Tro-
ste dienen, redlicher Verehrer der Gottheit, treuer, war-
mer Menschenfreund! Wenn Gott für dich ist, wer
mag wider dich seyn? Wenn Gott dich ehren will, wer
wird dich schänden können? Jedes Wort wider dich ge-
redet, geschrieben, gedruckt -- wird zu einem Ehren-
worte für dich werden, wenn du Gott vertraust, und
andern eher und lieber hilfst, als dir selber. Wie entsetz-
lich muß drey Tage nachher den Spöttern die Nachricht
der römischen Wächter auf's Herz gefallen seyn -- --
"Ohnmächtig stürzten wir zu Boden! Wir sahen einen
&q;Göttergleichen strahlenden Mann! Die Erde bebte!
&q;Der Stein prellte weg vom Grabe! Leer ist das Grab
&q;-- Wahrhaftig! Ihr habt einen Göttersohn zum To-
&q;de verurtheilt. Was Er von sich sagte, muß wahr
&q;seyn!"

Noch einmahl und noch zwanzigmahl. Wer Gott
ehret, den wird Er auch ehren -- und sogar durch die
Lästerworte seiner Feinde ehren.

Uebrigens gehört auch noch hieher eine Stelle aus
dem zweyten Capitel des Buchs der Weisheit -- deren
Erfüllung wir auf Golgatha sehen. --

Buch der
Weish. II.

Lasset uns auf den Gerechten lauren, dann
er machet uns viel Mühe, und setzet sich wider
unser Thun, und schilt uns, daß wir wider das
Gesetz sundigen, und rufet aus unser Wesen für

Sünde.

Matthäus XXVII.
ſie in Ihm verhöhnen. Sie vermögen nichts wider die
Wahrheit, ſondern nur für die Wahrheit. Sie bauen,
indem ſie zu zerſtöhren gedenken. Laß dir das zum Tro-
ſte dienen, redlicher Verehrer der Gottheit, treuer, war-
mer Menſchenfreund! Wenn Gott für dich iſt, wer
mag wider dich ſeyn? Wenn Gott dich ehren will, wer
wird dich ſchänden können? Jedes Wort wider dich ge-
redet, geſchrieben, gedruckt — wird zu einem Ehren-
worte für dich werden, wenn du Gott vertrauſt, und
andern eher und lieber hilfſt, als dir ſelber. Wie entſetz-
lich muß drey Tage nachher den Spöttern die Nachricht
der römiſchen Wächter auf’s Herz gefallen ſeyn — —
„Ohnmächtig ſtürzten wir zu Boden! Wir ſahen einen
&q;Göttergleichen ſtrahlenden Mann! Die Erde bebte!
&q;Der Stein prellte weg vom Grabe! Leer iſt das Grab
&q;— Wahrhaftig! Ihr habt einen Götterſohn zum To-
&q;de verurtheilt. Was Er von ſich ſagte, muß wahr
&q;ſeyn!„

Noch einmahl und noch zwanzigmahl. Wer Gott
ehret, den wird Er auch ehren — und ſogar durch die
Läſterworte ſeiner Feinde ehren.

Uebrigens gehört auch noch hieher eine Stelle aus
dem zweyten Capitel des Buchs der Weisheit — deren
Erfüllung wir auf Golgatha ſehen. —

Buch der
Weish. II.

Laſſet uns auf den Gerechten lauren, dann
er machet uns viel Mühe, und ſetzet ſich wider
unſer Thun, und ſchilt uns, daß wir wider das
Geſetz ſundigen, und rufet aus unſer Weſen für

Sünde.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0550" n="522[542]"/><fw place="top" type="header">Matthäus <hi rendition="#aq">XXVII.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie in Ihm verhöhnen. Sie vermögen nichts wider die<lb/>
Wahrheit, &#x017F;ondern nur für die Wahrheit. Sie bauen,<lb/>
indem &#x017F;ie zu zer&#x017F;töhren gedenken. Laß dir das zum Tro-<lb/>
&#x017F;te dienen, redlicher Verehrer der Gottheit, treuer, war-<lb/>
mer Men&#x017F;chenfreund! Wenn Gott für dich i&#x017F;t, wer<lb/>
mag wider dich &#x017F;eyn? Wenn Gott dich ehren will, wer<lb/>
wird dich &#x017F;chänden können? Jedes Wort wider dich ge-<lb/>
redet, ge&#x017F;chrieben, gedruckt &#x2014; wird zu einem Ehren-<lb/>
worte für dich werden, wenn du Gott vertrau&#x017F;t, und<lb/>
andern eher und lieber hilf&#x017F;t, als dir &#x017F;elber. Wie ent&#x017F;etz-<lb/>
lich muß drey Tage nachher den Spöttern die Nachricht<lb/>
der römi&#x017F;chen Wächter auf&#x2019;s Herz gefallen &#x017F;eyn &#x2014; &#x2014;<lb/>
&#x201E;Ohnmächtig &#x017F;türzten wir zu Boden! Wir &#x017F;ahen einen<lb/>
&amp;q;Göttergleichen &#x017F;trahlenden Mann! Die Erde bebte!<lb/>
&amp;q;Der Stein prellte weg vom Grabe! Leer i&#x017F;t das Grab<lb/>
&amp;q;&#x2014; Wahrhaftig! Ihr habt einen Götter&#x017F;ohn zum To-<lb/>
&amp;q;de verurtheilt. Was Er von &#x017F;ich &#x017F;agte, muß wahr<lb/>
&amp;q;&#x017F;eyn!&#x201E;</p><lb/>
            <p>Noch einmahl und noch zwanzigmahl. Wer Gott<lb/>
ehret, den wird Er auch ehren &#x2014; und &#x017F;ogar durch die<lb/>&#x017F;terworte &#x017F;einer Feinde ehren.</p><lb/>
            <p>Uebrigens gehört auch noch hieher eine Stelle aus<lb/>
dem zweyten Capitel des Buchs der Weisheit &#x2014; deren<lb/>
Erfüllung wir auf Golgatha &#x017F;ehen. &#x2014;</p><lb/>
            <note place="left">Buch der<lb/>
Weish. <hi rendition="#aq">II.</hi></note>
            <p> <hi rendition="#fr">La&#x017F;&#x017F;et uns auf den Gerechten lauren, dann<lb/>
er machet uns viel Mühe, und &#x017F;etzet &#x017F;ich wider<lb/>
un&#x017F;er Thun, und &#x017F;chilt uns, daß wir wider das<lb/>
Ge&#x017F;etz &#x017F;undigen, und rufet aus un&#x017F;er We&#x017F;en für</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Sünde.</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522[542]/0550] Matthäus XXVII. ſie in Ihm verhöhnen. Sie vermögen nichts wider die Wahrheit, ſondern nur für die Wahrheit. Sie bauen, indem ſie zu zerſtöhren gedenken. Laß dir das zum Tro- ſte dienen, redlicher Verehrer der Gottheit, treuer, war- mer Menſchenfreund! Wenn Gott für dich iſt, wer mag wider dich ſeyn? Wenn Gott dich ehren will, wer wird dich ſchänden können? Jedes Wort wider dich ge- redet, geſchrieben, gedruckt — wird zu einem Ehren- worte für dich werden, wenn du Gott vertrauſt, und andern eher und lieber hilfſt, als dir ſelber. Wie entſetz- lich muß drey Tage nachher den Spöttern die Nachricht der römiſchen Wächter auf’s Herz gefallen ſeyn — — „Ohnmächtig ſtürzten wir zu Boden! Wir ſahen einen &q;Göttergleichen ſtrahlenden Mann! Die Erde bebte! &q;Der Stein prellte weg vom Grabe! Leer iſt das Grab &q;— Wahrhaftig! Ihr habt einen Götterſohn zum To- &q;de verurtheilt. Was Er von ſich ſagte, muß wahr &q;ſeyn!„ Noch einmahl und noch zwanzigmahl. Wer Gott ehret, den wird Er auch ehren — und ſogar durch die Läſterworte ſeiner Feinde ehren. Uebrigens gehört auch noch hieher eine Stelle aus dem zweyten Capitel des Buchs der Weisheit — deren Erfüllung wir auf Golgatha ſehen. — Laſſet uns auf den Gerechten lauren, dann er machet uns viel Mühe, und ſetzet ſich wider unſer Thun, und ſchilt uns, daß wir wider das Geſetz ſundigen, und rufet aus unſer Weſen für Sünde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/550
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 522[542]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/550>, abgerufen am 25.11.2024.