Linken. Die aber vorüber giengen, lästerten Ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: Der du den Tempel Gottes zerbrichst, und bauest ihn in dreyen Tagen, hilf dir selber. Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz. Des- gleichen auch die Hohenpriester spotteten sein, sammt den Schriftgelehrten und Aeltesten, und sprachen: Andern hat Er geholfen, und kann Ihm selber nicht helfen. Ist Er der König in Israel, so steige Er nun vom Kreuz; So wol- len wir Ihm glauben. Er hat Gott vertraut: Der erlöse Ihn nun, so Er Lust hat. Denn Er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn. Desglei- chen schmäheten Ihn auch die Mörder, die mit Ihm gekreuzigt waren.
Noch einmahl: Es war keine Schmach zu erden- ken, die dem Ehrwürdigsten nicht angethan ward. Von der hochstolzen Priesterschaft herab durch alle Classen des Pöbels bis auf den einen verruchten Mörder -- war alles Ein Herz, Eine Seele, Ein Gespött, Ein bos- haftes Hohngelächter wider Christus. Aber, was war's, was Ihm der bitterste und grimmigste Spott vorwerfen konnte? Nichts, als Gottseeligkeit und Tugend; Nichts, als Religion und Menschenliebe -- Er ver- traute auf Gott -- -- und andern hat Er gehol- fen. Sie zeugen wider sich selbst, indem sie wider Ihn zeugen wollen. Sie ehren Ihn, indem sie Ihn lästern; Sie erfüllen alte Weissagungen und bestätigen dadurch wider Absicht und Willen, daß Er die Person sey, die
sie
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Verhöhnung Jeſu.
Linken. Die aber vorüber giengen, läſterten Ihn und ſchüttelten ihre Köpfe und ſprachen: Der du den Tempel Gottes zerbrichſt, und baueſt ihn in dreyen Tagen, hilf dir ſelber. Biſt du Gottes Sohn, ſo ſteig herab vom Kreuz. Des- gleichen auch die Hohenprieſter ſpotteten ſein, ſammt den Schriftgelehrten und Aelteſten, und ſprachen: Andern hat Er geholfen, und kann Ihm ſelber nicht helfen. Iſt Er der König in Iſrael, ſo ſteige Er nun vom Kreuz; So wol- len wir Ihm glauben. Er hat Gott vertraut: Der erlöſe Ihn nun, ſo Er Luſt hat. Denn Er hat geſagt: Ich bin Gottes Sohn. Desglei- chen ſchmäheten Ihn auch die Mörder, die mit Ihm gekreuzigt waren.
Noch einmahl: Es war keine Schmach zu erden- ken, die dem Ehrwürdigſten nicht angethan ward. Von der hochſtolzen Prieſterſchaft herab durch alle Claſſen des Pöbels bis auf den einen verruchten Mörder — war alles Ein Herz, Eine Seele, Ein Geſpött, Ein bos- haftes Hohngelächter wider Chriſtus. Aber, was war’s, was Ihm der bitterſte und grimmigſte Spott vorwerfen konnte? Nichts, als Gottſeeligkeit und Tugend; Nichts, als Religion und Menſchenliebe — Er ver- traute auf Gott — — und andern hat Er gehol- fen. Sie zeugen wider ſich ſelbſt, indem ſie wider Ihn zeugen wollen. Sie ehren Ihn, indem ſie Ihn läſtern; Sie erfüllen alte Weiſſagungen und beſtätigen dadurch wider Abſicht und Willen, daß Er die Perſon ſey, die
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Verhöhnung Jeſu.
Linken. Die aber vorüber giengen, läſterten Ihn
und ſchüttelten ihre Köpfe und ſprachen: Der
du den Tempel Gottes zerbrichſt, und baueſt
ihn in dreyen Tagen, hilf dir ſelber. Biſt du
Gottes Sohn, ſo ſteig herab vom Kreuz. Des-
gleichen auch die Hohenprieſter ſpotteten ſein,
ſammt den Schriftgelehrten und Aelteſten, und
ſprachen: Andern hat Er geholfen, und kann
Ihm ſelber nicht helfen. Iſt Er der König in
Iſrael, ſo ſteige Er nun vom Kreuz; So wol-
len wir Ihm glauben. Er hat Gott vertraut:
Der erlöſe Ihn nun, ſo Er Luſt hat. Denn Er
hat geſagt: Ich bin Gottes Sohn. Desglei-
chen ſchmäheten Ihn auch die Mörder, die mit
Ihm gekreuzigt waren.
Noch einmahl: Es war keine Schmach zu erden-
ken, die dem Ehrwürdigſten nicht angethan ward. Von
der hochſtolzen Prieſterſchaft herab durch alle Claſſen
des Pöbels bis auf den einen verruchten Mörder —
war alles Ein Herz, Eine Seele, Ein Geſpött, Ein bos-
haftes Hohngelächter wider Chriſtus. Aber, was war’s,
was Ihm der bitterſte und grimmigſte Spott vorwerfen
konnte? Nichts, als Gottſeeligkeit und Tugend;
Nichts, als Religion und Menſchenliebe — Er ver-
traute auf Gott — — und andern hat Er gehol-
fen. Sie zeugen wider ſich ſelbſt, indem ſie wider Ihn
zeugen wollen. Sie ehren Ihn, indem ſie Ihn läſtern;
Sie erfüllen alte Weiſſagungen und beſtätigen dadurch
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 521[541]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/549>, abgerufen am 24.11.2024.
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