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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXVI.
&q;Nichts von dem, was itzt vorgeht, so unbegreiflich es
&q;euch dünken mag, geschieht ohne Verordnung oder aus-
&q;ser dem Plane der göttlichen Weisheit. Alles ist längst
&q;vorgesagt; Alles aufs genaueste vorher bezeichnet.
&q;Und darum bin ich da, an mir alles Verkündigte ge-
&q;schehen zu lassen. Dem Sohne geziemt des Vaters Wil-
&q;len sich hinzugeben." Solche unbegränzte Achtung
hatte unser Herr für Gottes Willen und das geschriebene
prophetische Wort. Ich kann's, besonders zu dieser Zeit,
nicht oft genug sagen, daß ich nicht begreifen kann, wie
einer Christus ehren und seine Ehrfurcht für die alten
prophetischen Schriften gering achten kann. Gerade in
dem folgenden Verse äussert Er vor der ganzen Rotte
ganz ausdrücklich und gefiissentlich diese seine Ehrfurcht
für diese uralten Urkunden göttlicher Offenbahrungen.
Wenn wir Christen seyn wollen, Brüder, so laßt uns
von Gott, der Natur, der Fürsehung, den heiligen Schrif-
ten denken, wie Christus davon dachte. Je ähnlicher
Ihm -- desto näher der göttlichen Wahrheit. Chri-
stus
ehrte aber dadurch besonders den Buchstaben und
Geist dieser Schriften, daß Er alles, was darinn zer-
streut war, als ein ganzes übersahe -- dessen Mittel-
punkt und Gegenstand er selbst sey -- daß Er in jedem
(aktifen und paßifen) Sinne durch Leiden und durch
Wirken alles erfüllen wollte. So hat niemand, wie
Er das göttliche Gesetz, dem Buchstaben und Geiste
nach erfüllt; Niemand, wie Er, alles gelitten, was
ein Uebertreter des Gesetzes leiden sollte. Er hatte dem
göttlichen Gesetze auf die möglichste Weise genug ge-

than

Matthäus XXVI.
&q;Nichts von dem, was itzt vorgeht, ſo unbegreiflich es
&q;euch dünken mag, geſchieht ohne Verordnung oder auſ-
&q;ſer dem Plane der göttlichen Weisheit. Alles iſt längſt
&q;vorgeſagt; Alles aufs genaueſte vorher bezeichnet.
&q;Und darum bin ich da, an mir alles Verkündigte ge-
&q;ſchehen zu laſſen. Dem Sohne geziemt des Vaters Wil-
&q;len ſich hinzugeben.„ Solche unbegränzte Achtung
hatte unſer Herr für Gottes Willen und das geſchriebene
prophetiſche Wort. Ich kann’s, beſonders zu dieſer Zeit,
nicht oft genug ſagen, daß ich nicht begreifen kann, wie
einer Chriſtus ehren und ſeine Ehrfurcht für die alten
prophetiſchen Schriften gering achten kann. Gerade in
dem folgenden Verſe äuſſert Er vor der ganzen Rotte
ganz ausdrücklich und gefiiſſentlich dieſe ſeine Ehrfurcht
für dieſe uralten Urkunden göttlicher Offenbahrungen.
Wenn wir Chriſten ſeyn wollen, Brüder, ſo laßt uns
von Gott, der Natur, der Fürſehung, den heiligen Schrif-
ten denken, wie Chriſtus davon dachte. Je ähnlicher
Ihm — deſto näher der göttlichen Wahrheit. Chri-
ſtus
ehrte aber dadurch beſonders den Buchſtaben und
Geiſt dieſer Schriften, daß Er alles, was darinn zer-
ſtreut war, als ein ganzes überſahe — deſſen Mittel-
punkt und Gegenſtand er ſelbſt ſey — daß Er in jedem
(aktifen und paßifen) Sinne durch Leiden und durch
Wirken alles erfüllen wollte. So hat niemand, wie
Er das göttliche Geſetz, dem Buchſtaben und Geiſte
nach erfüllt; Niemand, wie Er, alles gelitten, was
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[474[494]/0502] Matthäus XXVI. &q;Nichts von dem, was itzt vorgeht, ſo unbegreiflich es &q;euch dünken mag, geſchieht ohne Verordnung oder auſ- &q;ſer dem Plane der göttlichen Weisheit. Alles iſt längſt &q;vorgeſagt; Alles aufs genaueſte vorher bezeichnet. &q;Und darum bin ich da, an mir alles Verkündigte ge- &q;ſchehen zu laſſen. Dem Sohne geziemt des Vaters Wil- &q;len ſich hinzugeben.„ Solche unbegränzte Achtung hatte unſer Herr für Gottes Willen und das geſchriebene prophetiſche Wort. Ich kann’s, beſonders zu dieſer Zeit, nicht oft genug ſagen, daß ich nicht begreifen kann, wie einer Chriſtus ehren und ſeine Ehrfurcht für die alten prophetiſchen Schriften gering achten kann. Gerade in dem folgenden Verſe äuſſert Er vor der ganzen Rotte ganz ausdrücklich und gefiiſſentlich dieſe ſeine Ehrfurcht für dieſe uralten Urkunden göttlicher Offenbahrungen. Wenn wir Chriſten ſeyn wollen, Brüder, ſo laßt uns von Gott, der Natur, der Fürſehung, den heiligen Schrif- ten denken, wie Chriſtus davon dachte. Je ähnlicher Ihm — deſto näher der göttlichen Wahrheit. Chri- ſtus ehrte aber dadurch beſonders den Buchſtaben und Geiſt dieſer Schriften, daß Er alles, was darinn zer- ſtreut war, als ein ganzes überſahe — deſſen Mittel- punkt und Gegenſtand er ſelbſt ſey — daß Er in jedem (aktifen und paßifen) Sinne durch Leiden und durch Wirken alles erfüllen wollte. So hat niemand, wie Er das göttliche Geſetz, dem Buchſtaben und Geiſte nach erfüllt; Niemand, wie Er, alles gelitten, was ein Uebertreter des Geſetzes leiden ſollte. Er hatte dem göttlichen Geſetze auf die möglichſte Weiſe genug ge- than

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 474[494]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/502>, abgerufen am 24.11.2024.