bitten, daß Er mir zuschickte, mehr denn zwölf Legionen Engel. Wie würde aber die Schrift erfüllt? Es muß also gehen.
Wie treu seinem Versprechen und seinem Charakter war Petrus hier -- muthig, heftig, vordringend, ent- scheidend. Wer kann's ihm zur Sünde rechnen? -- Und dennoch wollte Jesus nicht auf solche Weise ver- theidigt seyn -- wollte nicht, daß seine Jünger Waffen brauchen sollten -- selbst zur Vertheidigung anderer nicht; Denn offenbar wollte Petrus seinen Herrn, nicht sich, vertheidigen. -- Stecke dein Schwert an sein Ort, denn alle, die das Schwert nehmen, werden mit dem Schwert umkommen -- "Wer &q;Gewalt braucht, hat Gegengewalt zu erwarten. Wer &q;mein Jünger seyn will, muß sich auch dadurch von &q;der Welt unterscheiden -- daß er sich ohne gewaltsa- &q;me Gegenwehr der Gewalt hingiebt. -- Wenn's Mir &q;darum zu thun wäre, dem mir bevorstehenden Schick- &q;sal zu entgehen -- wie wenig bedürfte ich deines schü- &q;tzenden Schwertes -- Ich dürfte nur meinen Va- &q;ter -- nur die unsichtbarc alles beherrschende Allmacht &q;anflehen, -- und viele tausend Engel, deren jeder &q;allein dieser Schaar gewachsen wäre, stünden mir zu &q;Gebote. Das will ich nicht, was ich doch wollen könn- &q;te. Leiden will ich; Allem mich unterwerfen; Alles &q;tragen, was die menschliche Natur tragen kann. (Wer &q;alles geniessen will, muß alles tragen lernen, die ties- &q;ste Leidsamkeit ist der Weg zur höchsten Wirksamkeit -- &q;die tiefste Erniedrigung zur höchsten Erhabenheit)
&q;Nichts
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Petrus. Schwertnehmen. Schrifterf.
bitten, daß Er mir zuſchickte, mehr denn zwölf Legionen Engel. Wie würde aber die Schrift erfüllt? Es muß alſo gehen.
Wie treu ſeinem Verſprechen und ſeinem Charakter war Petrus hier — muthig, heftig, vordringend, ent- ſcheidend. Wer kann’s ihm zur Sünde rechnen? — Und dennoch wollte Jeſus nicht auf ſolche Weiſe ver- theidigt ſeyn — wollte nicht, daß ſeine Jünger Waffen brauchen ſollten — ſelbſt zur Vertheidigung anderer nicht; Denn offenbar wollte Petrus ſeinen Herrn, nicht ſich, vertheidigen. — Stecke dein Schwert an ſein Ort, denn alle, die das Schwert nehmen, werden mit dem Schwert umkommen — „Wer &q;Gewalt braucht, hat Gegengewalt zu erwarten. Wer &q;mein Jünger ſeyn will, muß ſich auch dadurch von &q;der Welt unterſcheiden — daß er ſich ohne gewaltſa- &q;me Gegenwehr der Gewalt hingiebt. — Wenn’s Mir &q;darum zu thun wäre, dem mir bevorſtehenden Schick- &q;ſal zu entgehen — wie wenig bedürfte ich deines ſchü- &q;tzenden Schwertes — Ich dürfte nur meinen Va- &q;ter — nur die unſichtbarc alles beherrſchende Allmacht &q;anflehen, — und viele tauſend Engel, deren jeder &q;allein dieſer Schaar gewachſen wäre, ſtünden mir zu &q;Gebote. Das will ich nicht, was ich doch wollen könn- &q;te. Leiden will ich; Allem mich unterwerfen; Alles &q;tragen, was die menſchliche Natur tragen kann. (Wer &q;alles genieſſen will, muß alles tragen lernen, die tieſ- &q;ſte Leidſamkeit iſt der Weg zur höchſten Wirkſamkeit — &q;die tiefſte Erniedrigung zur höchſten Erhabenheit)
&q;Nichts
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[473[493]/0501]
Petrus. Schwertnehmen. Schrifterf.
bitten, daß Er mir zuſchickte, mehr denn zwölf
Legionen Engel. Wie würde aber die Schrift
erfüllt? Es muß alſo gehen.
Wie treu ſeinem Verſprechen und ſeinem Charakter
war Petrus hier — muthig, heftig, vordringend, ent-
ſcheidend. Wer kann’s ihm zur Sünde rechnen? —
Und dennoch wollte Jeſus nicht auf ſolche Weiſe ver-
theidigt ſeyn — wollte nicht, daß ſeine Jünger Waffen
brauchen ſollten — ſelbſt zur Vertheidigung anderer
nicht; Denn offenbar wollte Petrus ſeinen Herrn, nicht
ſich, vertheidigen. — Stecke dein Schwert an
ſein Ort, denn alle, die das Schwert nehmen,
werden mit dem Schwert umkommen — „Wer
&q;Gewalt braucht, hat Gegengewalt zu erwarten. Wer
&q;mein Jünger ſeyn will, muß ſich auch dadurch von
&q;der Welt unterſcheiden — daß er ſich ohne gewaltſa-
&q;me Gegenwehr der Gewalt hingiebt. — Wenn’s Mir
&q;darum zu thun wäre, dem mir bevorſtehenden Schick-
&q;ſal zu entgehen — wie wenig bedürfte ich deines ſchü-
&q;tzenden Schwertes — Ich dürfte nur meinen Va-
&q;ter — nur die unſichtbarc alles beherrſchende Allmacht
&q;anflehen, — und viele tauſend Engel, deren jeder
&q;allein dieſer Schaar gewachſen wäre, ſtünden mir zu
&q;Gebote. Das will ich nicht, was ich doch wollen könn-
&q;te. Leiden will ich; Allem mich unterwerfen; Alles
&q;tragen, was die menſchliche Natur tragen kann. (Wer
&q;alles genieſſen will, muß alles tragen lernen, die tieſ-
&q;ſte Leidſamkeit iſt der Weg zur höchſten Wirkſamkeit —
&q;die tiefſte Erniedrigung zur höchſten Erhabenheit)
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 473[493]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/501>, abgerufen am 25.11.2024.
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