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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXIV.
und Er ist Mensch, hat ein Menschen - und Bruderherz.
Er fühlt die Angst und Noth, die Verlegenheit und
Rathlosigkeit der armen Flüchtlinge, die Angst und Rath-
losigkeit des zarten, furchtsamen Geschlechtes, zumal
der Schwangern und Säugenden, die mit ihren Lieblin-
gen unter dem Herzen und an der Brust kaum zu flie-
hen vermochten, die verwayst, wie bald in irgend ei-
ner Einöde verschmachten, oder unter dem Schwerdte
des Mörders dahin sinken mußten. O sanftes, mitlei-
dendes, inniges Menschen - und Bruderherz des Einge-
bohrnen des Vaters! Selbst unter den schwehrsten La-
sten seines eigenen Leidens fühlt Er diesen vorgesagten
Luc. XXIII.
28-30.
Jammer mit innigster Wehmuth. Ihr Töchter Je-
rusalems, weynet nicht über mich, sondern wey-
net über euch selbst, und über euere Kinder. Denn
siehe, es kommen Tage, in welchen man sagen
wird: Seelig sind die Unfruchtbaren, und die
Leiber, die nicht gebohren haben, und die Brü-
ste, die nicht gesäuget haben! Denn werden sie
anfangen zu den Bergen zu sagen: Fallet über uns,
und zu den Hügeln: Bedecket uns!
-- O Mütter,
Schwangere, Säugende! Wie muß es euch in der Seele
freuen, daß Christus euer so besonders und nament-
lich
gedenket, euern Schmerz und Jammer so milde und
brüderlich mitfühlt! Ja Er ist der zärtlichste, gefühl-
vollste Menschensohn und Menschenbruder, wie Er der
allmächtige, allschaffende Gottessohn und Menschen-
herr ist. Er verdient das innigste, kühnste Zutrauen,
wie Er die tiefste Ehrfurcht und Anbethung verdient!

Bittet

Matthäus XXIV.
und Er iſt Menſch, hat ein Menſchen – und Bruderherz.
Er fühlt die Angſt und Noth, die Verlegenheit und
Rathloſigkeit der armen Flüchtlinge, die Angſt und Rath-
loſigkeit des zarten, furchtſamen Geſchlechtes, zumal
der Schwangern und Säugenden, die mit ihren Lieblin-
gen unter dem Herzen und an der Bruſt kaum zu flie-
hen vermochten, die verwayſt, wie bald in irgend ei-
ner Einöde verſchmachten, oder unter dem Schwerdte
des Mörders dahin ſinken mußten. O ſanftes, mitlei-
dendes, inniges Menſchen – und Bruderherz des Einge-
bohrnen des Vaters! Selbſt unter den ſchwehrſten La-
ſten ſeines eigenen Leidens fühlt Er dieſen vorgeſagten
Luc. XXIII.
28-30.
Jammer mit innigſter Wehmuth. Ihr Töchter Je-
ruſalems, weynet nicht über mich, ſondern wey-
net über euch ſelbſt, und über euere Kinder. Denn
ſiehe, es kommen Tage, in welchen man ſagen
wird: Seelig ſind die Unfruchtbaren, und die
Leiber, die nicht gebohren haben, und die Brü-
ſte, die nicht geſäuget haben! Denn werden ſie
anfangen zu den Bergen zu ſagen: Fallet über uns,
und zu den Hügeln: Bedecket uns!
— O Mütter,
Schwangere, Säugende! Wie muß es euch in der Seele
freuen, daß Chriſtus euer ſo beſonders und nament-
lich
gedenket, euern Schmerz und Jammer ſo milde und
brüderlich mitfühlt! Ja Er iſt der zärtlichſte, gefühl-
vollſte Menſchenſohn und Menſchenbruder, wie Er der
allmächtige, allſchaffende Gottesſohn und Menſchen-
herr iſt. Er verdient das innigſte, kühnſte Zutrauen,
wie Er die tiefſte Ehrfurcht und Anbethung verdient!

Bittet
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[394[414]/0422] Matthäus XXIV. und Er iſt Menſch, hat ein Menſchen – und Bruderherz. Er fühlt die Angſt und Noth, die Verlegenheit und Rathloſigkeit der armen Flüchtlinge, die Angſt und Rath- loſigkeit des zarten, furchtſamen Geſchlechtes, zumal der Schwangern und Säugenden, die mit ihren Lieblin- gen unter dem Herzen und an der Bruſt kaum zu flie- hen vermochten, die verwayſt, wie bald in irgend ei- ner Einöde verſchmachten, oder unter dem Schwerdte des Mörders dahin ſinken mußten. O ſanftes, mitlei- dendes, inniges Menſchen – und Bruderherz des Einge- bohrnen des Vaters! Selbſt unter den ſchwehrſten La- ſten ſeines eigenen Leidens fühlt Er dieſen vorgeſagten Jammer mit innigſter Wehmuth. Ihr Töchter Je- ruſalems, weynet nicht über mich, ſondern wey- net über euch ſelbſt, und über euere Kinder. Denn ſiehe, es kommen Tage, in welchen man ſagen wird: Seelig ſind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht gebohren haben, und die Brü- ſte, die nicht geſäuget haben! Denn werden ſie anfangen zu den Bergen zu ſagen: Fallet über uns, und zu den Hügeln: Bedecket uns! — O Mütter, Schwangere, Säugende! Wie muß es euch in der Seele freuen, daß Chriſtus euer ſo beſonders und nament- lich gedenket, euern Schmerz und Jammer ſo milde und brüderlich mitfühlt! Ja Er iſt der zärtlichſte, gefühl- vollſte Menſchenſohn und Menſchenbruder, wie Er der allmächtige, allſchaffende Gottesſohn und Menſchen- herr iſt. Er verdient das innigſte, kühnſte Zutrauen, wie Er die tiefſte Ehrfurcht und Anbethung verdient! Luc. XXIII. 28-30. Bittet

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 394[414]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/422>, abgerufen am 22.11.2024.