schen geliebt seyn. Was ist Religion? Liebe des Lie- benswürdigsten; Freude, herzliche Freude an dem, der mehr Freude geben kann, als alles ausser Ihm -- Freu- de an dem, den Er sein Ebenbild nennt. Wer lieben kann, kann alles. Wer Gott und sein Ebenbild den Menschen liebt, der kann nicht sündigen -- der kann nichts als Gutes wollen und Gutes thun -- Wie die Liebe; So die Religion, so die Tugend; So unsre sitt- liche Vollkommenheit; So die Seeligkeit unsers Gei- stes in der gegenwärtigen und zukünftigen Welt.
160. Der Meßias, Davids Sohn.
Da die Pharisäer bey einander waren, fragteMatth. XXII. 41-45 sie Jesus und sprach: Was dünket euch von Chri- stus? (Von dem Meßias, den Israel erwartet?) Wessen Sohn ist Er? Sie sprachen: Davids! Er sprach zu ihnen: Wie nennet Ihn denn Da- vid im Geist einen Herrn, da er saget: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu mei- ner Rechten, bis daß Ich lege Deine Feinde zum Schemel deiner Füße. So nun David Ihn ei- nen Herrn nennet; Wie ist er denn sein Sohn? Und niemand konnte Ihm ein Wort antworten, und niemand durfte Ihn von diesem Tag an wei- ter fragen.
Die Räthsel Jesu bezogen sich größtentheils auf Ihn selbst -- auf seine eigene göttliche, über Davidi- sche Würde. Er, Er selbst war der Gegenstand und
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Der Meßias, Davids Sohn.
ſchen geliebt ſeyn. Was iſt Religion? Liebe des Lie- benswürdigſten; Freude, herzliche Freude an dem, der mehr Freude geben kann, als alles auſſer Ihm — Freu- de an dem, den Er ſein Ebenbild nennt. Wer lieben kann, kann alles. Wer Gott und ſein Ebenbild den Menſchen liebt, der kann nicht ſündigen — der kann nichts als Gutes wollen und Gutes thun — Wie die Liebe; So die Religion, ſo die Tugend; So unſre ſitt- liche Vollkommenheit; So die Seeligkeit unſers Gei- ſtes in der gegenwärtigen und zukünftigen Welt.
160. Der Meßias, Davids Sohn.
Da die Phariſäer bey einander waren, fragteMatth. XXII. 41-45 ſie Jeſus und ſprach: Was dünket euch von Chri- ſtus? (Von dem Meßias, den Iſrael erwartet?) Weſſen Sohn iſt Er? Sie ſprachen: Davids! Er ſprach zu ihnen: Wie nennet Ihn denn Da- vid im Geiſt einen Herrn, da er ſaget: Der Herr hat geſagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu mei- ner Rechten, bis daß Ich lege Deine Feinde zum Schemel deiner Füße. So nun David Ihn ei- nen Herrn nennet; Wie iſt er denn ſein Sohn? Und niemand konnte Ihm ein Wort antworten, und niemand durfte Ihn von dieſem Tag an wei- ter fragen.
Die Räthſel Jeſu bezogen ſich größtentheils auf Ihn ſelbſt — auf ſeine eigene göttliche, über Davidi- ſche Würde. Er, Er ſelbſt war der Gegenſtand und
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[345[365]/0373]
Der Meßias, Davids Sohn.
ſchen geliebt ſeyn. Was iſt Religion? Liebe des Lie-
benswürdigſten; Freude, herzliche Freude an dem, der
mehr Freude geben kann, als alles auſſer Ihm — Freu-
de an dem, den Er ſein Ebenbild nennt. Wer lieben
kann, kann alles. Wer Gott und ſein Ebenbild den
Menſchen liebt, der kann nicht ſündigen — der kann
nichts als Gutes wollen und Gutes thun — Wie die
Liebe; So die Religion, ſo die Tugend; So unſre ſitt-
liche Vollkommenheit; So die Seeligkeit unſers Gei-
ſtes in der gegenwärtigen und zukünftigen Welt.
160.
Der Meßias, Davids Sohn.
Da die Phariſäer bey einander waren, fragte
ſie Jeſus und ſprach: Was dünket euch von Chri-
ſtus? (Von dem Meßias, den Iſrael erwartet?)
Weſſen Sohn iſt Er? Sie ſprachen: Davids!
Er ſprach zu ihnen: Wie nennet Ihn denn Da-
vid im Geiſt einen Herrn, da er ſaget: Der Herr
hat geſagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu mei-
ner Rechten, bis daß Ich lege Deine Feinde zum
Schemel deiner Füße. So nun David Ihn ei-
nen Herrn nennet; Wie iſt er denn ſein Sohn?
Und niemand konnte Ihm ein Wort antworten,
und niemand durfte Ihn von dieſem Tag an wei-
ter fragen.
Matth.
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Die Räthſel Jeſu bezogen ſich größtentheils auf
Ihn ſelbſt — auf ſeine eigene göttliche, über Davidi-
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 345[365]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/373>, abgerufen am 23.11.2024.
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