Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeitmahl. Reich des Meßias.
und die Guten werden behalten und geehret -- gesön-
dert und verworfen das Böse und die Bösen. Nichts
Gutes wird verworfen. Nichts Böses wird angenom-
men. Nach dem Gleichnisse ist der Zweck zu dem die
Unterthanen gesammelt werden sollen -- Genuß von
Freude und Ehre im Hause des Königes, an seiner Ta-
fel, vor seinem Angesicht. Dazu sollen gesammelt wer-
den, die zu solchem Genusse Lust, Sinn, Fähigkeit ha-
ben, denen der König und sein Sohn theur und lieb
genug dazu ist, daß sie sich gerne einfinden. Klar ist
es auch hier, und nur zu unsrer Zeit nöthig, jedesmahl
angemerkt zu werden, daß Jesus auch in diesem Gleich-
nisse von einem künftigen höchstglückseligen, freyen, Ge-
nußreichen Zustande seiner Reichsgenossen redet; Und
nicht von dem Zustande der Christen, in den sie sogleich
in diesem Leben durch die Annahme des Evangeliums ge-
setzt werden; Denn so glückselig dieser Zustand auch
ist, so war er doch immer mit Creuz und Verfolgung
verbunden für alle, die in Jesu Christo ganz gott-
seelig lebten.

3. Das merkwürdigste, und was vornemlich auch
zur Absicht Jesu bey diesem Gleichnisse gehört, ist die
Offenbahrung der Huld Gottes -- gegen das jüdische
Volk, und gegen die Heiden. Das jüdische Volk wa-
ren die längstgeladenen zum Hochzeitmahle; Und als
die Zeit desselben vorhanden war, wie hatten sie sich
seit jene frühern Einladungen dieses Freudenmahls ihres
Königes so unwürdig gemacht! Und gleichwohl sendet der
König seine Bedienten zu diesen Geladenen, sie zur Hoch-

zeit

Hochzeitmahl. Reich des Meßias.
und die Guten werden behalten und geehret — geſön-
dert und verworfen das Böſe und die Böſen. Nichts
Gutes wird verworfen. Nichts Böſes wird angenom-
men. Nach dem Gleichniſſe iſt der Zweck zu dem die
Unterthanen geſammelt werden ſollen — Genuß von
Freude und Ehre im Hauſe des Königes, an ſeiner Ta-
fel, vor ſeinem Angeſicht. Dazu ſollen geſammelt wer-
den, die zu ſolchem Genuſſe Luſt, Sinn, Fähigkeit ha-
ben, denen der König und ſein Sohn theur und lieb
genug dazu iſt, daß ſie ſich gerne einfinden. Klar iſt
es auch hier, und nur zu unſrer Zeit nöthig, jedesmahl
angemerkt zu werden, daß Jeſus auch in dieſem Gleich-
niſſe von einem künftigen höchſtglückſeligen, freyen, Ge-
nußreichen Zuſtande ſeiner Reichsgenoſſen redet; Und
nicht von dem Zuſtande der Chriſten, in den ſie ſogleich
in dieſem Leben durch die Annahme des Evangeliums ge-
ſetzt werden; Denn ſo glückſelig dieſer Zuſtand auch
iſt, ſo war er doch immer mit Creuz und Verfolgung
verbunden für alle, die in Jeſu Chriſto ganz gott-
ſeelig lebten.

3. Das merkwürdigſte, und was vornemlich auch
zur Abſicht Jeſu bey dieſem Gleichniſſe gehört, iſt die
Offenbahrung der Huld Gottes — gegen das jüdiſche
Volk, und gegen die Heiden. Das jüdiſche Volk wa-
ren die längſtgeladenen zum Hochzeitmahle; Und als
die Zeit deſſelben vorhanden war, wie hatten ſie ſich
ſeit jene frühern Einladungen dieſes Freudenmahls ihres
Königes ſo unwürdig gemacht! Und gleichwohl ſendet der
König ſeine Bedienten zu dieſen Geladenen, ſie zur Hoch-

zeit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0359" n="331[351]"/><fw place="top" type="header">Hochzeitmahl. Reich des Meßias.</fw><lb/>
und die Guten werden behalten und geehret &#x2014; ge&#x017F;ön-<lb/>
dert und verworfen das Bö&#x017F;e und die Bö&#x017F;en. Nichts<lb/>
Gutes wird verworfen. Nichts Bö&#x017F;es wird angenom-<lb/>
men. Nach dem Gleichni&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t der Zweck zu dem die<lb/>
Unterthanen ge&#x017F;ammelt werden &#x017F;ollen &#x2014; Genuß von<lb/>
Freude und Ehre im Hau&#x017F;e des Königes, an &#x017F;einer Ta-<lb/>
fel, vor &#x017F;einem Ange&#x017F;icht. Dazu &#x017F;ollen ge&#x017F;ammelt wer-<lb/>
den, die zu &#x017F;olchem Genu&#x017F;&#x017F;e Lu&#x017F;t, Sinn, Fähigkeit ha-<lb/>
ben, denen der König und &#x017F;ein Sohn theur und lieb<lb/>
genug dazu i&#x017F;t, daß &#x017F;ie &#x017F;ich <hi rendition="#fr">gerne</hi> einfinden. Klar i&#x017F;t<lb/>
es auch hier, und nur zu un&#x017F;rer Zeit nöthig, jedesmahl<lb/>
angemerkt zu werden, daß <hi rendition="#fr">Je&#x017F;us</hi> auch in die&#x017F;em Gleich-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e von einem <hi rendition="#fr">künftigen</hi> höch&#x017F;tglück&#x017F;eligen, freyen, Ge-<lb/>
nußreichen Zu&#x017F;tande &#x017F;einer Reichsgeno&#x017F;&#x017F;en redet; Und<lb/>
nicht von dem Zu&#x017F;tande der Chri&#x017F;ten, in den &#x017F;ie &#x017F;ogleich<lb/>
in die&#x017F;em Leben durch die Annahme des Evangeliums ge-<lb/>
&#x017F;etzt werden; Denn &#x017F;o glück&#x017F;elig die&#x017F;er Zu&#x017F;tand auch<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o war er doch immer mit Creuz und Verfolgung<lb/>
verbunden <hi rendition="#fr">für alle, die in Je&#x017F;u Chri&#x017F;to ganz gott-<lb/>
&#x017F;eelig lebten.</hi></p><lb/>
            <p>3. Das merkwürdig&#x017F;te, und was vornemlich auch<lb/>
zur Ab&#x017F;icht Je&#x017F;u bey die&#x017F;em Gleichni&#x017F;&#x017F;e gehört, i&#x017F;t die<lb/>
Offenbahrung der <hi rendition="#fr">Huld Gottes</hi> &#x2014; gegen das jüdi&#x017F;che<lb/>
Volk, und gegen die Heiden. Das jüdi&#x017F;che Volk wa-<lb/>
ren die läng&#x017F;tgeladenen zum Hochzeitmahle; Und als<lb/>
die Zeit de&#x017F;&#x017F;elben vorhanden war, wie hatten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;eit jene frühern Einladungen die&#x017F;es Freudenmahls ihres<lb/>
Königes &#x017F;o unwürdig gemacht! Und gleichwohl &#x017F;endet der<lb/>
König &#x017F;eine Bedienten zu die&#x017F;en Geladenen, &#x017F;ie zur Hoch-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zeit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331[351]/0359] Hochzeitmahl. Reich des Meßias. und die Guten werden behalten und geehret — geſön- dert und verworfen das Böſe und die Böſen. Nichts Gutes wird verworfen. Nichts Böſes wird angenom- men. Nach dem Gleichniſſe iſt der Zweck zu dem die Unterthanen geſammelt werden ſollen — Genuß von Freude und Ehre im Hauſe des Königes, an ſeiner Ta- fel, vor ſeinem Angeſicht. Dazu ſollen geſammelt wer- den, die zu ſolchem Genuſſe Luſt, Sinn, Fähigkeit ha- ben, denen der König und ſein Sohn theur und lieb genug dazu iſt, daß ſie ſich gerne einfinden. Klar iſt es auch hier, und nur zu unſrer Zeit nöthig, jedesmahl angemerkt zu werden, daß Jeſus auch in dieſem Gleich- niſſe von einem künftigen höchſtglückſeligen, freyen, Ge- nußreichen Zuſtande ſeiner Reichsgenoſſen redet; Und nicht von dem Zuſtande der Chriſten, in den ſie ſogleich in dieſem Leben durch die Annahme des Evangeliums ge- ſetzt werden; Denn ſo glückſelig dieſer Zuſtand auch iſt, ſo war er doch immer mit Creuz und Verfolgung verbunden für alle, die in Jeſu Chriſto ganz gott- ſeelig lebten. 3. Das merkwürdigſte, und was vornemlich auch zur Abſicht Jeſu bey dieſem Gleichniſſe gehört, iſt die Offenbahrung der Huld Gottes — gegen das jüdiſche Volk, und gegen die Heiden. Das jüdiſche Volk wa- ren die längſtgeladenen zum Hochzeitmahle; Und als die Zeit deſſelben vorhanden war, wie hatten ſie ſich ſeit jene frühern Einladungen dieſes Freudenmahls ihres Königes ſo unwürdig gemacht! Und gleichwohl ſendet der König ſeine Bedienten zu dieſen Geladenen, ſie zur Hoch- zeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/359
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 331[351]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/359>, abgerufen am 23.11.2024.