besserlichen Heuchler. Diese Parabel zeigt mit einfälti- gen starken Zügen, das Geschehene, itzt Geschehende, und bald Geschehende; Die Geschichte des jüdischen Unglau- bens und der göttlichen Langmuth -- Es war einHebr. IV. 12. Wort Gottes, lebendig und kräftig und scharf, wie ein zweyschneidig Schwerdt -- das drang bis auf die Theilung der Seele und des Geistes, der Gläiche und des Markes, und war mächtig, die Gedanken und Sinnen des Herzens zu richten.
Mit welcher Weisheit verbarg und zeigte Christus in diesem Gleichniß, was Er zeigen und verbergen woll- te. Es war ein Wort im Geiste dessen, das er zu Ju- das sagte: Was du thust, das thu'aufs bäldeste.
2. Habet ihr nicht gelesen: Der Stein, den die Bauleute verwarfen, der ist zum Eckstein worden. Vom Herrn ist es geschehen, und es ist ein Wunder in unsern Augen. Das grosse Wort unsers Herrn ist immer: Habt ihr nicht gelesen? So ein Verehrer der Schrift war kein Israelit, wie Jesus. Wenn uns Christen, ich sage Christen etwas in der Welt Respekt für das alte Testament einflössen soll, so ist's diese dem Herrn so geläufige Frage: Habt ihr nicht gelesen? Der Jünger Jesu ist ein Verehrer der heili- gen israelitischen, besonders der prophetischen Schriften, die als solche nothwendig sich weniger auf die vormahli- gen und mehr auf die späteren Zeiten beziehen müssen.
3. Die ganze Geschichte des Christenthums liegt in dem uralten prophetischen, sinnbildlichen Worte: Der
Stein
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Jüdiſche Geiſtlichkeit. Weingarten.
beſſerlichen Heuchler. Dieſe Parabel zeigt mit einfälti- gen ſtarken Zügen, das Geſchehene, itzt Geſchehende, und bald Geſchehende; Die Geſchichte des jüdiſchen Unglau- bens und der göttlichen Langmuth — Es war einHebr. IV. 12. Wort Gottes, lebendig und kräftig und ſcharf, wie ein zweyſchneidig Schwerdt — das drang bis auf die Theilung der Seele und des Geiſtes, der Gläiche und des Markes, und war mächtig, die Gedanken und Sinnen des Herzens zu richten.
Mit welcher Weisheit verbarg und zeigte Chriſtus in dieſem Gleichniß, was Er zeigen und verbergen woll- te. Es war ein Wort im Geiſte deſſen, das er zu Ju- das ſagte: Was du thuſt, das thu’aufs bäldeſte.
2. Habet ihr nicht geleſen: Der Stein, den die Bauleute verwarfen, der iſt zum Eckſtein worden. Vom Herrn iſt es geſchehen, und es iſt ein Wunder in unſern Augen. Das groſſe Wort unſers Herrn iſt immer: Habt ihr nicht geleſen? So ein Verehrer der Schrift war kein Iſraelit, wie Jeſus. Wenn uns Chriſten, ich ſage Chriſten etwas in der Welt Reſpekt für das alte Teſtament einflöſſen ſoll, ſo iſt’s dieſe dem Herrn ſo geläufige Frage: Habt ihr nicht geleſen? Der Jünger Jeſu iſt ein Verehrer der heili- gen iſraelitiſchen, beſonders der prophetiſchen Schriften, die als ſolche nothwendig ſich weniger auf die vormahli- gen und mehr auf die ſpäteren Zeiten beziehen müſſen.
3. Die ganze Geſchichte des Chriſtenthums liegt in dem uralten prophetiſchen, ſinnbildlichen Worte: Der
Stein
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Jüdiſche Geiſtlichkeit. Weingarten.
beſſerlichen Heuchler. Dieſe Parabel zeigt mit einfälti-
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bald Geſchehende; Die Geſchichte des jüdiſchen Unglau-
bens und der göttlichen Langmuth — Es war ein
Wort Gottes, lebendig und kräftig und ſcharf,
wie ein zweyſchneidig Schwerdt — das drang
bis auf die Theilung der Seele und des Geiſtes,
der Gläiche und des Markes, und war mächtig,
die Gedanken und Sinnen des Herzens zu richten.
Hebr. IV.
12.
Mit welcher Weisheit verbarg und zeigte Chriſtus
in dieſem Gleichniß, was Er zeigen und verbergen woll-
te. Es war ein Wort im Geiſte deſſen, das er zu Ju-
das ſagte: Was du thuſt, das thu’aufs bäldeſte.
2. Habet ihr nicht geleſen: Der Stein, den
die Bauleute verwarfen, der iſt zum Eckſtein
worden. Vom Herrn iſt es geſchehen, und es
iſt ein Wunder in unſern Augen. Das groſſe Wort
unſers Herrn iſt immer: Habt ihr nicht geleſen? So
ein Verehrer der Schrift war kein Iſraelit, wie Jeſus.
Wenn uns Chriſten, ich ſage Chriſten etwas in der
Welt Reſpekt für das alte Teſtament einflöſſen ſoll, ſo
iſt’s dieſe dem Herrn ſo geläufige Frage: Habt ihr nicht
geleſen? Der Jünger Jeſu iſt ein Verehrer der heili-
gen iſraelitiſchen, beſonders der prophetiſchen Schriften,
die als ſolche nothwendig ſich weniger auf die vormahli-
gen und mehr auf die ſpäteren Zeiten beziehen müſſen.
3. Die ganze Geſchichte des Chriſtenthums liegt in
dem uralten prophetiſchen, ſinnbildlichen Worte: Der
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 323[343]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/351>, abgerufen am 23.11.2024.
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