&q;-- und Mich, der Ich täglich die göttlichsten Tha- &q;ten verrichte, wollet Ihr nicht dafür erkennen! Ihn &q;fragtet Ihr nicht mit der verachtenden Frechheit, wie &q;Mich -- Aus welcher Gewalt thust du dieß? &q;Oder Ihr begnügtet euch doch bloß mit seiner Ant- &q;wort: Es kann ein Mensch so was sich nicht her- &q;aus nehmen; Es sey ihm denn von oben herab &q;gegeben. Johannes zeugte von dem, der nach &q;ihm kam -- Hieltet ihr sein Zeugniß für wahr; Wie &q;könnet ihr Mich noch fragen, wer mich zu dieser Handlung &q;bevollmächtigt -- und hieltet ihr es für unwahr -- &q;warum liesset ihr ihn Zeugniß geben? -- War er auch &q;von euch bevollmächtigt? -- Und, wenn Er's nicht &q;war, warum zoget ihr ihn nicht zur Verantwortung?"
3. Diese Frage setzte sie in Verlegenheit -- Sie mogten Ja oder Nein antworten, so sahen sie voraus, daß sie an kein Ende kommen würden; Daß Beschä- mung vor Ihm oder dem Volke ihnen unausweichlich seyn würde. Wer in Verlegenheit setzen will, verdient in Verlegenheit gesetzt zu werden. Wer nicht hören und lernen will, dem soll nicht geantwortet, der soll nicht belehrt werden.
4. Wie wenig sich aber Jesus vor ihnen gefürch- tet und wie sehr Er sich Mühe gab, wenn es möglich wäre, ihr Gewissen zu bewegen -- erhellet aus der Pa- rabel, oder dem Gleichniß von den zween ungleichen Söh- nen desselben Vaters. "Aufs gute Worte geben kommt &q;es nicht an; Aufs Thun -- wenn auch im Anfange &q;das Herz oder die Natur sich sträubt -- wenn nur
&q;end-
Matthäus XXI.
&q;— und Mich, der Ich täglich die göttlichſten Tha- &q;ten verrichte, wollet Ihr nicht dafür erkennen! Ihn &q;fragtet Ihr nicht mit der verachtenden Frechheit, wie &q;Mich — Aus welcher Gewalt thuſt du dieß? &q;Oder Ihr begnügtet euch doch bloß mit ſeiner Ant- &q;wort: Es kann ein Menſch ſo was ſich nicht her- &q;aus nehmen; Es ſey ihm denn von oben herab &q;gegeben. Johannes zeugte von dem, der nach &q;ihm kam — Hieltet ihr ſein Zeugniß für wahr; Wie &q;könnet ihr Mich noch fragen, wer mich zu dieſer Handlung &q;bevollmächtigt — und hieltet ihr es für unwahr — &q;warum lieſſet ihr ihn Zeugniß geben? — War er auch &q;von euch bevollmächtigt? — Und, wenn Er’s nicht &q;war, warum zoget ihr ihn nicht zur Verantwortung?„
3. Dieſe Frage ſetzte ſie in Verlegenheit — Sie mogten Ja oder Nein antworten, ſo ſahen ſie voraus, daß ſie an kein Ende kommen würden; Daß Beſchä- mung vor Ihm oder dem Volke ihnen unausweichlich ſeyn würde. Wer in Verlegenheit ſetzen will, verdient in Verlegenheit geſetzt zu werden. Wer nicht hören und lernen will, dem ſoll nicht geantwortet, der ſoll nicht belehrt werden.
4. Wie wenig ſich aber Jeſus vor ihnen gefürch- tet und wie ſehr Er ſich Mühe gab, wenn es möglich wäre, ihr Gewiſſen zu bewegen — erhellet aus der Pa- rabel, oder dem Gleichniß von den zween ungleichen Söh- nen deſſelben Vaters. „Aufs gute Worte geben kommt &q;es nicht an; Aufs Thun — wenn auch im Anfange &q;das Herz oder die Natur ſich ſträubt — wenn nur
&q;end-
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[320[340]/0348]
Matthäus XXI.
&q;— und Mich, der Ich täglich die göttlichſten Tha-
&q;ten verrichte, wollet Ihr nicht dafür erkennen! Ihn
&q;fragtet Ihr nicht mit der verachtenden Frechheit, wie
&q;Mich — Aus welcher Gewalt thuſt du dieß?
&q;Oder Ihr begnügtet euch doch bloß mit ſeiner Ant-
&q;wort: Es kann ein Menſch ſo was ſich nicht her-
&q;aus nehmen; Es ſey ihm denn von oben herab
&q;gegeben. Johannes zeugte von dem, der nach
&q;ihm kam — Hieltet ihr ſein Zeugniß für wahr; Wie
&q;könnet ihr Mich noch fragen, wer mich zu dieſer Handlung
&q;bevollmächtigt — und hieltet ihr es für unwahr —
&q;warum lieſſet ihr ihn Zeugniß geben? — War er auch
&q;von euch bevollmächtigt? — Und, wenn Er’s nicht
&q;war, warum zoget ihr ihn nicht zur Verantwortung?„
3. Dieſe Frage ſetzte ſie in Verlegenheit — Sie
mogten Ja oder Nein antworten, ſo ſahen ſie voraus,
daß ſie an kein Ende kommen würden; Daß Beſchä-
mung vor Ihm oder dem Volke ihnen unausweichlich
ſeyn würde. Wer in Verlegenheit ſetzen will, verdient
in Verlegenheit geſetzt zu werden. Wer nicht hören und
lernen will, dem ſoll nicht geantwortet, der ſoll nicht
belehrt werden.
4. Wie wenig ſich aber Jeſus vor ihnen gefürch-
tet und wie ſehr Er ſich Mühe gab, wenn es möglich
wäre, ihr Gewiſſen zu bewegen — erhellet aus der Pa-
rabel, oder dem Gleichniß von den zween ungleichen Söh-
nen deſſelben Vaters. „Aufs gute Worte geben kommt
&q;es nicht an; Aufs Thun — wenn auch im Anfange
&q;das Herz oder die Natur ſich ſträubt — wenn nur
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 320[340]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/348>, abgerufen am 24.11.2024.
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