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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XVI.
Namen versammelt sind, daselbst bin Ich in
ihrer Mitte; Und wo Eurer zween auf Erden zu-
sammenstimmen werden um jede Sache, warum
sie auch bitten werden, das wird ihnen von
meinem Vater, dem in den Himmeln, wiederfah-
ren
-- So ist klärer als klar, daß es kein ausschlies-
sendes, schlechterdings eigenthümliches Vorrecht des
Apostels Petrus war und seyn sollte -- zu binden
und zu lösen, erhörlich im Namen Jesus zu be-
ten.
Dieß wird noch um so viel einleuchtender und
unwiedersprechlicher aus den Worten unsers Herrn in
oben angeführter Stelle: Was Ihr auf Erden
binden werdet, das wird in den Himmeln ge-
bunden seyn, und was Ihr auf Erden lösen
werdet, das wird in den Himmeln gelöset seyn.

Freylich sind nicht alle Apostel; Nicht alle Wun-
derthäter; Nicht alle haben Gaben gesund zu machen --
Aber alle haben die Verheissung, daß jedes Gebet,
wofür sie auch bitten werden im Namen Jesu mit
zweifelloser Zuversicht und mit Drange des Herzens --
erhört werden soll.

131.
Verschwiegenheit seiner Meßiaswürde.
Matth.
XVI.

Da verbot Er seinen Jüngern, daß sie Nie-
mand sagen sollten, daß Er Jesus der Christus
wäre
-- und warum? Die Gemüther waren zum Em-
pfange dieser Wahrheit noch nicht reif, von Vorurthei-

len

Matthäus XVI.
Namen verſammelt ſind, daſelbſt bin Ich in
ihrer Mitte; Und wo Eurer zween auf Erden zu-
ſammenſtimmen werden um jede Sache, warum
ſie auch bitten werden, das wird ihnen von
meinem Vater, dem in den Himmeln, wiederfah-
ren
— So iſt klärer als klar, daß es kein ausſchlieſ-
ſendes, ſchlechterdings eigenthümliches Vorrecht des
Apoſtels Petrus war und ſeyn ſollte — zu binden
und zu löſen, erhörlich im Namen Jeſus zu be-
ten.
Dieß wird noch um ſo viel einleuchtender und
unwiederſprechlicher aus den Worten unſers Herrn in
oben angeführter Stelle: Was Ihr auf Erden
binden werdet, das wird in den Himmeln ge-
bunden ſeyn, und was Ihr auf Erden löſen
werdet, das wird in den Himmeln gelöſet ſeyn.

Freylich ſind nicht alle Apoſtel; Nicht alle Wun-
derthäter; Nicht alle haben Gaben geſund zu machen —
Aber alle haben die Verheiſſung, daß jedes Gebet,
wofür ſie auch bitten werden im Namen Jeſu mit
zweifelloſer Zuverſicht und mit Drange des Herzens —
erhört werden ſoll.

131.
Verſchwiegenheit ſeiner Meßiaswürde.
Matth.
XVI.

Da verbot Er ſeinen Jüngern, daß ſie Nie-
mand ſagen ſollten, daß Er Jeſus der Chriſtus
wäre
— und warum? Die Gemüther waren zum Em-
pfange dieſer Wahrheit noch nicht reif, von Vorurthei-

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[224[244]/0252] Matthäus XVI. Namen verſammelt ſind, daſelbſt bin Ich in ihrer Mitte; Und wo Eurer zween auf Erden zu- ſammenſtimmen werden um jede Sache, warum ſie auch bitten werden, das wird ihnen von meinem Vater, dem in den Himmeln, wiederfah- ren — So iſt klärer als klar, daß es kein ausſchlieſ- ſendes, ſchlechterdings eigenthümliches Vorrecht des Apoſtels Petrus war und ſeyn ſollte — zu binden und zu löſen, erhörlich im Namen Jeſus zu be- ten. Dieß wird noch um ſo viel einleuchtender und unwiederſprechlicher aus den Worten unſers Herrn in oben angeführter Stelle: Was Ihr auf Erden binden werdet, das wird in den Himmeln ge- bunden ſeyn, und was Ihr auf Erden löſen werdet, das wird in den Himmeln gelöſet ſeyn. Freylich ſind nicht alle Apoſtel; Nicht alle Wun- derthäter; Nicht alle haben Gaben geſund zu machen — Aber alle haben die Verheiſſung, daß jedes Gebet, wofür ſie auch bitten werden im Namen Jeſu mit zweifelloſer Zuverſicht und mit Drange des Herzens — erhört werden ſoll. 131. Verſchwiegenheit ſeiner Meßiaswürde. Da verbot Er ſeinen Jüngern, daß ſie Nie- mand ſagen ſollten, daß Er Jeſus der Chriſtus wäre — und warum? Die Gemüther waren zum Em- pfange dieſer Wahrheit noch nicht reif, von Vorurthei- len

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 224[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/252>, abgerufen am 29.11.2024.