Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Glaubenseinfalt. Vater und Sohn.
der Seele lagen -- scheint Er einen Blick auf die näch-
sten an Ihm stehenden Jünger und Jüngerinnen ge-
than zu haben! -- "Fürchte dich nicht! Du kleine
&q;Heerde;
Bin ich gleich jetzt sehr beklommen; Hab'
&q;ich gleich ein fürchterliches Weh' über so viele meiner
&q;Zuhörer aussprechen müssen -- Fürchte dich nicht
&q;kleine Heerde! Es hat dem Vater wohlgefallen,
&q;euch das Reich zu geben.
Nicht den Gewaltigen,
&q;denen jetzt eine Zeitlang die Oberhand gelassen ist! Nicht
&q;den glänzenden Namen! Nicht den Berühmten und
&q;Gelehrten! -- Vater! Allmächtiger! In dessen Hand
&q;allein alles steht! -- Vater! Du bist anbethenswür-
&q;dig! Mit unumschränkter Freyheit theilest Du Deine
&q;Gaben aus -- und besonders die größte deiner Gaben,
&q;den Glauben an Mich! Einige edle Freunde der Wahr-
&q;heit hast Du dennoch Mir an die Seite gestellt, die sich
&q;Deiner und Meiner freuen! Ich danke Dir für dieß
&q;theure Geschenke Deiner freyen Gnade! Als Dein Ge-
&q;schenk erkenn' ich alles, was ich habe! Alles, wasJoh.
XVII. 10.

&q;Mein ist, ist Dein -- aber auch alles, was Dein
&q;ist, ist Mein.
Du allein kennest mich ganz! Ich al-
&q;lein kenne Dich ganz und unmittelbar! Nur der kennt
&q;Mich, den Du zu mir führst! Nur der kennt Dich,
&q;dem Ich Dich offenbahre! Niemand kommt zu
&q;dem Vater, als nur durch Mich;
Nicht zur Er-Joh.
XIV. 6.

&q;kenntniß, nicht zur würdigen Anbethung, nicht zur
&q;Gemeinschaft, nicht zum Genusse der Gottheit, als
&q;durch meine Vermittelung! Wie einer mit Mir steht;
&q;So steht Er mit der Gottheit. Mir nahe seyn,

&q;heißt
K 5

Glaubenseinfalt. Vater und Sohn.
der Seele lagen — ſcheint Er einen Blick auf die näch-
ſten an Ihm ſtehenden Jünger und Jüngerinnen ge-
than zu haben! — „Fürchte dich nicht! Du kleine
&q;Heerde;
Bin ich gleich jetzt ſehr beklommen; Hab’
&q;ich gleich ein fürchterliches Weh’ über ſo viele meiner
&q;Zuhörer ausſprechen müſſen — Fürchte dich nicht
&q;kleine Heerde! Es hat dem Vater wohlgefallen,
&q;euch das Reich zu geben.
Nicht den Gewaltigen,
&q;denen jetzt eine Zeitlang die Oberhand gelaſſen iſt! Nicht
&q;den glänzenden Namen! Nicht den Berühmten und
&q;Gelehrten! — Vater! Allmächtiger! In deſſen Hand
&q;allein alles ſteht! — Vater! Du biſt anbethenswür-
&q;dig! Mit unumſchränkter Freyheit theileſt Du Deine
&q;Gaben aus — und beſonders die größte deiner Gaben,
&q;den Glauben an Mich! Einige edle Freunde der Wahr-
&q;heit haſt Du dennoch Mir an die Seite geſtellt, die ſich
&q;Deiner und Meiner freuen! Ich danke Dir für dieß
&q;theure Geſchenke Deiner freyen Gnade! Als Dein Ge-
&q;ſchenk erkenn’ ich alles, was ich habe! Alles, wasJoh.
XVII. 10.

&q;Mein iſt, iſt Dein — aber auch alles, was Dein
&q;iſt, iſt Mein.
Du allein kenneſt mich ganz! Ich al-
&q;lein kenne Dich ganz und unmittelbar! Nur der kennt
&q;Mich, den Du zu mir führſt! Nur der kennt Dich,
&q;dem Ich Dich offenbahre! Niemand kommt zu
&q;dem Vater, als nur durch Mich;
Nicht zur Er-Joh.
XIV. 6.

&q;kenntniß, nicht zur würdigen Anbethung, nicht zur
&q;Gemeinſchaft, nicht zum Genuſſe der Gottheit, als
&q;durch meine Vermittelung! Wie einer mit Mir ſteht;
&q;So ſteht Er mit der Gottheit. Mir nahe ſeyn,

&q;heißt
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0181" n="153[173]"/><fw place="top" type="header">Glaubenseinfalt. Vater und Sohn.</fw><lb/>
der Seele lagen &#x2014; &#x017F;cheint Er einen Blick auf die näch-<lb/>
&#x017F;ten an Ihm &#x017F;tehenden Jünger und Jüngerinnen ge-<lb/>
than zu haben! &#x2014; <hi rendition="#fr">&#x201E;Fürchte dich nicht! Du kleine<lb/>
&amp;q;Heerde;</hi> Bin ich gleich jetzt &#x017F;ehr beklommen; Hab&#x2019;<lb/>
&amp;q;ich gleich ein fürchterliches Weh&#x2019; über &#x017F;o viele meiner<lb/>
&amp;q;Zuhörer aus&#x017F;prechen mü&#x017F;&#x017F;en &#x2014; <hi rendition="#fr">Fürchte dich nicht<lb/>
&amp;q;kleine Heerde! Es hat dem Vater wohlgefallen,<lb/>
&amp;q;euch das Reich zu geben.</hi> Nicht den Gewaltigen,<lb/>
&amp;q;denen jetzt eine Zeitlang die Oberhand gela&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t! Nicht<lb/>
&amp;q;den glänzenden Namen! Nicht den Berühmten und<lb/>
&amp;q;Gelehrten! &#x2014; Vater! Allmächtiger! In de&#x017F;&#x017F;en Hand<lb/>
&amp;q;allein alles &#x017F;teht! &#x2014; Vater! Du bi&#x017F;t anbethenswür-<lb/>
&amp;q;dig! Mit unum&#x017F;chränkter Freyheit theile&#x017F;t Du Deine<lb/>
&amp;q;Gaben aus &#x2014; und be&#x017F;onders die größte deiner Gaben,<lb/>
&amp;q;den Glauben an Mich! Einige edle Freunde der Wahr-<lb/>
&amp;q;heit ha&#x017F;t Du dennoch Mir an die Seite ge&#x017F;tellt, die &#x017F;ich<lb/>
&amp;q;Deiner und Meiner freuen! Ich danke Dir für dieß<lb/>
&amp;q;theure Ge&#x017F;chenke Deiner freyen Gnade! Als Dein Ge-<lb/>
&amp;q;&#x017F;chenk erkenn&#x2019; ich alles, was ich habe! <hi rendition="#fr">Alles, was</hi><note place="right">Joh.<lb/><hi rendition="#aq">XVII.</hi> 10.</note><lb/><hi rendition="#fr">&amp;q;Mein i&#x017F;t, i&#x017F;t Dein</hi> &#x2014; aber auch <hi rendition="#fr">alles, was Dein<lb/>
&amp;q;i&#x017F;t, i&#x017F;t Mein.</hi> Du allein kenne&#x017F;t mich ganz! Ich al-<lb/>
&amp;q;lein kenne Dich ganz und unmittelbar! Nur <hi rendition="#fr">der</hi> kennt<lb/><hi rendition="#fr">&amp;q;Mich,</hi> den <hi rendition="#fr">Du</hi> zu mir führ&#x017F;t! Nur <hi rendition="#fr">der</hi> kennt Dich,<lb/>
&amp;q;dem <hi rendition="#fr">Ich</hi> Dich offenbahre! <hi rendition="#fr">Niemand kommt zu<lb/>
&amp;q;dem Vater, als nur durch Mich;</hi> Nicht zur Er-<note place="right">Joh.<lb/><hi rendition="#aq">XIV.</hi> 6.</note><lb/>
&amp;q;kenntniß, nicht zur würdigen Anbethung, nicht zur<lb/>
&amp;q;Gemein&#x017F;chaft, nicht zum Genu&#x017F;&#x017F;e der Gottheit, als<lb/>
&amp;q;durch <hi rendition="#fr">meine</hi> Vermittelung! Wie einer mit <hi rendition="#fr">Mir</hi> &#x017F;teht;<lb/>
&amp;q;So &#x017F;teht Er mit der <hi rendition="#fr">Gottheit. Mir nahe</hi> &#x017F;eyn,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&amp;q;heißt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153[173]/0181] Glaubenseinfalt. Vater und Sohn. der Seele lagen — ſcheint Er einen Blick auf die näch- ſten an Ihm ſtehenden Jünger und Jüngerinnen ge- than zu haben! — „Fürchte dich nicht! Du kleine &q;Heerde; Bin ich gleich jetzt ſehr beklommen; Hab’ &q;ich gleich ein fürchterliches Weh’ über ſo viele meiner &q;Zuhörer ausſprechen müſſen — Fürchte dich nicht &q;kleine Heerde! Es hat dem Vater wohlgefallen, &q;euch das Reich zu geben. Nicht den Gewaltigen, &q;denen jetzt eine Zeitlang die Oberhand gelaſſen iſt! Nicht &q;den glänzenden Namen! Nicht den Berühmten und &q;Gelehrten! — Vater! Allmächtiger! In deſſen Hand &q;allein alles ſteht! — Vater! Du biſt anbethenswür- &q;dig! Mit unumſchränkter Freyheit theileſt Du Deine &q;Gaben aus — und beſonders die größte deiner Gaben, &q;den Glauben an Mich! Einige edle Freunde der Wahr- &q;heit haſt Du dennoch Mir an die Seite geſtellt, die ſich &q;Deiner und Meiner freuen! Ich danke Dir für dieß &q;theure Geſchenke Deiner freyen Gnade! Als Dein Ge- &q;ſchenk erkenn’ ich alles, was ich habe! Alles, was &q;Mein iſt, iſt Dein — aber auch alles, was Dein &q;iſt, iſt Mein. Du allein kenneſt mich ganz! Ich al- &q;lein kenne Dich ganz und unmittelbar! Nur der kennt &q;Mich, den Du zu mir führſt! Nur der kennt Dich, &q;dem Ich Dich offenbahre! Niemand kommt zu &q;dem Vater, als nur durch Mich; Nicht zur Er- &q;kenntniß, nicht zur würdigen Anbethung, nicht zur &q;Gemeinſchaft, nicht zum Genuſſe der Gottheit, als &q;durch meine Vermittelung! Wie einer mit Mir ſteht; &q;So ſteht Er mit der Gottheit. Mir nahe ſeyn, &q;heißt Joh. XVII. 10. Joh. XIV. 6. K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/181
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 153[173]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/181>, abgerufen am 12.06.2024.