Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Zween Blinde.
stillbescheidenen edeln ---- Ueberwinder des Todes!
Sein Wort ist Geist und Leben. Er ruft dem,
das nicht ist, als ob es sey! -- Einen zärtli-
chen Allmächtigen
-- Wie selten ist Macht und
Treue, und wo höchste Macht und höchste Zärt-
lichkeit verbunden?
-- Einen zärtlichen Allmächti-
gen -- dem Tod nicht Tod, sondern sanfter Schlummer
ist; Der von keinem Tode weiß; Das wirklich tod-
te
mit Wahrheit nur schlafend, ruhend nennt, und
in seinem Standpunkte so nennen muß.

71.
Zween Blinde.

Ihm folgten zween Blinde nach, die schrieenMatth. IX.
27-31.

und sprachen: Ach Du Sohn Davids! Erbar-
me Dich unser! Und da er heim kam, traten die
Blinden zu Ihm. Und Jesus sprach zu ihnen:
Glaubet ihr, daß Ich solches thun kann? Sie
sprachen: Ja Herr! Da rührete Er ihre Augen
an, -- und sprach: Euch geschehe nach euerm
Glauben! Und ihre Augen wurden geöfnet, und
Jesus bedräuete sie und sprach: Sehet zu, daß
es Niemand erfahre; Aber, sie giengen aus und
machten Ihn ruchtbar in demselben ganzen Lande.

-- Wer gute gesunde Augen hat, freue sich vor Gott
dieser unschätzbaren Gabe! Und wem an Licht und Kraft
zu sehen mangelt -- der wende sich, was läßt sich an-
ders an dieser Stelle sagen? Was, das schicklich und
dem Zwecke dieser Geschichte gemäß sey? -- Er wende

sich

Zween Blinde.
ſtillbeſcheidenen edeln —— Ueberwinder des Todes!
Sein Wort iſt Geiſt und Leben. Er ruft dem,
das nicht iſt, als ob es ſey! — Einen zärtli-
chen Allmächtigen
— Wie ſelten iſt Macht und
Treue, und wo höchſte Macht und höchſte Zärt-
lichkeit verbunden?
— Einen zärtlichen Allmächti-
gen — dem Tod nicht Tod, ſondern ſanfter Schlummer
iſt; Der von keinem Tode weiß; Das wirklich tod-
te
mit Wahrheit nur ſchlafend, ruhend nennt, und
in ſeinem Standpunkte ſo nennen muß.

71.
Zween Blinde.

Ihm folgten zween Blinde nach, die ſchrieenMatth. IX.
27-31.

und ſprachen: Ach Du Sohn Davids! Erbar-
me Dich unſer! Und da er heim kam, traten die
Blinden zu Ihm. Und Jeſus ſprach zu ihnen:
Glaubet ihr, daß Ich ſolches thun kann? Sie
ſprachen: Ja Herr! Da rührete Er ihre Augen
an, — und ſprach: Euch geſchehe nach euerm
Glauben! Und ihre Augen wurden geöfnet, und
Jeſus bedräuete ſie und ſprach: Sehet zu, daß
es Niemand erfahre; Aber, ſie giengen aus und
machten Ihn ruchtbar in demſelben ganzen Lande.

— Wer gute geſunde Augen hat, freue ſich vor Gott
dieſer unſchätzbaren Gabe! Und wem an Licht und Kraft
zu ſehen mangelt — der wende ſich, was läßt ſich an-
ders an dieſer Stelle ſagen? Was, das ſchicklich und
dem Zwecke dieſer Geſchichte gemäß ſey? — Er wende

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0139" n="111[131]"/><fw place="top" type="header">Zween Blinde.</fw><lb/>
&#x017F;tillbe&#x017F;cheidenen edeln &#x2014;&#x2014; Ueberwinder des Todes!<lb/><hi rendition="#fr">Sein Wort i&#x017F;t Gei&#x017F;t und Leben. Er ruft dem,<lb/>
das nicht i&#x017F;t, als ob es &#x017F;ey! &#x2014; Einen zärtli-<lb/>
chen Allmächtigen</hi> &#x2014; Wie &#x017F;elten i&#x017F;t <hi rendition="#fr">Macht</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Treue,</hi> und wo <hi rendition="#fr">höch&#x017F;te Macht</hi> und <hi rendition="#fr">höch&#x017F;te Zärt-<lb/>
lichkeit verbunden?</hi> &#x2014; Einen zärtlichen Allmächti-<lb/>
gen &#x2014; dem Tod nicht Tod, &#x017F;ondern &#x017F;anfter Schlummer<lb/>
i&#x017F;t; Der von keinem <hi rendition="#fr">Tode</hi> weiß; Das <hi rendition="#fr">wirklich tod-<lb/>
te</hi> mit <hi rendition="#fr">Wahrheit nur &#x017F;chlafend, ruhend</hi> nennt, und<lb/>
in &#x017F;einem Standpunkte &#x017F;o nennen muß.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>71.<lb/>
Zween Blinde.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Ihm folgten zween Blinde nach, die &#x017F;chrieen</hi><note place="right">Matth. <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/>
27-31.</note><lb/><hi rendition="#fr">und &#x017F;prachen: Ach Du Sohn Davids! Erbar-<lb/>
me Dich un&#x017F;er! Und da er heim kam, traten die<lb/>
Blinden zu Ihm. Und Je&#x017F;us &#x017F;prach zu ihnen:<lb/>
Glaubet ihr, daß Ich &#x017F;olches thun kann? Sie<lb/>
&#x017F;prachen: Ja Herr! Da rührete Er ihre Augen<lb/>
an, &#x2014; und &#x017F;prach: Euch ge&#x017F;chehe nach euerm<lb/>
Glauben! Und ihre Augen wurden geöfnet, und<lb/>
Je&#x017F;us bedräuete &#x017F;ie und &#x017F;prach: Sehet zu, daß<lb/>
es Niemand erfahre; Aber, &#x017F;ie giengen aus und<lb/>
machten Ihn ruchtbar in dem&#x017F;elben ganzen Lande.</hi><lb/>
&#x2014; Wer gute ge&#x017F;unde Augen hat, freue &#x017F;ich vor Gott<lb/>
die&#x017F;er un&#x017F;chätzbaren Gabe! Und wem an Licht und Kraft<lb/>
zu &#x017F;ehen mangelt &#x2014; der wende &#x017F;ich, was läßt &#x017F;ich an-<lb/>
ders an die&#x017F;er Stelle &#x017F;agen? Was, das &#x017F;chicklich und<lb/>
dem Zwecke die&#x017F;er Ge&#x017F;chichte gemäß &#x017F;ey? &#x2014; Er wende<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111[131]/0139] Zween Blinde. ſtillbeſcheidenen edeln —— Ueberwinder des Todes! Sein Wort iſt Geiſt und Leben. Er ruft dem, das nicht iſt, als ob es ſey! — Einen zärtli- chen Allmächtigen — Wie ſelten iſt Macht und Treue, und wo höchſte Macht und höchſte Zärt- lichkeit verbunden? — Einen zärtlichen Allmächti- gen — dem Tod nicht Tod, ſondern ſanfter Schlummer iſt; Der von keinem Tode weiß; Das wirklich tod- te mit Wahrheit nur ſchlafend, ruhend nennt, und in ſeinem Standpunkte ſo nennen muß. 71. Zween Blinde. Ihm folgten zween Blinde nach, die ſchrieen und ſprachen: Ach Du Sohn Davids! Erbar- me Dich unſer! Und da er heim kam, traten die Blinden zu Ihm. Und Jeſus ſprach zu ihnen: Glaubet ihr, daß Ich ſolches thun kann? Sie ſprachen: Ja Herr! Da rührete Er ihre Augen an, — und ſprach: Euch geſchehe nach euerm Glauben! Und ihre Augen wurden geöfnet, und Jeſus bedräuete ſie und ſprach: Sehet zu, daß es Niemand erfahre; Aber, ſie giengen aus und machten Ihn ruchtbar in demſelben ganzen Lande. — Wer gute geſunde Augen hat, freue ſich vor Gott dieſer unſchätzbaren Gabe! Und wem an Licht und Kraft zu ſehen mangelt — der wende ſich, was läßt ſich an- ders an dieſer Stelle ſagen? Was, das ſchicklich und dem Zwecke dieſer Geſchichte gemäß ſey? — Er wende ſich Matth. IX. 27-31.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/139
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 111[131]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/139>, abgerufen am 13.06.2024.