Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Matthäus IX.
wenden, und von Ihm sich heilen lassen wollen, seine
Freunde, gehören zu seinen Schaafen; zu denen, die
Ihm der Vater gegeben hat;
Die Er als ein theu-
res väterliches Geschenke hochschätzt; Zu denen Er
vorzügliche und besondere Sorge trägt; Die Er unter sei-
ne Special-Aufsicht nimmt. Mit diesen ißt Er. Zu
diesen läßt Er sich, ohne Furcht durch sie verunreinigt
zu werden, herab; Hebt sie zu sich herauf. Diese seine
Patienten liegen Ihm am Herzen; Ihre Gesundheit geht
Ihm über alles. Er nimmt ihre Krankheiten auf sich,
und heilet ihre Gebrechen. Diesen zu lieb ist Er in die
Welt gekommen. Es ist ein ewig theures werthes
Wort, daß Jesus Christus in die Welt gekom-
men ist, die armen Sünder auch die vornehm-
sten selig zu machen.
Dem Verlohrnen nachzuge-
hen ist ein Hauptgeschäfte seiner Hirtentreu. O des
treuen Hirten! Des gewissenhaften Arztes! Wendet
Jes.
XLV. 22.
euch zu Ihm, alle Ende der Erde; so wird euch
geholfen werden.

65.
Barmherzigkeit und Opfer.

Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer.
Menschen sehen auf das, was vor Augen liegt.

1. Cor.
XIII. 3.
Der Herr aber siehet das Herz an. Wenn ich
alle meine Haabe den Armen austheilete, und
liesse meinen Leib brennen, hätte aber die Liebe
nicht -- so wär' ich nichts. Die Beschneidung

Gal. V. 6.ist nichts; Die Vorhaut nichts; Sondern der

Glau-

Matthäus IX.
wenden, und von Ihm ſich heilen laſſen wollen, ſeine
Freunde, gehören zu ſeinen Schaafen; zu denen, die
Ihm der Vater gegeben hat;
Die Er als ein theu-
res väterliches Geſchenke hochſchätzt; Zu denen Er
vorzügliche und beſondere Sorge trägt; Die Er unter ſei-
ne Special-Aufſicht nimmt. Mit dieſen ißt Er. Zu
dieſen läßt Er ſich, ohne Furcht durch ſie verunreinigt
zu werden, herab; Hebt ſie zu ſich herauf. Dieſe ſeine
Patienten liegen Ihm am Herzen; Ihre Geſundheit geht
Ihm über alles. Er nimmt ihre Krankheiten auf ſich,
und heilet ihre Gebrechen. Dieſen zu lieb iſt Er in die
Welt gekommen. Es iſt ein ewig theures werthes
Wort, daß Jeſus Chriſtus in die Welt gekom-
men iſt, die armen Sünder auch die vornehm-
ſten ſelig zu machen.
Dem Verlohrnen nachzuge-
hen iſt ein Hauptgeſchäfte ſeiner Hirtentreu. O des
treuen Hirten! Des gewiſſenhaften Arztes! Wendet
Jeſ.
XLV. 22.
euch zu Ihm, alle Ende der Erde; ſo wird euch
geholfen werden.

65.
Barmherzigkeit und Opfer.

Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer.
Menſchen ſehen auf das, was vor Augen liegt.

1. Cor.
XIII. 3.
Der Herr aber ſiehet das Herz an. Wenn ich
alle meine Haabe den Armen austheilete, und
lieſſe meinen Leib brennen, hätte aber die Liebe
nicht — ſo wär’ ich nichts. Die Beſchneidung

Gal. V. 6.iſt nichts; Die Vorhaut nichts; Sondern der

Glau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0132" n="104[124]"/><fw place="top" type="header">Matthäus <hi rendition="#aq">IX.</hi></fw><lb/>
wenden, und von Ihm &#x017F;ich heilen la&#x017F;&#x017F;en wollen, &#x017F;eine<lb/>
Freunde, gehören zu <hi rendition="#fr">&#x017F;einen</hi> Schaafen; zu denen, <hi rendition="#fr">die<lb/>
Ihm der Vater gegeben hat;</hi> Die Er als ein theu-<lb/>
res väterliches Ge&#x017F;chenke hoch&#x017F;chätzt; Zu denen Er<lb/>
vorzügliche und be&#x017F;ondere Sorge trägt; Die Er unter &#x017F;ei-<lb/>
ne Special-Auf&#x017F;icht nimmt. Mit die&#x017F;en ißt Er. Zu<lb/>
die&#x017F;en läßt Er &#x017F;ich, ohne Furcht durch &#x017F;ie verunreinigt<lb/>
zu werden, herab; Hebt &#x017F;ie zu &#x017F;ich herauf. Die&#x017F;e &#x017F;eine<lb/>
Patienten liegen Ihm am Herzen; Ihre Ge&#x017F;undheit geht<lb/>
Ihm über alles. Er nimmt ihre Krankheiten auf &#x017F;ich,<lb/>
und heilet ihre Gebrechen. Die&#x017F;en zu lieb i&#x017F;t Er in die<lb/>
Welt gekommen. <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t ein ewig theures werthes<lb/>
Wort, daß Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus in die Welt gekom-<lb/>
men i&#x017F;t, die armen Sünder auch die vornehm-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;elig zu machen.</hi> Dem Verlohrnen nachzuge-<lb/>
hen i&#x017F;t ein Hauptge&#x017F;chäfte &#x017F;einer Hirtentreu. O des<lb/>
treuen Hirten! Des gewi&#x017F;&#x017F;enhaften Arztes! <hi rendition="#fr">Wendet</hi><lb/><note place="left">Je&#x017F;.<lb/><hi rendition="#aq">XLV.</hi> 22.</note><hi rendition="#fr">euch zu Ihm, alle Ende der Erde; &#x017F;o wird euch<lb/>
geholfen werden.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>65.<lb/>
Barmherzigkeit und Opfer.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer.<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ehen auf das, was vor Augen liegt.</hi><lb/>
              <note place="left">1. Cor.<lb/><hi rendition="#aq">XIII.</hi> 3.</note> <hi rendition="#fr">Der Herr aber &#x017F;iehet das Herz an. Wenn ich<lb/>
alle meine Haabe den Armen austheilete, und<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e meinen Leib brennen, hätte aber die Liebe<lb/>
nicht &#x2014; &#x017F;o wär&#x2019; ich nichts. Die Be&#x017F;chneidung</hi><lb/>
              <note place="left">Gal. <hi rendition="#aq">V.</hi> 6.</note> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t nichts; Die Vorhaut nichts; Sondern der</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Glau-</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104[124]/0132] Matthäus IX. wenden, und von Ihm ſich heilen laſſen wollen, ſeine Freunde, gehören zu ſeinen Schaafen; zu denen, die Ihm der Vater gegeben hat; Die Er als ein theu- res väterliches Geſchenke hochſchätzt; Zu denen Er vorzügliche und beſondere Sorge trägt; Die Er unter ſei- ne Special-Aufſicht nimmt. Mit dieſen ißt Er. Zu dieſen läßt Er ſich, ohne Furcht durch ſie verunreinigt zu werden, herab; Hebt ſie zu ſich herauf. Dieſe ſeine Patienten liegen Ihm am Herzen; Ihre Geſundheit geht Ihm über alles. Er nimmt ihre Krankheiten auf ſich, und heilet ihre Gebrechen. Dieſen zu lieb iſt Er in die Welt gekommen. Es iſt ein ewig theures werthes Wort, daß Jeſus Chriſtus in die Welt gekom- men iſt, die armen Sünder auch die vornehm- ſten ſelig zu machen. Dem Verlohrnen nachzuge- hen iſt ein Hauptgeſchäfte ſeiner Hirtentreu. O des treuen Hirten! Des gewiſſenhaften Arztes! Wendet euch zu Ihm, alle Ende der Erde; ſo wird euch geholfen werden. Jeſ. XLV. 22. 65. Barmherzigkeit und Opfer. Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer. Menſchen ſehen auf das, was vor Augen liegt. Der Herr aber ſiehet das Herz an. Wenn ich alle meine Haabe den Armen austheilete, und lieſſe meinen Leib brennen, hätte aber die Liebe nicht — ſo wär’ ich nichts. Die Beſchneidung iſt nichts; Die Vorhaut nichts; Sondern der Glau- 1. Cor. XIII. 3. Gal. V. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/132
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 104[124]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/132>, abgerufen am 13.06.2024.