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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus VIII.

Mögte der Geist der Wahrheit uns alles aufschlies-
sen, was in diesen Erzählungen wahres und tröstendes
für uns liegt! Mögte Der uns in seiner ganzen Liebens-
würdigkeit, Vertrauenswürdigkeit dargestellt werden, der
das lebende Ebenbild der ewigen Liebe und der schöpfri-
schen Allmacht ist! Er that, was Er lehrte. Sein Leben
war Commentar, Auslegung seiner Lehre. Er gab dem,
der Ihn bath. Er wandte sich nicht von dem, der etwas
von Ihm verlangte. Er wollte helfen, wo Er helfen
konnte. Er konnte, was Er wollte. Seine Kraft war
seinem Willen, sein Wille seiner Kraft gleich. Was Er
hatte und konnte, das hatt' und konnt' Er für die schwa-
che hülfsbedürftige Menschheit. Er war so ganz ein
Mensch der Menschen. Gottes ganz und ganz der Men-
schen, der Lieblinge Gottes; -- Er liebte Gott in der
Menschheit, den Vater in seinen, obgleich unwürdigen,
Kindern. Es waren doch seines Vaters Kinder. Der
Vater hatte sie dennoch lieb -- man mögte sagen, desto
zärtlicher lieb. Er hatte eine Prädilektion -- (Vorlie-
be) zu ihnen um ihres mannigfaltigen Elendes -- und
Röm. VIII.um ihrer Aehnlichkeit willen mit seinem Sohne. Er hat-
te sie bestimmt, gleichförmig zu werden dem Soh-
ne, Seinem Ebenbilde.
Alles, was daran hinderlich
war, aus dem Wege zu räumen; Alles, was hiezu beför-
derlich war, zu veranstalten -- das war der Zweck der
Erscheinung (des Logos) des lebendigen Gotteswortes in
Menschen-Gestalt -- die Oberherrschaft seiner Kraft,
und die Gewalt seiner Liebe über alles, was der menschli-
chen Natur nachtheilig war, sollte offenbar werden --

und
Matthäus VIII.

Mögte der Geiſt der Wahrheit uns alles aufſchlieſ-
ſen, was in dieſen Erzählungen wahres und tröſtendes
für uns liegt! Mögte Der uns in ſeiner ganzen Liebens-
würdigkeit, Vertrauenswürdigkeit dargeſtellt werden, der
das lebende Ebenbild der ewigen Liebe und der ſchöpfri-
ſchen Allmacht iſt! Er that, was Er lehrte. Sein Leben
war Commentar, Auslegung ſeiner Lehre. Er gab dem,
der Ihn bath. Er wandte ſich nicht von dem, der etwas
von Ihm verlangte. Er wollte helfen, wo Er helfen
konnte. Er konnte, was Er wollte. Seine Kraft war
ſeinem Willen, ſein Wille ſeiner Kraft gleich. Was Er
hatte und konnte, das hatt’ und konnt’ Er für die ſchwa-
che hülfsbedürftige Menſchheit. Er war ſo ganz ein
Menſch der Menſchen. Gottes ganz und ganz der Men-
ſchen, der Lieblinge Gottes; — Er liebte Gott in der
Menſchheit, den Vater in ſeinen, obgleich unwürdigen,
Kindern. Es waren doch ſeines Vaters Kinder. Der
Vater hatte ſie dennoch lieb — man mögte ſagen, deſto
zärtlicher lieb. Er hatte eine Prädilektion — (Vorlie-
be) zu ihnen um ihres mannigfaltigen Elendes — und
Röm. VIII.um ihrer Aehnlichkeit willen mit ſeinem Sohne. Er hat-
te ſie beſtimmt, gleichförmig zu werden dem Soh-
ne, Seinem Ebenbilde.
Alles, was daran hinderlich
war, aus dem Wege zu räumen; Alles, was hiezu beför-
derlich war, zu veranſtalten — das war der Zweck der
Erſcheinung (des Logos) des lebendigen Gotteswortes in
Menſchen-Geſtalt — die Oberherrſchaft ſeiner Kraft,
und die Gewalt ſeiner Liebe über alles, was der menſchli-
chen Natur nachtheilig war, ſollte offenbar werden —

und
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[76[96]/0104] Matthäus VIII. Mögte der Geiſt der Wahrheit uns alles aufſchlieſ- ſen, was in dieſen Erzählungen wahres und tröſtendes für uns liegt! Mögte Der uns in ſeiner ganzen Liebens- würdigkeit, Vertrauenswürdigkeit dargeſtellt werden, der das lebende Ebenbild der ewigen Liebe und der ſchöpfri- ſchen Allmacht iſt! Er that, was Er lehrte. Sein Leben war Commentar, Auslegung ſeiner Lehre. Er gab dem, der Ihn bath. Er wandte ſich nicht von dem, der etwas von Ihm verlangte. Er wollte helfen, wo Er helfen konnte. Er konnte, was Er wollte. Seine Kraft war ſeinem Willen, ſein Wille ſeiner Kraft gleich. Was Er hatte und konnte, das hatt’ und konnt’ Er für die ſchwa- che hülfsbedürftige Menſchheit. Er war ſo ganz ein Menſch der Menſchen. Gottes ganz und ganz der Men- ſchen, der Lieblinge Gottes; — Er liebte Gott in der Menſchheit, den Vater in ſeinen, obgleich unwürdigen, Kindern. Es waren doch ſeines Vaters Kinder. Der Vater hatte ſie dennoch lieb — man mögte ſagen, deſto zärtlicher lieb. Er hatte eine Prädilektion — (Vorlie- be) zu ihnen um ihres mannigfaltigen Elendes — und um ihrer Aehnlichkeit willen mit ſeinem Sohne. Er hat- te ſie beſtimmt, gleichförmig zu werden dem Soh- ne, Seinem Ebenbilde. Alles, was daran hinderlich war, aus dem Wege zu räumen; Alles, was hiezu beför- derlich war, zu veranſtalten — das war der Zweck der Erſcheinung (des Logos) des lebendigen Gotteswortes in Menſchen-Geſtalt — die Oberherrſchaft ſeiner Kraft, und die Gewalt ſeiner Liebe über alles, was der menſchli- chen Natur nachtheilig war, ſollte offenbar werden — und Röm. VIII.

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 76[96]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/104>, abgerufen am 21.11.2024.