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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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das Buch nützlich werden. Damit es aber auch
nicht sollte liegen bleiben, und sich auch von sol-
chen lesen lassen, welche sich um die Verbesserung
des Universitätswesen nicht bekümmern, kleidete
ich das ganze Ding in Schnurren ein, welche um
so verzeihlicher sind, da es auf allen deutschen Uni-
versitäten so sehr schnurrig zugeht, wie die täg-
liche leidige Erfahrung hinlänglich beweist.

Eines Tages kam ich zu Herrn Bispink.
"Wissen, Sie daß ein hiesiger Student gegen Sie
ein Buch schreiben wird, welches Laukhard der
Obermeister der gelehrten Innung zu
Schilda
heißen soll?" Ich betheuerte Hn. Bis-
pink, daß ich nichts von so einer Schrift wisse.
"Ja, ja, fuhr er fort, es ist ganz gewiß; der jun-
ge Mann hat sich nach allen Ihren Histörchen er-
kundigt, und wird ein nettes Bild von einem Schil-
daischen Obermeister darstellen." Ich erkundigte
mich unter den Studenten -- denn Herr Bispink
wollte mir den Verfasser der imaginairen Broschüre
nicht sagen -- wer doch so etwas zu schreiben im
Sinn hätte; aber keiner wußte mir darüber Aus-
kunft zu geben. Indessen suchte ich im Epilog zum
dritten Band der Annalen mich gegen die etwai-
gen Vorwürfe meines Antagonisten zu verwahren,
allein das war sehr überflüßig: denn es erschien
auch kein Buchstabe weder gegen meine Annalen,

das Buch nuͤtzlich werden. Damit es aber auch
nicht ſollte liegen bleiben, und ſich auch von ſol-
chen leſen laſſen, welche ſich um die Verbeſſerung
des Univerſitaͤtsweſen nicht bekuͤmmern, kleidete
ich das ganze Ding in Schnurren ein, welche um
ſo verzeihlicher ſind, da es auf allen deutſchen Uni-
verſitaͤten ſo ſehr ſchnurrig zugeht, wie die taͤg-
liche leidige Erfahrung hinlaͤnglich beweiſt.

Eines Tages kam ich zu Herrn Bispink.
„Wiſſen, Sie daß ein hieſiger Student gegen Sie
ein Buch ſchreiben wird, welches Laukhard der
Obermeiſter der gelehrten Innung zu
Schilda
heißen ſoll?“ Ich betheuerte Hn. Bis-
pink, daß ich nichts von ſo einer Schrift wiſſe.
„Ja, ja, fuhr er fort, es iſt ganz gewiß; der jun-
ge Mann hat ſich nach allen Ihren Hiſtoͤrchen er-
kundigt, und wird ein nettes Bild von einem Schil-
daiſchen Obermeiſter darſtellen.“ Ich erkundigte
mich unter den Studenten — denn Herr Bispink
wollte mir den Verfaſſer der imaginairen Broſchuͤre
nicht ſagen — wer doch ſo etwas zu ſchreiben im
Sinn haͤtte; aber keiner wußte mir daruͤber Aus-
kunft zu geben. Indeſſen ſuchte ich im Epilog zum
dritten Band der Annalen mich gegen die etwai-
gen Vorwuͤrfe meines Antagoniſten zu verwahren,
allein das war ſehr uͤberfluͤßig: denn es erſchien
auch kein Buchſtabe weder gegen meine Annalen,

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[79/0087] das Buch nuͤtzlich werden. Damit es aber auch nicht ſollte liegen bleiben, und ſich auch von ſol- chen leſen laſſen, welche ſich um die Verbeſſerung des Univerſitaͤtsweſen nicht bekuͤmmern, kleidete ich das ganze Ding in Schnurren ein, welche um ſo verzeihlicher ſind, da es auf allen deutſchen Uni- verſitaͤten ſo ſehr ſchnurrig zugeht, wie die taͤg- liche leidige Erfahrung hinlaͤnglich beweiſt. Eines Tages kam ich zu Herrn Bispink. „Wiſſen, Sie daß ein hieſiger Student gegen Sie ein Buch ſchreiben wird, welches Laukhard der Obermeiſter der gelehrten Innung zu Schilda heißen ſoll?“ Ich betheuerte Hn. Bis- pink, daß ich nichts von ſo einer Schrift wiſſe. „Ja, ja, fuhr er fort, es iſt ganz gewiß; der jun- ge Mann hat ſich nach allen Ihren Hiſtoͤrchen er- kundigt, und wird ein nettes Bild von einem Schil- daiſchen Obermeiſter darſtellen.“ Ich erkundigte mich unter den Studenten — denn Herr Bispink wollte mir den Verfaſſer der imaginairen Broſchuͤre nicht ſagen — wer doch ſo etwas zu ſchreiben im Sinn haͤtte; aber keiner wußte mir daruͤber Aus- kunft zu geben. Indeſſen ſuchte ich im Epilog zum dritten Band der Annalen mich gegen die etwai- gen Vorwuͤrfe meines Antagoniſten zu verwahren, allein das war ſehr uͤberfluͤßig: denn es erſchien auch kein Buchſtabe weder gegen meine Annalen,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/87>, abgerufen am 28.04.2024.