und nun ist nichts leichter, als ihn schuldig zu fin- den, wenn man sonst will: man kann ja instruiren und das Urtheil nach Wohlgefallen fällen. Aber wenn die Klagepunkte bey unbefangnen sollten un- tersucht und gewürdiget werden, mögte wohl man- ches in Senatu academica gefällte Urtheil gar gewal- tig reformirt werden müssen. Die Ursache alles Unheils auf Universitäten ist ein radikal Unheil, nämlich die Geringschätzung der Gesetze. Und wo- her kommt diese schädliche Verachtung? Antwort, aus dem Wesen der Gesetzgebung selbst. Alle Au- genblick werden Gesetze und Verordnungen gedruckt und angeschlagen, aber dabey bleibt es dann mei- stens auch, und für die Ausführung des Gebote- nen, oder die Verhinderung des Verbotenen sorgt weiter kein Mensch mehr. Es ist mir wahrlich leid, daß ich es sagen muß, aber es ist Wahrheit, und die muß heraus, sollten auch noch so viele Her- ren ihre Nasen darüber rümpfen. Dadurch, daß die Herren auf der Universität -- ich rede nicht von Halle allein, sondern von allen deutschen Universi- täten, in soferne diese mir sind bekannt geworden -- nicht auf die Erfüllung aller ihrer Verordnungen halten, machen sie selbst, daß niemand viel dar- nach fragt, und so bleibt es immer beym Alten. Ein ganz neues Beyspiel mag hier zur Erläuterung dienen. Vor etwan 8 Wochen wurde am schwar-
und nun iſt nichts leichter, als ihn ſchuldig zu fin- den, wenn man ſonſt will: man kann ja inſtruiren und das Urtheil nach Wohlgefallen faͤllen. Aber wenn die Klagepunkte bey unbefangnen ſollten un- terſucht und gewuͤrdiget werden, moͤgte wohl man- ches in Senatu academica gefaͤllte Urtheil gar gewal- tig reformirt werden muͤſſen. Die Urſache alles Unheils auf Univerſitaͤten iſt ein radikal Unheil, naͤmlich die Geringſchaͤtzung der Geſetze. Und wo- her kommt dieſe ſchaͤdliche Verachtung? Antwort, aus dem Weſen der Geſetzgebung ſelbſt. Alle Au- genblick werden Geſetze und Verordnungen gedruckt und angeſchlagen, aber dabey bleibt es dann mei- ſtens auch, und fuͤr die Ausfuͤhrung des Gebote- nen, oder die Verhinderung des Verbotenen ſorgt weiter kein Menſch mehr. Es iſt mir wahrlich leid, daß ich es ſagen muß, aber es iſt Wahrheit, und die muß heraus, ſollten auch noch ſo viele Her- ren ihre Naſen daruͤber ruͤmpfen. Dadurch, daß die Herren auf der Univerſitaͤt — ich rede nicht von Halle allein, ſondern von allen deutſchen Univerſi- taͤten, in ſoferne dieſe mir ſind bekannt geworden — nicht auf die Erfuͤllung aller ihrer Verordnungen halten, machen ſie ſelbſt, daß niemand viel dar- nach fragt, und ſo bleibt es immer beym Alten. Ein ganz neues Beyſpiel mag hier zur Erlaͤuterung dienen. Vor etwan 8 Wochen wurde am ſchwar-
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und nun iſt nichts leichter, als ihn ſchuldig zu fin-
den, wenn man ſonſt will: man kann ja inſtruiren
und das Urtheil nach Wohlgefallen faͤllen. Aber
wenn die Klagepunkte bey unbefangnen ſollten un-
terſucht und gewuͤrdiget werden, moͤgte wohl man-
ches in Senatu academica gefaͤllte Urtheil gar gewal-
tig reformirt werden muͤſſen. Die Urſache alles
Unheils auf Univerſitaͤten iſt ein radikal Unheil,
naͤmlich die Geringſchaͤtzung der Geſetze. Und wo-
her kommt dieſe ſchaͤdliche Verachtung? Antwort,
aus dem Weſen der Geſetzgebung ſelbſt. Alle Au-
genblick werden Geſetze und Verordnungen gedruckt
und angeſchlagen, aber dabey bleibt es dann mei-
ſtens auch, und fuͤr die Ausfuͤhrung des Gebote-
nen, oder die Verhinderung des Verbotenen ſorgt
weiter kein Menſch mehr. Es iſt mir wahrlich
leid, daß ich es ſagen muß, aber es iſt Wahrheit,
und die muß heraus, ſollten auch noch ſo viele Her-
ren ihre Naſen daruͤber ruͤmpfen. Dadurch, daß
die Herren auf der Univerſitaͤt — ich rede nicht von
Halle allein, ſondern von allen deutſchen Univerſi-
taͤten, in ſoferne dieſe mir ſind bekannt geworden —
nicht auf die Erfuͤllung aller ihrer Verordnungen
halten, machen ſie ſelbſt, daß niemand viel dar-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/78>, abgerufen am 23.11.2024.
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