malien sind unter allen nur denkbaren Anomalien die bösartigsten: denn sie beleidigen nicht nur am tief- sten, sondern geben auch das schädlichste Beyspiel.
Der Ueberfall auf der Mail war übrigens eine höchst ärgerliche Sache gewesen, eine grobe Stöh- rung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, und eben daher fand der König für nothwendig, ein Edict zu geben, wie es in Zukunft bey Auftritten dieser Art gehalten werden sollte.
Die Substanz des Edicts lief dahin aus, daß bey groben Excessen, wohin natürlicher Weise der öffentliche Tumult auch gehört, auch derbere Stra- fen, als bisher gebräuchlich waren, eingeführt wer- den sollten. Der höchste Grad dieser derbern Stra- fen sollte in einem, freylich im Edict nicht genau ge- nug beschriebenen Durchprügeln des schuldigen Stu- denten bestehen u. s. w.
Ich kann wirklich nicht sagen, ob der König selbst die Idee zu diesem Edict gegeben habe: sollte es aber ja seyn, so ist es geschehen, weil man ihm das Leben der Studenten und ihr Betragen mit gar zu grassen Farben geschildert hat, und da konnte er dann beschlossen haben, militärische Strafen auf seinen Universitäten einzuführen. Meine Sache ists überhaupt nicht, über Landesherrliche Verord- nungen zu kritisiren, und Bemerkungen zu machen, aber das kann ich doch historisch sagen, daß eine
malien ſind unter allen nur denkbaren Anomalien die boͤsartigſten: denn ſie beleidigen nicht nur am tief- ſten, ſondern geben auch das ſchaͤdlichſte Beyſpiel.
Der Ueberfall auf der Mail war uͤbrigens eine hoͤchſt aͤrgerliche Sache geweſen, eine grobe Stoͤh- rung der oͤffentlichen Ruhe und Sicherheit, und eben daher fand der Koͤnig fuͤr nothwendig, ein Edict zu geben, wie es in Zukunft bey Auftritten dieſer Art gehalten werden ſollte.
Die Subſtanz des Edicts lief dahin aus, daß bey groben Exceſſen, wohin natuͤrlicher Weiſe der oͤffentliche Tumult auch gehoͤrt, auch derbere Stra- fen, als bisher gebraͤuchlich waren, eingefuͤhrt wer- den ſollten. Der hoͤchſte Grad dieſer derbern Stra- fen ſollte in einem, freylich im Edict nicht genau ge- nug beſchriebenen Durchpruͤgeln des ſchuldigen Stu- denten beſtehen u. ſ. w.
Ich kann wirklich nicht ſagen, ob der Koͤnig ſelbſt die Idee zu dieſem Edict gegeben habe: ſollte es aber ja ſeyn, ſo iſt es geſchehen, weil man ihm das Leben der Studenten und ihr Betragen mit gar zu graſſen Farben geſchildert hat, und da konnte er dann beſchloſſen haben, militaͤriſche Strafen auf ſeinen Univerſitaͤten einzufuͤhren. Meine Sache iſts uͤberhaupt nicht, uͤber Landesherrliche Verord- nungen zu kritiſiren, und Bemerkungen zu machen, aber das kann ich doch hiſtoriſch ſagen, daß eine
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malien ſind unter allen nur denkbaren Anomalien die
boͤsartigſten: denn ſie beleidigen nicht nur am tief-
ſten, ſondern geben auch das ſchaͤdlichſte Beyſpiel.
Der Ueberfall auf der Mail war uͤbrigens eine
hoͤchſt aͤrgerliche Sache geweſen, eine grobe Stoͤh-
rung der oͤffentlichen Ruhe und Sicherheit, und
eben daher fand der Koͤnig fuͤr nothwendig, ein
Edict zu geben, wie es in Zukunft bey Auftritten
dieſer Art gehalten werden ſollte.
Die Subſtanz des Edicts lief dahin aus, daß
bey groben Exceſſen, wohin natuͤrlicher Weiſe der
oͤffentliche Tumult auch gehoͤrt, auch derbere Stra-
fen, als bisher gebraͤuchlich waren, eingefuͤhrt wer-
den ſollten. Der hoͤchſte Grad dieſer derbern Stra-
fen ſollte in einem, freylich im Edict nicht genau ge-
nug beſchriebenen Durchpruͤgeln des ſchuldigen Stu-
denten beſtehen u. ſ. w.
Ich kann wirklich nicht ſagen, ob der Koͤnig
ſelbſt die Idee zu dieſem Edict gegeben habe: ſollte
es aber ja ſeyn, ſo iſt es geſchehen, weil man ihm
das Leben der Studenten und ihr Betragen mit gar
zu graſſen Farben geſchildert hat, und da konnte
er dann beſchloſſen haben, militaͤriſche Strafen auf
ſeinen Univerſitaͤten einzufuͤhren. Meine Sache
iſts uͤberhaupt nicht, uͤber Landesherrliche Verord-
nungen zu kritiſiren, und Bemerkungen zu machen,
aber das kann ich doch hiſtoriſch ſagen, daß eine
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/62>, abgerufen am 27.04.2024.
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