Jahres einen Jungen, welcher noch lebt, und mir durch sein munteres Wesen manche vergnügte Stun- de macht. Bey der Geburt, welche etwas schwer hergieng, rief die Kindermutter den Herrn Geheim- derath Mekel: der würdige Mann ließ nicht lange auf sich warten, und machte solche Anstalten, daß meine Frau gar bald ihrer Bürde entlastet wurde.
Unter den Gevattern oder Pathen, welche ich für meinen Jungen gebeten hatte, war auch der nunmehr verstorbene Obrist Schmid von Wegewitz, ein Mann von etwas seltsamen Charakter. Ich war diesem Mann durch meine Lebensbeschreibung bekannt geworden, und im Frühling 1798 ließ er mich durch seinen damaligen Sekretär oder Schrei- ber Höpfner zu sich bitten. Ich besuchte ihn, und fand einen durchaus originellen Mann. Herr Schmid bildete sich nämlich ein, daß er nie Un- recht haben könnte, und dieser Opinion zufolge han- delte er auch in allen Stücken. Damals, als ich ihn kennen lernte, hatte er nicht weniger, als 27 Prozeße, welche er alle mit der größten Heftigkeit betrieb, und die meisten selbst betrieb, ob er gleich nicht die geringste Kenntniß von positivem Recht be- faß. Er las mir eine Menge Acten vor, und klag- te unaufhörlich über die Chicanen der Advokaten, und über die Langsamkeit und Partheylichkeit seiner Richter. Ich suchte ihm begreiflich zu machen,
Jahres einen Jungen, welcher noch lebt, und mir durch ſein munteres Weſen manche vergnuͤgte Stun- de macht. Bey der Geburt, welche etwas ſchwer hergieng, rief die Kindermutter den Herrn Geheim- derath Mekel: der wuͤrdige Mann ließ nicht lange auf ſich warten, und machte ſolche Anſtalten, daß meine Frau gar bald ihrer Buͤrde entlaſtet wurde.
Unter den Gevattern oder Pathen, welche ich fuͤr meinen Jungen gebeten hatte, war auch der nunmehr verſtorbene Obriſt Schmid von Wegewitz, ein Mann von etwas ſeltſamen Charakter. Ich war dieſem Mann durch meine Lebensbeſchreibung bekannt geworden, und im Fruͤhling 1798 ließ er mich durch ſeinen damaligen Sekretaͤr oder Schrei- ber Hoͤpfner zu ſich bitten. Ich beſuchte ihn, und fand einen durchaus originellen Mann. Herr Schmid bildete ſich naͤmlich ein, daß er nie Un- recht haben koͤnnte, und dieſer Opinion zufolge han- delte er auch in allen Stuͤcken. Damals, als ich ihn kennen lernte, hatte er nicht weniger, als 27 Prozeße, welche er alle mit der groͤßten Heftigkeit betrieb, und die meiſten ſelbſt betrieb, ob er gleich nicht die geringſte Kenntniß von poſitivem Recht be- faß. Er las mir eine Menge Acten vor, und klag- te unaufhoͤrlich uͤber die Chicanen der Advokaten, und uͤber die Langſamkeit und Partheylichkeit ſeiner Richter. Ich ſuchte ihm begreiflich zu machen,
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Jahres einen Jungen, welcher noch lebt, und mir
durch ſein munteres Weſen manche vergnuͤgte Stun-
de macht. Bey der Geburt, welche etwas ſchwer
hergieng, rief die Kindermutter den Herrn Geheim-
derath Mekel: der wuͤrdige Mann ließ nicht lange
auf ſich warten, und machte ſolche Anſtalten, daß
meine Frau gar bald ihrer Buͤrde entlaſtet wurde.
Unter den Gevattern oder Pathen, welche ich
fuͤr meinen Jungen gebeten hatte, war auch der
nunmehr verſtorbene Obriſt Schmid von Wegewitz,
ein Mann von etwas ſeltſamen Charakter. Ich
war dieſem Mann durch meine Lebensbeſchreibung
bekannt geworden, und im Fruͤhling 1798 ließ er
mich durch ſeinen damaligen Sekretaͤr oder Schrei-
ber Hoͤpfner zu ſich bitten. Ich beſuchte ihn, und
fand einen durchaus originellen Mann. Herr
Schmid bildete ſich naͤmlich ein, daß er nie Un-
recht haben koͤnnte, und dieſer Opinion zufolge han-
delte er auch in allen Stuͤcken. Damals, als ich
ihn kennen lernte, hatte er nicht weniger, als 27
Prozeße, welche er alle mit der groͤßten Heftigkeit
betrieb, und die meiſten ſelbſt betrieb, ob er gleich
nicht die geringſte Kenntniß von poſitivem Recht be-
faß. Er las mir eine Menge Acten vor, und klag-
te unaufhoͤrlich uͤber die Chicanen der Advokaten,
und uͤber die Langſamkeit und Partheylichkeit ſeiner
Richter. Ich ſuchte ihm begreiflich zu machen,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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