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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Unter den Medicinern hatte ich keinen Feind,
aber unsre Mediciner bekümmern sich auch um die
Angelegenheiten der Universität unter den Profes-
soren am wenigsten. Herr Gren, der verdienstvol-
le, mir ewig unvergeßliche Gren, deßen rechtschaff-
ner Charakter mit seiner tiefen Wissenschaft pari
passu
ambulirte, war mein Freund, aber seine schon
längst erschöpfte Gesundheit und andre Umstände
machten es ihm unmöglich, sich meiner thätig an-
zunehmen. Die Herren Mekel und Reil kannten
mich nur wenig, und schienen überhaupt in dieser
Hinsicht sehr gleichgültig zu seyn.

Auf diese Art wurde nun der Bericht nach Ber-
lin in Absicht meiner, bloß von solchen concipirt,
welche mir abhold waren, und siehe da, er that die
Wirkung, welche sie davon erwarteten, und wie
ich selbst nicht anders vermuthete. Das Oberschul-
collegium schrieb mir, daß jezt für mich nichts
zu machen sey, und daß ich mich gedulten müße,
bis sich sonst was für mich fände.

Im Jahr 1795 hatte mich ein solches Rescript
völlig niedergeschlagen, aber im Jahr 1798 war die
Wirkung davon verschieden. Ich war ganz gleich-
gültig dabey, und legte mein Papier hin, ohne
mich zu kränken oder zu ärgern. Ich hatte gelernt,
über die Umstände beßer und richtiger zu urtheilen.

Meine Frau gebahr mir um Johannis dieses

Unter den Medicinern hatte ich keinen Feind,
aber unſre Mediciner bekuͤmmern ſich auch um die
Angelegenheiten der Univerſitaͤt unter den Profeſ-
ſoren am wenigſten. Herr Gren, der verdienſtvol-
le, mir ewig unvergeßliche Gren, deßen rechtſchaff-
ner Charakter mit ſeiner tiefen Wiſſenſchaft pari
paſſu
ambulirte, war mein Freund, aber ſeine ſchon
laͤngſt erſchoͤpfte Geſundheit und andre Umſtaͤnde
machten es ihm unmoͤglich, ſich meiner thaͤtig an-
zunehmen. Die Herren Mekel und Reil kannten
mich nur wenig, und ſchienen uͤberhaupt in dieſer
Hinſicht ſehr gleichguͤltig zu ſeyn.

Auf dieſe Art wurde nun der Bericht nach Ber-
lin in Abſicht meiner, bloß von ſolchen concipirt,
welche mir abhold waren, und ſiehe da, er that die
Wirkung, welche ſie davon erwarteten, und wie
ich ſelbſt nicht anders vermuthete. Das Oberſchul-
collegium ſchrieb mir, daß jezt fuͤr mich nichts
zu machen ſey, und daß ich mich gedulten muͤße,
bis ſich ſonſt was fuͤr mich faͤnde.

Im Jahr 1795 hatte mich ein ſolches Reſcript
voͤllig niedergeſchlagen, aber im Jahr 1798 war die
Wirkung davon verſchieden. Ich war ganz gleich-
guͤltig dabey, und legte mein Papier hin, ohne
mich zu kraͤnken oder zu aͤrgern. Ich hatte gelernt,
uͤber die Umſtaͤnde beßer und richtiger zu urtheilen.

Meine Frau gebahr mir um Johannis dieſes

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[42/0050] Unter den Medicinern hatte ich keinen Feind, aber unſre Mediciner bekuͤmmern ſich auch um die Angelegenheiten der Univerſitaͤt unter den Profeſ- ſoren am wenigſten. Herr Gren, der verdienſtvol- le, mir ewig unvergeßliche Gren, deßen rechtſchaff- ner Charakter mit ſeiner tiefen Wiſſenſchaft pari paſſu ambulirte, war mein Freund, aber ſeine ſchon laͤngſt erſchoͤpfte Geſundheit und andre Umſtaͤnde machten es ihm unmoͤglich, ſich meiner thaͤtig an- zunehmen. Die Herren Mekel und Reil kannten mich nur wenig, und ſchienen uͤberhaupt in dieſer Hinſicht ſehr gleichguͤltig zu ſeyn. Auf dieſe Art wurde nun der Bericht nach Ber- lin in Abſicht meiner, bloß von ſolchen concipirt, welche mir abhold waren, und ſiehe da, er that die Wirkung, welche ſie davon erwarteten, und wie ich ſelbſt nicht anders vermuthete. Das Oberſchul- collegium ſchrieb mir, daß jezt fuͤr mich nichts zu machen ſey, und daß ich mich gedulten muͤße, bis ſich ſonſt was fuͤr mich faͤnde. Im Jahr 1795 hatte mich ein ſolches Reſcript voͤllig niedergeſchlagen, aber im Jahr 1798 war die Wirkung davon verſchieden. Ich war ganz gleich- guͤltig dabey, und legte mein Papier hin, ohne mich zu kraͤnken oder zu aͤrgern. Ich hatte gelernt, uͤber die Umſtaͤnde beßer und richtiger zu urtheilen. Meine Frau gebahr mir um Johannis dieſes

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/50>, abgerufen am 29.03.2024.