cher mir die Reisekosten ersezte. Ich verließ den König mit dem tiefsten Dankgefühl, als ich aber ins Vorzimmer kam, trat mich ein wohlgekleideter Mann sehr ängstlich an.
Aber, mein Gott, sagte dieser, was machen Sie?
Ich. Ich komme vom Könige, und glaube nichts Böses gethan zu haben.
Er. Nichts? Bedenken Sie doch selbst!
Ich. Was soll ich dann bedenken? Ich weiß vom hellen Tage nichts: erklären Sie sich näher.
Er. Mein Himmel, Sie sind mit einem Stock im Kabinet gewesen.
Ich. So ist es: aber ists dann verboten, mit dem Stock ins Kabinet zu gehn?
Er. Mein Gott, freylich! Das ist gegen alle Etikette.
Ich. Der König hat mir nichts darüber gesagt, und niemand wird sich einbilden, daß ich ins könig- liche Kabinet mit dem Stock gehe, um mich da herum zu prügeln.
Ich gieng weiter, ehe ich aber das Palais ver- ließ -- der König wohnte damals noch in dem Palais des Kronprinzen -- ging ich nach der Kü- che, und fand da weniger Apparat, als in man- cher adelichen Küche, selbst in Berlin gefunden wird. Nun hatte ich weiter in Berlin keine Ge-
Laukh. Leben 5ter Theil. C
cher mir die Reiſekoſten erſezte. Ich verließ den Koͤnig mit dem tiefſten Dankgefuͤhl, als ich aber ins Vorzimmer kam, trat mich ein wohlgekleideter Mann ſehr aͤngſtlich an.
Aber, mein Gott, ſagte dieſer, was machen Sie?
Ich. Ich komme vom Koͤnige, und glaube nichts Boͤſes gethan zu haben.
Er. Nichts? Bedenken Sie doch ſelbſt!
Ich. Was ſoll ich dann bedenken? Ich weiß vom hellen Tage nichts: erklaͤren Sie ſich naͤher.
Er. Mein Himmel, Sie ſind mit einem Stock im Kabinet geweſen.
Ich. So iſt es: aber iſts dann verboten, mit dem Stock ins Kabinet zu gehn?
Er. Mein Gott, freylich! Das iſt gegen alle Etikette.
Ich. Der Koͤnig hat mir nichts daruͤber geſagt, und niemand wird ſich einbilden, daß ich ins koͤnig- liche Kabinet mit dem Stock gehe, um mich da herum zu pruͤgeln.
Ich gieng weiter, ehe ich aber das Palais ver- ließ — der Koͤnig wohnte damals noch in dem Palais des Kronprinzen — ging ich nach der Kuͤ- che, und fand da weniger Apparat, als in man- cher adelichen Kuͤche, ſelbſt in Berlin gefunden wird. Nun hatte ich weiter in Berlin keine Ge-
Laukh. Leben 5ter Theil. C
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cher mir die Reiſekoſten erſezte. Ich verließ den
Koͤnig mit dem tiefſten Dankgefuͤhl, als ich aber
ins Vorzimmer kam, trat mich ein wohlgekleideter
Mann ſehr aͤngſtlich an.
Aber, mein Gott, ſagte dieſer, was machen
Sie?
Ich. Ich komme vom Koͤnige, und glaube
nichts Boͤſes gethan zu haben.
Er. Nichts? Bedenken Sie doch ſelbſt!
Ich. Was ſoll ich dann bedenken? Ich weiß
vom hellen Tage nichts: erklaͤren Sie ſich naͤher.
Er. Mein Himmel, Sie ſind mit einem Stock
im Kabinet geweſen.
Ich. So iſt es: aber iſts dann verboten, mit
dem Stock ins Kabinet zu gehn?
Er. Mein Gott, freylich! Das iſt gegen alle
Etikette.
Ich. Der Koͤnig hat mir nichts daruͤber geſagt,
und niemand wird ſich einbilden, daß ich ins koͤnig-
liche Kabinet mit dem Stock gehe, um mich da herum
zu pruͤgeln.
Ich gieng weiter, ehe ich aber das Palais ver-
ließ — der Koͤnig wohnte damals noch in dem
Palais des Kronprinzen — ging ich nach der Kuͤ-
che, und fand da weniger Apparat, als in man-
cher adelichen Kuͤche, ſelbſt in Berlin gefunden
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/41>, abgerufen am 16.02.2025.
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