gelernt, hat aber so wenig Begriffe von dem In- halt desselben, daß er den darin genannten al- ten bösen Feind und seinen Schulmeister für ein Ding hält. Kommt Zeit, kommt Rath.
Ich für mein Theil lebe so ziemlich ruhig, und laße alle Steine liegen, die ich nicht wegschaffen kann. Mangel habe ich freylich an vielen Dingen, woran andre abundiren, aber das Nothwendige fehlt mir doch nur selten. Man sagt gewöhnlich, Credit sey so gut, als baar Geld; aber es ist doch auch zu etwas gut, wenig Credit zu haben: denn so kann man auch wenig Schulden machen, und dieß ist mein Fall.
Mein Umgang sind meine Bekannten, worun- ter ich auch einige Freunde rechnen kann. Von leztern habe ich erst kürzlich Herrn Dornensteeg oder Eichhorn verlohren, welcher ins Hannöverische verreiset ist, und wahrscheinlich nicht wieder kommt. Die öffentlichen Oerter besuche ich oft, aber nur ge- gen Abend, meistens aber nur solche Oerter, wo man bey einem Glas Breyhan einen unterhaltenden Discours führen kann. Meine Bekannten sehen mich immer gerne kommen.
Meine Studien setze ich noch immer fort, und vorzüglich suche ich das Römische und Deutsche ge- meine Recht zu erlernen, nicht als wollte ich einst großen nützlichen Gebrauch davon machen: denn
gelernt, hat aber ſo wenig Begriffe von dem In- halt deſſelben, daß er den darin genannten al- ten boͤſen Feind und ſeinen Schulmeiſter fuͤr ein Ding haͤlt. Kommt Zeit, kommt Rath.
Ich fuͤr mein Theil lebe ſo ziemlich ruhig, und laße alle Steine liegen, die ich nicht wegſchaffen kann. Mangel habe ich freylich an vielen Dingen, woran andre abundiren, aber das Nothwendige fehlt mir doch nur ſelten. Man ſagt gewoͤhnlich, Credit ſey ſo gut, als baar Geld; aber es iſt doch auch zu etwas gut, wenig Credit zu haben: denn ſo kann man auch wenig Schulden machen, und dieß iſt mein Fall.
Mein Umgang ſind meine Bekannten, worun- ter ich auch einige Freunde rechnen kann. Von leztern habe ich erſt kuͤrzlich Herrn Dornenſteeg oder Eichhorn verlohren, welcher ins Hannoͤveriſche verreiſet iſt, und wahrſcheinlich nicht wieder kommt. Die oͤffentlichen Oerter beſuche ich oft, aber nur ge- gen Abend, meiſtens aber nur ſolche Oerter, wo man bey einem Glas Breyhan einen unterhaltenden Diſcours fuͤhren kann. Meine Bekannten ſehen mich immer gerne kommen.
Meine Studien ſetze ich noch immer fort, und vorzuͤglich ſuche ich das Roͤmiſche und Deutſche ge- meine Recht zu erlernen, nicht als wollte ich einſt großen nuͤtzlichen Gebrauch davon machen: denn
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gelernt, hat aber ſo wenig Begriffe von dem In-
halt deſſelben, daß er den darin genannten al-
ten boͤſen Feind und ſeinen Schulmeiſter fuͤr
ein Ding haͤlt. Kommt Zeit, kommt Rath.
Ich fuͤr mein Theil lebe ſo ziemlich ruhig, und
laße alle Steine liegen, die ich nicht wegſchaffen
kann. Mangel habe ich freylich an vielen Dingen,
woran andre abundiren, aber das Nothwendige
fehlt mir doch nur ſelten. Man ſagt gewoͤhnlich,
Credit ſey ſo gut, als baar Geld; aber es iſt doch
auch zu etwas gut, wenig Credit zu haben: denn
ſo kann man auch wenig Schulden machen, und
dieß iſt mein Fall.
Mein Umgang ſind meine Bekannten, worun-
ter ich auch einige Freunde rechnen kann. Von
leztern habe ich erſt kuͤrzlich Herrn Dornenſteeg oder
Eichhorn verlohren, welcher ins Hannoͤveriſche
verreiſet iſt, und wahrſcheinlich nicht wieder kommt.
Die oͤffentlichen Oerter beſuche ich oft, aber nur ge-
gen Abend, meiſtens aber nur ſolche Oerter, wo
man bey einem Glas Breyhan einen unterhaltenden
Diſcours fuͤhren kann. Meine Bekannten ſehen mich
immer gerne kommen.
Meine Studien ſetze ich noch immer fort, und
vorzuͤglich ſuche ich das Roͤmiſche und Deutſche ge-
meine Recht zu erlernen, nicht als wollte ich einſt
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/325>, abgerufen am 24.11.2024.
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