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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Welt, und die dort genannten Mamsellen Spa-
dille und Manille sind bloß erdichtete Personen.
Dieß ist meine Erklärung, welche mehr gelten
muß, als alle Auslegungen müßiger Köpfe, auf
welche der Spruch des Terentius *) angewendet
werden kaun:

Faciunt nae intellegenda, ut nihil intellegant.

Indessen hat mir doch diese fatale Auslegung,
welche wer weiß von wem zuerst ist aufgebracht
worden, gar viel Verdruß zugezogen. Erstlich
machte mir die Madam Ilschnerin selbst Vorwürfe
drüber, und ich hatte alle Mühe anzuwenden, um
sie nur gewisser Maaßen zu beruhigen, und dann
hielten sich andre gleichfalls für beleidiget, und
gingen mir zu Leibe: einer davon drohte mir sogar
mit einer Klage. Ein gewißer Herr will sogar in
der Rathsstube gesagt haben, von Mad. I. könne
man skandolöse Nachrichten in Laukhards Büchern
finden, und ein anderer wollte sich sogar drauf, als
auf ein Document berufen. Man denkt leicht,
daß mir so Etwas nicht gleichgültig seyn konnte:
ich kümmere mich zwar sehr wenig um die Urtheile
andrer Leute, aber ich mag doch nicht haben, daß
man mich als einen Diffamanten ausschreie -- und
das würde ich auf alle Fälle seyn, wenn ich wirk-

*) Terent. Andriae prolog.

Welt, und die dort genannten Mamſellen Spa-
dille und Manille ſind bloß erdichtete Perſonen.
Dieß iſt meine Erklaͤrung, welche mehr gelten
muß, als alle Auslegungen muͤßiger Koͤpfe, auf
welche der Spruch des Terentius *) angewendet
werden kaun:

Faciunt nae intellegenda, ut nihil intellegant.

Indeſſen hat mir doch dieſe fatale Auslegung,
welche wer weiß von wem zuerſt iſt aufgebracht
worden, gar viel Verdruß zugezogen. Erſtlich
machte mir die Madam Ilſchnerin ſelbſt Vorwuͤrfe
druͤber, und ich hatte alle Muͤhe anzuwenden, um
ſie nur gewiſſer Maaßen zu beruhigen, und dann
hielten ſich andre gleichfalls fuͤr beleidiget, und
gingen mir zu Leibe: einer davon drohte mir ſogar
mit einer Klage. Ein gewißer Herr will ſogar in
der Rathsſtube geſagt haben, von Mad. I. koͤnne
man ſkandoloͤſe Nachrichten in Laukhards Buͤchern
finden, und ein anderer wollte ſich ſogar drauf, als
auf ein Document berufen. Man denkt leicht,
daß mir ſo Etwas nicht gleichguͤltig ſeyn konnte:
ich kuͤmmere mich zwar ſehr wenig um die Urtheile
andrer Leute, aber ich mag doch nicht haben, daß
man mich als einen Diffamanten ausſchreie — und
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*) Terent. Andriae prolog.
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[290/0298] Welt, und die dort genannten Mamſellen Spa- dille und Manille ſind bloß erdichtete Perſonen. Dieß iſt meine Erklaͤrung, welche mehr gelten muß, als alle Auslegungen muͤßiger Koͤpfe, auf welche der Spruch des Terentius *) angewendet werden kaun: Faciunt nae intellegenda, ut nihil intellegant. Indeſſen hat mir doch dieſe fatale Auslegung, welche wer weiß von wem zuerſt iſt aufgebracht worden, gar viel Verdruß zugezogen. Erſtlich machte mir die Madam Ilſchnerin ſelbſt Vorwuͤrfe druͤber, und ich hatte alle Muͤhe anzuwenden, um ſie nur gewiſſer Maaßen zu beruhigen, und dann hielten ſich andre gleichfalls fuͤr beleidiget, und gingen mir zu Leibe: einer davon drohte mir ſogar mit einer Klage. Ein gewißer Herr will ſogar in der Rathsſtube geſagt haben, von Mad. I. koͤnne man ſkandoloͤſe Nachrichten in Laukhards Buͤchern finden, und ein anderer wollte ſich ſogar drauf, als auf ein Document berufen. Man denkt leicht, daß mir ſo Etwas nicht gleichguͤltig ſeyn konnte: ich kuͤmmere mich zwar ſehr wenig um die Urtheile andrer Leute, aber ich mag doch nicht haben, daß man mich als einen Diffamanten ausſchreie — und das wuͤrde ich auf alle Faͤlle ſeyn, wenn ich wirk- *) Terent. Andriae prolog.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/298>, abgerufen am 28.11.2024.