Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn Hr. Böhme Ihr Freund ist, lieber Cra-
mer, sagte ich zu diesem, so schreiben Sie ihm,
er möge ja nicht den traurigen Sudel drucken laßen:
der Dreck wird zuverläßig Makulatur, und um
Ihnen zu beweisen, daß ich Recht habe, wollen
wir einen Mann fragen, der als competenter Be-
urtheiler solcher Dinger kann und muß angesehen
werden. Wir gingen zu dem Hn. Professor König,
und dieser gelehrte und humane Jurisconsult er-
klärte das Machwerk für das non plus ultra alles
juristischen Unsinns. Cramer schrieb das Urtheil
des Hn. P. Königs an Hn. Böhmen, und mit dem
dritten Bogen wurde der Druck des jämmerlichen
Sudels beschlossen. Der Verfasser war mir unbe-
kannt, aber hinterher erfuhr ich, daß es ein sehr
naher Verwandter eines Freundes des Herrn Röp-
prichs war. Nun konnte ich mir manches erklären.

Madam Ilschnerin wurde von ihrem Manne
geschieden, zog in die Stadt, und bekam bald ei-
nen Freywerber, der aber bald wieder abtrat, und
ihr einen derben Prozeß an den Hals warf, wel-
cher gleichfalls erbaulich ist. Bey der Gelegenheit
meines Umgangs mit der Frau Ilschnerin ward ich
näher mit einem gewissen Mann bekannt, welcher
Knorre heißt, und sich durch seine Feder und durch
die Industrie seiner Frau durchbringt. Knorre hat
der Frau Ilschnerin viel, sehr viel zu danken, und

daher

Wenn Hr. Boͤhme Ihr Freund iſt, lieber Cra-
mer, ſagte ich zu dieſem, ſo ſchreiben Sie ihm,
er moͤge ja nicht den traurigen Sudel drucken laßen:
der Dreck wird zuverlaͤßig Makulatur, und um
Ihnen zu beweiſen, daß ich Recht habe, wollen
wir einen Mann fragen, der als competenter Be-
urtheiler ſolcher Dinger kann und muß angeſehen
werden. Wir gingen zu dem Hn. Profeſſor Koͤnig,
und dieſer gelehrte und humane Jurisconſult er-
klaͤrte das Machwerk fuͤr das non plus ultra alles
juriſtiſchen Unſinns. Cramer ſchrieb das Urtheil
des Hn. P. Koͤnigs an Hn. Boͤhmen, und mit dem
dritten Bogen wurde der Druck des jaͤmmerlichen
Sudels beſchloſſen. Der Verfaſſer war mir unbe-
kannt, aber hinterher erfuhr ich, daß es ein ſehr
naher Verwandter eines Freundes des Herrn Roͤp-
prichs war. Nun konnte ich mir manches erklaͤren.

Madam Ilſchnerin wurde von ihrem Manne
geſchieden, zog in die Stadt, und bekam bald ei-
nen Freywerber, der aber bald wieder abtrat, und
ihr einen derben Prozeß an den Hals warf, wel-
cher gleichfalls erbaulich iſt. Bey der Gelegenheit
meines Umgangs mit der Frau Ilſchnerin ward ich
naͤher mit einem gewiſſen Mann bekannt, welcher
Knorre heißt, und ſich durch ſeine Feder und durch
die Induſtrie ſeiner Frau durchbringt. Knorre hat
der Frau Ilſchnerin viel, ſehr viel zu danken, und

daher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0296" n="288"/>
        <p>Wenn Hr. Bo&#x0364;hme Ihr Freund i&#x017F;t, lieber Cra-<lb/>
mer, &#x017F;agte ich zu die&#x017F;em, &#x017F;o &#x017F;chreiben Sie ihm,<lb/>
er mo&#x0364;ge ja nicht den traurigen Sudel drucken laßen:<lb/>
der Dreck wird zuverla&#x0364;ßig Makulatur, und um<lb/>
Ihnen zu bewei&#x017F;en, daß ich Recht habe, wollen<lb/>
wir einen Mann fragen, der als competenter Be-<lb/>
urtheiler &#x017F;olcher Dinger kann und muß ange&#x017F;ehen<lb/>
werden. Wir gingen zu dem Hn. Profe&#x017F;&#x017F;or Ko&#x0364;nig,<lb/>
und die&#x017F;er gelehrte und humane Juriscon&#x017F;ult er-<lb/>
kla&#x0364;rte das Machwerk fu&#x0364;r das <hi rendition="#aq">non plus ultra</hi> alles<lb/>
juri&#x017F;ti&#x017F;chen Un&#x017F;inns. Cramer &#x017F;chrieb das Urtheil<lb/>
des Hn. P. Ko&#x0364;nigs an Hn. Bo&#x0364;hmen, und mit dem<lb/>
dritten Bogen wurde der Druck des ja&#x0364;mmerlichen<lb/>
Sudels be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Der Verfa&#x017F;&#x017F;er war mir unbe-<lb/>
kannt, aber hinterher erfuhr ich, daß es ein &#x017F;ehr<lb/>
naher Verwandter eines Freundes des Herrn Ro&#x0364;p-<lb/>
prichs war. Nun konnte ich mir manches erkla&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>Madam Il&#x017F;chnerin wurde von ihrem Manne<lb/>
ge&#x017F;chieden, zog in die Stadt, und bekam bald ei-<lb/>
nen Freywerber, der aber bald wieder abtrat, und<lb/>
ihr einen derben Prozeß an den Hals warf, wel-<lb/>
cher gleichfalls erbaulich i&#x017F;t. Bey der Gelegenheit<lb/>
meines Umgangs mit der Frau Il&#x017F;chnerin ward ich<lb/>
na&#x0364;her mit einem gewi&#x017F;&#x017F;en Mann bekannt, welcher<lb/>
Knorre heißt, und &#x017F;ich durch &#x017F;eine Feder und durch<lb/>
die Indu&#x017F;trie &#x017F;einer Frau durchbringt. Knorre hat<lb/>
der Frau Il&#x017F;chnerin viel, &#x017F;ehr viel zu danken, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daher</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0296] Wenn Hr. Boͤhme Ihr Freund iſt, lieber Cra- mer, ſagte ich zu dieſem, ſo ſchreiben Sie ihm, er moͤge ja nicht den traurigen Sudel drucken laßen: der Dreck wird zuverlaͤßig Makulatur, und um Ihnen zu beweiſen, daß ich Recht habe, wollen wir einen Mann fragen, der als competenter Be- urtheiler ſolcher Dinger kann und muß angeſehen werden. Wir gingen zu dem Hn. Profeſſor Koͤnig, und dieſer gelehrte und humane Jurisconſult er- klaͤrte das Machwerk fuͤr das non plus ultra alles juriſtiſchen Unſinns. Cramer ſchrieb das Urtheil des Hn. P. Koͤnigs an Hn. Boͤhmen, und mit dem dritten Bogen wurde der Druck des jaͤmmerlichen Sudels beſchloſſen. Der Verfaſſer war mir unbe- kannt, aber hinterher erfuhr ich, daß es ein ſehr naher Verwandter eines Freundes des Herrn Roͤp- prichs war. Nun konnte ich mir manches erklaͤren. Madam Ilſchnerin wurde von ihrem Manne geſchieden, zog in die Stadt, und bekam bald ei- nen Freywerber, der aber bald wieder abtrat, und ihr einen derben Prozeß an den Hals warf, wel- cher gleichfalls erbaulich iſt. Bey der Gelegenheit meines Umgangs mit der Frau Ilſchnerin ward ich naͤher mit einem gewiſſen Mann bekannt, welcher Knorre heißt, und ſich durch ſeine Feder und durch die Induſtrie ſeiner Frau durchbringt. Knorre hat der Frau Ilſchnerin viel, ſehr viel zu danken, und daher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/296
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/296>, abgerufen am 09.05.2024.