Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

signan der Schinderknechte *) gelernt hätte: Rust
wurde zum Krüppel geschlagen, und würde endlich
haben unterliegen müssen, wenn die wahren Diebe
nicht wären entdeckt worden. Der Mensch, wel-
cher durch einen falschen Eyd dem Rust die infame
Behandlung zugezogen hatte, ward Unteroffizier.
Auf den Bau hätte er sollen geschickt werden, aber
er ward Unteroffizier, und endlich gar Offizier.
Konnte man das Portdepee ärger brandmarken?
Ich bin überzeugt, wenn unser ehrliebender König
die Rustische Historie wüßte, er riße dem Unwür-
digen den Degen von der Seite. Doch weiter!

Die Untersuchungen der Spizbübereyen der
Brandischen Bande währt schon über ein Jahr;
Brand und seine Frau sitzen noch, und niemand
vermuthet einen baldigen Rechtsspruch.

Montags früh wurde ich meines Arrestes ent-
ledigt.

Einige Zeit nachher wurde ich auf die Waage
gefordert, wo mir der Hofrath Dreyander einen
Wisch vorlegte, der an die Regierung zu Magde-
burg von einen Kerl aus Trotha war geschickt wor-
den. "Haben Sie das Ding gemacht, fragte Hr.
Dreyander?"


*) Man sehe Kochs Institutiones juris Criminalis im An-
hange, aber die ältern Ausgaben: denn Hr. Koch oder sein
Verleger mag sich des Schinderknechtsunterrichts geschämt ha-
ben; und so blieb er in den neuern Editionen weg.

ſignan der Schinderknechte *) gelernt haͤtte: Ruſt
wurde zum Kruͤppel geſchlagen, und wuͤrde endlich
haben unterliegen muͤſſen, wenn die wahren Diebe
nicht waͤren entdeckt worden. Der Menſch, wel-
cher durch einen falſchen Eyd dem Ruſt die infame
Behandlung zugezogen hatte, ward Unteroffizier.
Auf den Bau haͤtte er ſollen geſchickt werden, aber
er ward Unteroffizier, und endlich gar Offizier.
Konnte man das Portdepee aͤrger brandmarken?
Ich bin uͤberzeugt, wenn unſer ehrliebender Koͤnig
die Ruſtiſche Hiſtorie wuͤßte, er riße dem Unwuͤr-
digen den Degen von der Seite. Doch weiter!

Die Unterſuchungen der Spizbuͤbereyen der
Brandiſchen Bande waͤhrt ſchon uͤber ein Jahr;
Brand und ſeine Frau ſitzen noch, und niemand
vermuthet einen baldigen Rechtsſpruch.

Montags fruͤh wurde ich meines Arreſtes ent-
ledigt.

Einige Zeit nachher wurde ich auf die Waage
gefordert, wo mir der Hofrath Dreyander einen
Wiſch vorlegte, der an die Regierung zu Magde-
burg von einen Kerl aus Trotha war geſchickt wor-
den. „Haben Sie das Ding gemacht, fragte Hr.
Dreyander?“


*) Man ſehe Kochs Inſtitutiones juris Criminalis im An-
hange, aber die aͤltern Ausgaben: denn Hr. Koch oder ſein
Verleger mag ſich des Schinderknechtsunterrichts geſchaͤmt ha-
ben; und ſo blieb er in den neuern Editionen weg.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="280"/>
&#x017F;ignan der Schinderknechte <note place="foot" n="*)">Man &#x017F;ehe Kochs <hi rendition="#aq">In&#x017F;titutiones juris Criminalis</hi> im An-<lb/>
hange, aber die a&#x0364;ltern Ausgaben: denn Hr. Koch oder &#x017F;ein<lb/>
Verleger mag &#x017F;ich des Schinderknechtsunterrichts ge&#x017F;cha&#x0364;mt ha-<lb/>
ben; und &#x017F;o blieb er in den neuern Editionen weg.</note> gelernt ha&#x0364;tte: Ru&#x017F;t<lb/>
wurde zum Kru&#x0364;ppel ge&#x017F;chlagen, und wu&#x0364;rde endlich<lb/>
haben unterliegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn die wahren Diebe<lb/>
nicht wa&#x0364;ren entdeckt worden. Der Men&#x017F;ch, wel-<lb/>
cher durch einen fal&#x017F;chen Eyd dem Ru&#x017F;t die infame<lb/>
Behandlung zugezogen hatte, ward Unteroffizier.<lb/>
Auf den Bau ha&#x0364;tte er &#x017F;ollen ge&#x017F;chickt werden, aber<lb/>
er ward Unteroffizier, und endlich gar Offizier.<lb/>
Konnte man das Portdepee a&#x0364;rger brandmarken?<lb/>
Ich bin u&#x0364;berzeugt, wenn un&#x017F;er ehrliebender Ko&#x0364;nig<lb/>
die Ru&#x017F;ti&#x017F;che Hi&#x017F;torie wu&#x0364;ßte, er riße dem Unwu&#x0364;r-<lb/>
digen den Degen von der Seite. Doch weiter!</p><lb/>
        <p>Die Unter&#x017F;uchungen der Spizbu&#x0364;bereyen der<lb/>
Brandi&#x017F;chen Bande wa&#x0364;hrt &#x017F;chon u&#x0364;ber ein Jahr;<lb/>
Brand und &#x017F;eine Frau &#x017F;itzen noch, und niemand<lb/>
vermuthet einen baldigen Rechts&#x017F;pruch.</p><lb/>
        <p>Montags fru&#x0364;h wurde ich meines Arre&#x017F;tes ent-<lb/>
ledigt.</p><lb/>
        <p>Einige Zeit nachher wurde ich auf die Waage<lb/>
gefordert, wo mir der Hofrath Dreyander einen<lb/>
Wi&#x017F;ch vorlegte, der an die Regierung zu Magde-<lb/>
burg von einen Kerl aus Trotha war ge&#x017F;chickt wor-<lb/>
den. &#x201E;Haben Sie das Ding gemacht, fragte Hr.<lb/>
Dreyander?&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0288] ſignan der Schinderknechte *) gelernt haͤtte: Ruſt wurde zum Kruͤppel geſchlagen, und wuͤrde endlich haben unterliegen muͤſſen, wenn die wahren Diebe nicht waͤren entdeckt worden. Der Menſch, wel- cher durch einen falſchen Eyd dem Ruſt die infame Behandlung zugezogen hatte, ward Unteroffizier. Auf den Bau haͤtte er ſollen geſchickt werden, aber er ward Unteroffizier, und endlich gar Offizier. Konnte man das Portdepee aͤrger brandmarken? Ich bin uͤberzeugt, wenn unſer ehrliebender Koͤnig die Ruſtiſche Hiſtorie wuͤßte, er riße dem Unwuͤr- digen den Degen von der Seite. Doch weiter! Die Unterſuchungen der Spizbuͤbereyen der Brandiſchen Bande waͤhrt ſchon uͤber ein Jahr; Brand und ſeine Frau ſitzen noch, und niemand vermuthet einen baldigen Rechtsſpruch. Montags fruͤh wurde ich meines Arreſtes ent- ledigt. Einige Zeit nachher wurde ich auf die Waage gefordert, wo mir der Hofrath Dreyander einen Wiſch vorlegte, der an die Regierung zu Magde- burg von einen Kerl aus Trotha war geſchickt wor- den. „Haben Sie das Ding gemacht, fragte Hr. Dreyander?“ *) Man ſehe Kochs Inſtitutiones juris Criminalis im An- hange, aber die aͤltern Ausgaben: denn Hr. Koch oder ſein Verleger mag ſich des Schinderknechtsunterrichts geſchaͤmt ha- ben; und ſo blieb er in den neuern Editionen weg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/288
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/288>, abgerufen am 10.05.2024.