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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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am Ende zu prellen, gerieth hierüber aufs heftigste
in Wuth, und da er vermuthete, meine Frau habe
mich bewogen, ihm nicht mehr zu geben, als ihm
zukomme, wie es denn auch wahr ist, fiel er diese
an, und nannte sie in Beyseyn einiger Bürger eine
Hure und Ehebrecherinn, welche einen fremden Herrn
in meiner Abwesenheit bey sich habe schlafen laßen:
als sich meine Frau etwas derb gegen den unsinni-
gen Buben vertheidigte, stieß dieser sie an, daß sie
über die Wiege hinstürzte.

Ich ward wegen dieser infamen Behandlung
meiner Frau bey den Stadtgerichten klagbar, und
Hr. D. Scheuffelhuth, welcher die Klageschrift auf-
setzte, würde dem elenden Wicht gewiß rechtschaf-
fen eingeheizt haben, wenn der Bursche sich nicht
fortgemacht, und alle die geprellt hätte, welche ei-
nige Forderungen an ihn hatten.

Kaum war Mosjeh Schäfer, der Schuster und
Unteroffizier weg, so hörte man sein Lob in der
ganzen Stadt, und weit und breit auf dem Lande
herum. Es war in der Stadt beynahe keine Knei-
pe, wo er nicht Bären angebunden hatte, alle sei-
ne Bekannte hatte er geprellt, und ich mußte meine
Klage liegen laßen. Wie konnte ich auch gegen
einen Hollunken agiren, welcher seine Frau und
zwar in schwangern Umständen im ärgsten Elend
sitzen läßt, und in die Welt läuft? Alle die, wel-

am Ende zu prellen, gerieth hieruͤber aufs heftigſte
in Wuth, und da er vermuthete, meine Frau habe
mich bewogen, ihm nicht mehr zu geben, als ihm
zukomme, wie es denn auch wahr iſt, fiel er dieſe
an, und nannte ſie in Beyſeyn einiger Buͤrger eine
Hure und Ehebrecherinn, welche einen fremden Herrn
in meiner Abweſenheit bey ſich habe ſchlafen laßen:
als ſich meine Frau etwas derb gegen den unſinni-
gen Buben vertheidigte, ſtieß dieſer ſie an, daß ſie
uͤber die Wiege hinſtuͤrzte.

Ich ward wegen dieſer infamen Behandlung
meiner Frau bey den Stadtgerichten klagbar, und
Hr. D. Scheuffelhuth, welcher die Klageſchrift auf-
ſetzte, wuͤrde dem elenden Wicht gewiß rechtſchaf-
fen eingeheizt haben, wenn der Burſche ſich nicht
fortgemacht, und alle die geprellt haͤtte, welche ei-
nige Forderungen an ihn hatten.

Kaum war Mosjeh Schaͤfer, der Schuſter und
Unteroffizier weg, ſo hoͤrte man ſein Lob in der
ganzen Stadt, und weit und breit auf dem Lande
herum. Es war in der Stadt beynahe keine Knei-
pe, wo er nicht Baͤren angebunden hatte, alle ſei-
ne Bekannte hatte er geprellt, und ich mußte meine
Klage liegen laßen. Wie konnte ich auch gegen
einen Hollunken agiren, welcher ſeine Frau und
zwar in ſchwangern Umſtaͤnden im aͤrgſten Elend
ſitzen laͤßt, und in die Welt laͤuft? Alle die, wel-

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[244/0252] am Ende zu prellen, gerieth hieruͤber aufs heftigſte in Wuth, und da er vermuthete, meine Frau habe mich bewogen, ihm nicht mehr zu geben, als ihm zukomme, wie es denn auch wahr iſt, fiel er dieſe an, und nannte ſie in Beyſeyn einiger Buͤrger eine Hure und Ehebrecherinn, welche einen fremden Herrn in meiner Abweſenheit bey ſich habe ſchlafen laßen: als ſich meine Frau etwas derb gegen den unſinni- gen Buben vertheidigte, ſtieß dieſer ſie an, daß ſie uͤber die Wiege hinſtuͤrzte. Ich ward wegen dieſer infamen Behandlung meiner Frau bey den Stadtgerichten klagbar, und Hr. D. Scheuffelhuth, welcher die Klageſchrift auf- ſetzte, wuͤrde dem elenden Wicht gewiß rechtſchaf- fen eingeheizt haben, wenn der Burſche ſich nicht fortgemacht, und alle die geprellt haͤtte, welche ei- nige Forderungen an ihn hatten. Kaum war Mosjeh Schaͤfer, der Schuſter und Unteroffizier weg, ſo hoͤrte man ſein Lob in der ganzen Stadt, und weit und breit auf dem Lande herum. Es war in der Stadt beynahe keine Knei- pe, wo er nicht Baͤren angebunden hatte, alle ſei- ne Bekannte hatte er geprellt, und ich mußte meine Klage liegen laßen. Wie konnte ich auch gegen einen Hollunken agiren, welcher ſeine Frau und zwar in ſchwangern Umſtaͤnden im aͤrgſten Elend ſitzen laͤßt, und in die Welt laͤuft? Alle die, wel-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/252>, abgerufen am 10.05.2024.