Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

ren Wegraffung aber auch gar nichts läge, wohl-
weise angemerkt hat, wenn Hr. Physikus Philter
nicht seine Kenntnisse zu meiner Herstellung ange-
wendet hätte. Dieser edle Mann, dem ich nur
im stillen danken darf, verbindet mit großen me-
dicinischen Einsichten, den liebenswürdigsten Cha-
rakter und eine unermüdete Aufmerksamkeit auf
alles, was seines Amtes ist. Diesem vortrefflichen
Arzt verdanke ich, daß ich noch existire, und be-
säße ich solche Güter, welche die menschliche Exi-
stenz zu einem wahren Gut machen können, gerne
theilte ich sie mit ihm. Doch Hr. Physikus Phil-
ter bedarf meines Geschenks nicht. --

Ich würde eher wieder auf dem Zeug gewesen
seyn, wenn ich mich streng nach der Vorschrift
meines einsichtigen Arztes gerichtet hätte. Was
die Speisen anbetrifft, welche er mir untersagt
hatte, so folgte ich zwar: denn ich aß gar nichts,
da ich gar keine Eßlust hatte, und einen unüber-
windlichen Ekel vor allen Speisen empfand. Aber
Hr. Philter hatte mir den Schetter (Branntewein)
und den Wein verboten. Schetter trank ich zwar
nicht, aber doch täglich einige Gläser Wein, wel-
che mir Herr Fromm aus dem Keller des Justiz-
commissars zustellte, und so verschlimmerte ich
stets meinen Zustand.


Laukh. Leben 5ter Theil. O

ren Wegraffung aber auch gar nichts laͤge, wohl-
weiſe angemerkt hat, wenn Hr. Phyſikus Philter
nicht ſeine Kenntniſſe zu meiner Herſtellung ange-
wendet haͤtte. Dieſer edle Mann, dem ich nur
im ſtillen danken darf, verbindet mit großen me-
diciniſchen Einſichten, den liebenswuͤrdigſten Cha-
rakter und eine unermuͤdete Aufmerkſamkeit auf
alles, was ſeines Amtes iſt. Dieſem vortrefflichen
Arzt verdanke ich, daß ich noch exiſtire, und be-
ſaͤße ich ſolche Guͤter, welche die menſchliche Exi-
ſtenz zu einem wahren Gut machen koͤnnen, gerne
theilte ich ſie mit ihm. Doch Hr. Phyſikus Phil-
ter bedarf meines Geſchenks nicht. —

Ich wuͤrde eher wieder auf dem Zeug geweſen
ſeyn, wenn ich mich ſtreng nach der Vorſchrift
meines einſichtigen Arztes gerichtet haͤtte. Was
die Speiſen anbetrifft, welche er mir unterſagt
hatte, ſo folgte ich zwar: denn ich aß gar nichts,
da ich gar keine Eßluſt hatte, und einen unuͤber-
windlichen Ekel vor allen Speiſen empfand. Aber
Hr. Philter hatte mir den Schetter (Branntewein)
und den Wein verboten. Schetter trank ich zwar
nicht, aber doch taͤglich einige Glaͤſer Wein, wel-
che mir Herr Fromm aus dem Keller des Juſtiz-
commiſſars zuſtellte, und ſo verſchlimmerte ich
ſtets meinen Zuſtand.


Laukh. Leben 5ter Theil. O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0217" n="209"/>
ren Wegraffung aber auch gar nichts la&#x0364;ge, wohl-<lb/>
wei&#x017F;e angemerkt hat, wenn Hr. Phy&#x017F;ikus Philter<lb/>
nicht &#x017F;eine Kenntni&#x017F;&#x017F;e zu meiner Her&#x017F;tellung ange-<lb/>
wendet ha&#x0364;tte. Die&#x017F;er edle Mann, dem ich nur<lb/>
im &#x017F;tillen danken darf, verbindet mit großen me-<lb/>
dicini&#x017F;chen Ein&#x017F;ichten, den liebenswu&#x0364;rdig&#x017F;ten Cha-<lb/>
rakter und eine unermu&#x0364;dete Aufmerk&#x017F;amkeit auf<lb/>
alles, was &#x017F;eines Amtes i&#x017F;t. Die&#x017F;em vortrefflichen<lb/>
Arzt verdanke ich, daß ich noch exi&#x017F;tire, und be-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ße ich &#x017F;olche Gu&#x0364;ter, welche die men&#x017F;chliche Exi-<lb/>
&#x017F;tenz zu einem wahren Gut machen ko&#x0364;nnen, gerne<lb/>
theilte ich &#x017F;ie mit ihm. Doch Hr. Phy&#x017F;ikus Phil-<lb/>
ter bedarf meines Ge&#x017F;chenks nicht. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ich wu&#x0364;rde eher wieder auf dem Zeug gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn, wenn ich mich &#x017F;treng nach der Vor&#x017F;chrift<lb/>
meines ein&#x017F;ichtigen Arztes gerichtet ha&#x0364;tte. Was<lb/>
die Spei&#x017F;en anbetrifft, welche er mir unter&#x017F;agt<lb/>
hatte, &#x017F;o folgte ich zwar: denn ich aß gar nichts,<lb/>
da ich gar keine Eßlu&#x017F;t hatte, und einen unu&#x0364;ber-<lb/>
windlichen Ekel vor allen Spei&#x017F;en empfand. Aber<lb/>
Hr. Philter hatte mir den Schetter (Branntewein)<lb/>
und den Wein verboten. Schetter trank ich zwar<lb/>
nicht, aber doch ta&#x0364;glich einige Gla&#x0364;&#x017F;er Wein, wel-<lb/>
che mir Herr Fromm aus dem Keller des Ju&#x017F;tiz-<lb/>
commi&#x017F;&#x017F;ars zu&#x017F;tellte, und &#x017F;o ver&#x017F;chlimmerte ich<lb/>
&#x017F;tets meinen Zu&#x017F;tand.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Laukh. Leben 5ter Theil. O</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0217] ren Wegraffung aber auch gar nichts laͤge, wohl- weiſe angemerkt hat, wenn Hr. Phyſikus Philter nicht ſeine Kenntniſſe zu meiner Herſtellung ange- wendet haͤtte. Dieſer edle Mann, dem ich nur im ſtillen danken darf, verbindet mit großen me- diciniſchen Einſichten, den liebenswuͤrdigſten Cha- rakter und eine unermuͤdete Aufmerkſamkeit auf alles, was ſeines Amtes iſt. Dieſem vortrefflichen Arzt verdanke ich, daß ich noch exiſtire, und be- ſaͤße ich ſolche Guͤter, welche die menſchliche Exi- ſtenz zu einem wahren Gut machen koͤnnen, gerne theilte ich ſie mit ihm. Doch Hr. Phyſikus Phil- ter bedarf meines Geſchenks nicht. — Ich wuͤrde eher wieder auf dem Zeug geweſen ſeyn, wenn ich mich ſtreng nach der Vorſchrift meines einſichtigen Arztes gerichtet haͤtte. Was die Speiſen anbetrifft, welche er mir unterſagt hatte, ſo folgte ich zwar: denn ich aß gar nichts, da ich gar keine Eßluſt hatte, und einen unuͤber- windlichen Ekel vor allen Speiſen empfand. Aber Hr. Philter hatte mir den Schetter (Branntewein) und den Wein verboten. Schetter trank ich zwar nicht, aber doch taͤglich einige Glaͤſer Wein, wel- che mir Herr Fromm aus dem Keller des Juſtiz- commiſſars zuſtellte, und ſo verſchlimmerte ich ſtets meinen Zuſtand. Laukh. Leben 5ter Theil. O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/217
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/217>, abgerufen am 02.05.2024.