Gunst des Publikums nicht bringen, als Herr Fromm, denn Fromm reißt keine Zoten, aber der andre Herr ist ein Zotologe, dessen Gleichen mir selten vorgekommen ist, und nimmt kein Blatt vors Maul, es mag zugegen seyn, wer da will, lustige Brüder, oder Frauenzimmer von Stande und Erziehung, das ist ihm Eins; nebenher hängt er sich auch nicht selten einen Haarbeutel an, den Fromm selten hat, und nur in gutem Wein an- nimmt.
Hr. Fromm hat viele Verdienste um den Nord- häuser Dialekt: welchen er mit vielen Wörtern und Redensarten verbrämt, so recht a la Bursch, und a la Musketier: denn Studenten und Soldaten pflegen auch ihre eigne Sprache zu reden, und wer die nicht versteht, denkt oft, arabische und chinesi- sche Wörter zu hören, so seltsam klingen die Ra- ritäten. Unter andern ist Fromm der Erfinder des Wortes Schetter, welches so viel bedeutet, als Schnapps, und von diesem Stammwort kommen folgende Derivate, ein Schetterer (Schnapps- säufer) sich beschettern, Schetterey (Brannt- weinbrennerey, item eine Schnappskneipe) er spricht schetterlich (wie ein Betrunkner). Diese und andre Wörter dieses Schlags hat Hr. Fromm so oft in allen Cirkeln, wohin er kommt, angebracht, daß sie allgemein bekannt und gebräuchlich ge-
Gunſt des Publikums nicht bringen, als Herr Fromm, denn Fromm reißt keine Zoten, aber der andre Herr iſt ein Zotologe, deſſen Gleichen mir ſelten vorgekommen iſt, und nimmt kein Blatt vors Maul, es mag zugegen ſeyn, wer da will, luſtige Bruͤder, oder Frauenzimmer von Stande und Erziehung, das iſt ihm Eins; nebenher haͤngt er ſich auch nicht ſelten einen Haarbeutel an, den Fromm ſelten hat, und nur in gutem Wein an- nimmt.
Hr. Fromm hat viele Verdienſte um den Nord- haͤuſer Dialekt: welchen er mit vielen Woͤrtern und Redensarten verbraͤmt, ſo recht à la Burſch, und à la Musketier: denn Studenten und Soldaten pflegen auch ihre eigne Sprache zu reden, und wer die nicht verſteht, denkt oft, arabiſche und chineſi- ſche Woͤrter zu hoͤren, ſo ſeltſam klingen die Ra- ritaͤten. Unter andern iſt Fromm der Erfinder des Wortes Schetter, welches ſo viel bedeutet, als Schnapps, und von dieſem Stammwort kommen folgende Derivate, ein Schetterer (Schnapps- ſaͤufer) ſich beſchettern, Schetterey (Brannt- weinbrennerey, item eine Schnappskneipe) er ſpricht ſchetterlich (wie ein Betrunkner). Dieſe und andre Woͤrter dieſes Schlags hat Hr. Fromm ſo oft in allen Cirkeln, wohin er kommt, angebracht, daß ſie allgemein bekannt und gebraͤuchlich ge-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0209"n="201"/>
Gunſt des Publikums nicht bringen, als Herr<lb/>
Fromm, denn Fromm reißt keine Zoten, aber der<lb/>
andre Herr iſt ein Zotologe, deſſen Gleichen mir<lb/>ſelten vorgekommen iſt, und nimmt kein Blatt<lb/>
vors Maul, es mag zugegen ſeyn, wer da will,<lb/>
luſtige Bruͤder, oder Frauenzimmer von Stande<lb/>
und Erziehung, das iſt ihm Eins; nebenher haͤngt<lb/>
er ſich auch nicht ſelten einen Haarbeutel an, den<lb/>
Fromm ſelten hat, und nur in gutem Wein an-<lb/>
nimmt.</p><lb/><p>Hr. Fromm hat viele Verdienſte um den Nord-<lb/>
haͤuſer Dialekt: welchen er mit vielen Woͤrtern<lb/>
und Redensarten verbraͤmt, ſo recht <hirendition="#aq">à la</hi> Burſch,<lb/>
und <hirendition="#aq">à la</hi> Musketier: denn Studenten und Soldaten<lb/>
pflegen auch ihre eigne Sprache zu reden, und wer<lb/>
die nicht verſteht, denkt oft, arabiſche und chineſi-<lb/>ſche Woͤrter zu hoͤren, ſo ſeltſam klingen die Ra-<lb/>
ritaͤten. Unter andern iſt Fromm der Erfinder des<lb/>
Wortes <hirendition="#g">Schetter</hi>, welches ſo viel bedeutet, als<lb/>
Schnapps, und von dieſem Stammwort kommen<lb/>
folgende Derivate, ein <hirendition="#g">Schetterer</hi> (Schnapps-<lb/>ſaͤufer) <hirendition="#g">ſich beſchettern</hi>, <hirendition="#g">Schetterey</hi> (Brannt-<lb/>
weinbrennerey, <hirendition="#aq">item</hi> eine Schnappskneipe) er<lb/>ſpricht <hirendition="#g">ſchetterlich</hi> (wie ein Betrunkner). Dieſe<lb/>
und andre Woͤrter dieſes Schlags hat Hr. Fromm<lb/>ſo oft in allen Cirkeln, wohin er kommt, angebracht,<lb/>
daß ſie allgemein bekannt und gebraͤuchlich ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[201/0209]
Gunſt des Publikums nicht bringen, als Herr
Fromm, denn Fromm reißt keine Zoten, aber der
andre Herr iſt ein Zotologe, deſſen Gleichen mir
ſelten vorgekommen iſt, und nimmt kein Blatt
vors Maul, es mag zugegen ſeyn, wer da will,
luſtige Bruͤder, oder Frauenzimmer von Stande
und Erziehung, das iſt ihm Eins; nebenher haͤngt
er ſich auch nicht ſelten einen Haarbeutel an, den
Fromm ſelten hat, und nur in gutem Wein an-
nimmt.
Hr. Fromm hat viele Verdienſte um den Nord-
haͤuſer Dialekt: welchen er mit vielen Woͤrtern
und Redensarten verbraͤmt, ſo recht à la Burſch,
und à la Musketier: denn Studenten und Soldaten
pflegen auch ihre eigne Sprache zu reden, und wer
die nicht verſteht, denkt oft, arabiſche und chineſi-
ſche Woͤrter zu hoͤren, ſo ſeltſam klingen die Ra-
ritaͤten. Unter andern iſt Fromm der Erfinder des
Wortes Schetter, welches ſo viel bedeutet, als
Schnapps, und von dieſem Stammwort kommen
folgende Derivate, ein Schetterer (Schnapps-
ſaͤufer) ſich beſchettern, Schetterey (Brannt-
weinbrennerey, item eine Schnappskneipe) er
ſpricht ſchetterlich (wie ein Betrunkner). Dieſe
und andre Woͤrter dieſes Schlags hat Hr. Fromm
ſo oft in allen Cirkeln, wohin er kommt, angebracht,
daß ſie allgemein bekannt und gebraͤuchlich ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/209>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.