Leute wären? Es wurde ihr geantwortet, es seyen Studenten, und da wunderte sie sich, daß Stu- denten so artig und wohlgezogen seyn könnten. Es ist sichtbar, daß der Monarchin ein bösartiger Be- griff von Studenten und ihrem Wesen beygebracht seyn mußte: freylich konnte ein Auftritt, welcher den Tag zuvor im Garten zu Dieskau vorgefal- len war, der Dame keine günstige Idee von Stu- denten beybringen. Ein Student war daselbst, als der König ankam, und trug einen Helm, wel- cher mit einem Riemen uuter dem Kinn so befe- stigt war, daß er ihn nicht abnehmen konnte. Je- derman zog vor dem Konige den Hut ab, bis auf den Studenten mit dem Helm. Der König, welchen dieses verdriessen, oder wenigstens befrem- den mogte, fragte ihn, wer er wäre? "Ich bin ein Student," erwiederte der Gefragte in einem eben nicht feinen Tone. "Das sieht man wohl," sagte der König, und wendete sich weg. Der Student bekam hernach auf einige Tage Stadtar- rest??? Ein Herr von dem Königl. Gefolge, wel- cher mir in der Märkerstraße begegnete, und mich noch von Alters her kannte, rieth mir, dem Kö- nige mich zu nähern, und ihn an sein Versprechen zu erinnern. Ich überlegte, was zu thun sey, und fand, daß ich es nicht thun müsse: denn ich traute der Empfehlung gewisser Hallischer Herren
Leute waͤren? Es wurde ihr geantwortet, es ſeyen Studenten, und da wunderte ſie ſich, daß Stu- denten ſo artig und wohlgezogen ſeyn koͤnnten. Es iſt ſichtbar, daß der Monarchin ein boͤsartiger Be- griff von Studenten und ihrem Weſen beygebracht ſeyn mußte: freylich konnte ein Auftritt, welcher den Tag zuvor im Garten zu Dieskau vorgefal- len war, der Dame keine guͤnſtige Idee von Stu- denten beybringen. Ein Student war daſelbſt, als der Koͤnig ankam, und trug einen Helm, wel- cher mit einem Riemen uuter dem Kinn ſo befe- ſtigt war, daß er ihn nicht abnehmen konnte. Je- derman zog vor dem Konige den Hut ab, bis auf den Studenten mit dem Helm. Der Koͤnig, welchen dieſes verdrieſſen, oder wenigſtens befrem- den mogte, fragte ihn, wer er waͤre? „Ich bin ein Student,“ erwiederte der Gefragte in einem eben nicht feinen Tone. „Das ſieht man wohl,“ ſagte der Koͤnig, und wendete ſich weg. Der Student bekam hernach auf einige Tage Stadtar- reſt??? Ein Herr von dem Koͤnigl. Gefolge, wel- cher mir in der Maͤrkerſtraße begegnete, und mich noch von Alters her kannte, rieth mir, dem Koͤ- nige mich zu naͤhern, und ihn an ſein Verſprechen zu erinnern. Ich uͤberlegte, was zu thun ſey, und fand, daß ich es nicht thun muͤſſe: denn ich traute der Empfehlung gewiſſer Halliſcher Herren
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Leute waͤren? Es wurde ihr geantwortet, es ſeyen
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denten ſo artig und wohlgezogen ſeyn koͤnnten. Es
iſt ſichtbar, daß der Monarchin ein boͤsartiger Be-
griff von Studenten und ihrem Weſen beygebracht
ſeyn mußte: freylich konnte ein Auftritt, welcher
den Tag zuvor im Garten zu Dieskau vorgefal-
len war, der Dame keine guͤnſtige Idee von Stu-
denten beybringen. Ein Student war daſelbſt,
als der Koͤnig ankam, und trug einen Helm, wel-
cher mit einem Riemen uuter dem Kinn ſo befe-
ſtigt war, daß er ihn nicht abnehmen konnte. Je-
derman zog vor dem Konige den Hut ab, bis
auf den Studenten mit dem Helm. Der Koͤnig,
welchen dieſes verdrieſſen, oder wenigſtens befrem-
den mogte, fragte ihn, wer er waͤre? „Ich bin
ein Student,“ erwiederte der Gefragte in einem
eben nicht feinen Tone. „Das ſieht man wohl,“
ſagte der Koͤnig, und wendete ſich weg. Der
Student bekam hernach auf einige Tage Stadtar-
reſt??? Ein Herr von dem Koͤnigl. Gefolge, wel-
cher mir in der Maͤrkerſtraße begegnete, und mich
noch von Alters her kannte, rieth mir, dem Koͤ-
nige mich zu naͤhern, und ihn an ſein Verſprechen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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