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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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einem solchen Loche. Aber wenn sie auch welche
finden, so kostet es einiges Geld, und das Uebri-
ge bleibt, wie es war. Der jetzige Prorektor
in Halle hat einiges zur Störung der Bordellerey
und der Hurenwirthschaft gethan, und selbst alle
gutdenkende Studenten wünschen, daß er seinen
Zweck vollkommen erreichen möge -- aber sie wün-
schen es mehr, als sie es hoffen: denn das Uebel
hat zu tiefe Wurzeln gefaßt, als daß es leicht aus-
zurotten seyn sollte. Doch es ist gut, die Mate-
rie von den Bordellen, Buffen und Thürmern, das
ist Gassennymphen, abzubrechen, ob sie gleich sehr
reichhaltig ist, und es mancher geru sehen würde,
wenn ich noch einige Kapitel damit aufüllte.

Im Herbst 1798 wurde ich durch einen sehr
freundschaftlichen Brief des rechtschaffnen und ge-
lehrten Herrn Berghauptmanns von Murr zu
Nürnberg, sehr angenehm überrascht. Dieser vor-
treffliche Literator versicherte mich, daß er mei-
ne Siebensachen mit Vergnügen gelesen habe, und
mit meinen freyern Aeusserungen und Urtheilen
durchaus zufrieden sey: zugleich schickte er mir ei-
nen Katalogus derjenigen Bücher seiner sehr zahl-
reichen Sammlung, welche er verkaufen wollte,
und forderte mich auf, mir nach Gefallen einiges
zu wählen. Ich antwortete dem edelmüthigen
Manne, und überließ ihm selbst die Wahl de

einem ſolchen Loche. Aber wenn ſie auch welche
finden, ſo koſtet es einiges Geld, und das Uebri-
ge bleibt, wie es war. Der jetzige Prorektor
in Halle hat einiges zur Stoͤrung der Bordellerey
und der Hurenwirthſchaft gethan, und ſelbſt alle
gutdenkende Studenten wuͤnſchen, daß er ſeinen
Zweck vollkommen erreichen moͤge — aber ſie wuͤn-
ſchen es mehr, als ſie es hoffen: denn das Uebel
hat zu tiefe Wurzeln gefaßt, als daß es leicht aus-
zurotten ſeyn ſollte. Doch es iſt gut, die Mate-
rie von den Bordellen, Buffen und Thuͤrmern, das
iſt Gaſſennymphen, abzubrechen, ob ſie gleich ſehr
reichhaltig iſt, und es mancher geru ſehen wuͤrde,
wenn ich noch einige Kapitel damit aufuͤllte.

Im Herbſt 1798 wurde ich durch einen ſehr
freundſchaftlichen Brief des rechtſchaffnen und ge-
lehrten Herrn Berghauptmanns von Murr zu
Nuͤrnberg, ſehr angenehm uͤberraſcht. Dieſer vor-
treffliche Literator verſicherte mich, daß er mei-
ne Siebenſachen mit Vergnuͤgen geleſen habe, und
mit meinen freyern Aeuſſerungen und Urtheilen
durchaus zufrieden ſey: zugleich ſchickte er mir ei-
nen Katalogus derjenigen Buͤcher ſeiner ſehr zahl-
reichen Sammlung, welche er verkaufen wollte,
und forderte mich auf, mir nach Gefallen einiges
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[134/0142] einem ſolchen Loche. Aber wenn ſie auch welche finden, ſo koſtet es einiges Geld, und das Uebri- ge bleibt, wie es war. Der jetzige Prorektor in Halle hat einiges zur Stoͤrung der Bordellerey und der Hurenwirthſchaft gethan, und ſelbſt alle gutdenkende Studenten wuͤnſchen, daß er ſeinen Zweck vollkommen erreichen moͤge — aber ſie wuͤn- ſchen es mehr, als ſie es hoffen: denn das Uebel hat zu tiefe Wurzeln gefaßt, als daß es leicht aus- zurotten ſeyn ſollte. Doch es iſt gut, die Mate- rie von den Bordellen, Buffen und Thuͤrmern, das iſt Gaſſennymphen, abzubrechen, ob ſie gleich ſehr reichhaltig iſt, und es mancher geru ſehen wuͤrde, wenn ich noch einige Kapitel damit aufuͤllte. Im Herbſt 1798 wurde ich durch einen ſehr freundſchaftlichen Brief des rechtſchaffnen und ge- lehrten Herrn Berghauptmanns von Murr zu Nuͤrnberg, ſehr angenehm uͤberraſcht. Dieſer vor- treffliche Literator verſicherte mich, daß er mei- ne Siebenſachen mit Vergnuͤgen geleſen habe, und mit meinen freyern Aeuſſerungen und Urtheilen durchaus zufrieden ſey: zugleich ſchickte er mir ei- nen Katalogus derjenigen Buͤcher ſeiner ſehr zahl- reichen Sammlung, welche er verkaufen wollte, und forderte mich auf, mir nach Gefallen einiges zu waͤhlen. Ich antwortete dem edelmuͤthigen Manne, und uͤberließ ihm ſelbſt die Wahl de

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/142>, abgerufen am 28.04.2024.