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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Da ich aber doch einmal von der Frau Ham-
mern gesprochen habe, so will ich ihre heillose
Wirthschaft vorher beschreiben: vielleicht kommen
diese Blätter den Herren der hiesigen Polizey zu
Gesichte, und vielleicht nimmt diese einige Rück-
sicht auf meine Nachrichten, und zerstört vielleicht
die Infamien, welche bey der Hammern getrie-
ben werden. Ich habe meine Nachrichten zwar
nicht aus eigner Erfahrung, aber doch von solchen
Leuten, welche als die gültigsten Zeugen gelten
können, weil sie diese Hütte der niedrigsten Wol-
lust selbst und öfters besucht haben.

Die Hammern hält kein eigentliches Bordel,
das heißt, es ist bey ihr keine regelmäßige Auflage
feiler Menscher, welche jedem zu Gebote stehen,
der den geringen Preiß bezahlt, auf welchen sie
sich taxirt haben: aber wer Etwas von der Art
sucht, kann sich dennoch an die Frau Hammern
wenden, welche gewiß dafür sorgt, daß ihm aus
der Noth geholfen werde. Feile Mädchen finden
sich ungerufen des Abends bey ihr ein: denn
am Tage leidet sie dergleichen nicht, es müßte
denn ein ausserordentlicher Fall seyn mir periculum
in mora
verbunden. Wenn aber keine Mädchen
da sind, so hat die gute Frau doch Bekanntschaft und
weiß gleich, wo ein Dirnchen steckt, das gern Et-
was verdienen mögte: diejenigen Mädchen, wel-

Laukh. Leben 5ter Theil. I

Da ich aber doch einmal von der Frau Ham-
mern geſprochen habe, ſo will ich ihre heilloſe
Wirthſchaft vorher beſchreiben: vielleicht kommen
dieſe Blaͤtter den Herren der hieſigen Polizey zu
Geſichte, und vielleicht nimmt dieſe einige Ruͤck-
ſicht auf meine Nachrichten, und zerſtoͤrt vielleicht
die Infamien, welche bey der Hammern getrie-
ben werden. Ich habe meine Nachrichten zwar
nicht aus eigner Erfahrung, aber doch von ſolchen
Leuten, welche als die guͤltigſten Zeugen gelten
koͤnnen, weil ſie dieſe Huͤtte der niedrigſten Wol-
luſt ſelbſt und oͤfters beſucht haben.

Die Hammern haͤlt kein eigentliches Bordel,
das heißt, es iſt bey ihr keine regelmaͤßige Auflage
feiler Menſcher, welche jedem zu Gebote ſtehen,
der den geringen Preiß bezahlt, auf welchen ſie
ſich taxirt haben: aber wer Etwas von der Art
ſucht, kann ſich dennoch an die Frau Hammern
wenden, welche gewiß dafuͤr ſorgt, daß ihm aus
der Noth geholfen werde. Feile Maͤdchen finden
ſich ungerufen des Abends bey ihr ein: denn
am Tage leidet ſie dergleichen nicht, es muͤßte
denn ein auſſerordentlicher Fall ſeyn mir periculum
in mora
verbunden. Wenn aber keine Maͤdchen
da ſind, ſo hat die gute Frau doch Bekanntſchaft und
weiß gleich, wo ein Dirnchen ſteckt, das gern Et-
was verdienen moͤgte: diejenigen Maͤdchen, wel-

Laukh. Leben 5ter Theil. I
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[129/0137] Da ich aber doch einmal von der Frau Ham- mern geſprochen habe, ſo will ich ihre heilloſe Wirthſchaft vorher beſchreiben: vielleicht kommen dieſe Blaͤtter den Herren der hieſigen Polizey zu Geſichte, und vielleicht nimmt dieſe einige Ruͤck- ſicht auf meine Nachrichten, und zerſtoͤrt vielleicht die Infamien, welche bey der Hammern getrie- ben werden. Ich habe meine Nachrichten zwar nicht aus eigner Erfahrung, aber doch von ſolchen Leuten, welche als die guͤltigſten Zeugen gelten koͤnnen, weil ſie dieſe Huͤtte der niedrigſten Wol- luſt ſelbſt und oͤfters beſucht haben. Die Hammern haͤlt kein eigentliches Bordel, das heißt, es iſt bey ihr keine regelmaͤßige Auflage feiler Menſcher, welche jedem zu Gebote ſtehen, der den geringen Preiß bezahlt, auf welchen ſie ſich taxirt haben: aber wer Etwas von der Art ſucht, kann ſich dennoch an die Frau Hammern wenden, welche gewiß dafuͤr ſorgt, daß ihm aus der Noth geholfen werde. Feile Maͤdchen finden ſich ungerufen des Abends bey ihr ein: denn am Tage leidet ſie dergleichen nicht, es muͤßte denn ein auſſerordentlicher Fall ſeyn mir periculum in mora verbunden. Wenn aber keine Maͤdchen da ſind, ſo hat die gute Frau doch Bekanntſchaft und weiß gleich, wo ein Dirnchen ſteckt, das gern Et- was verdienen moͤgte: diejenigen Maͤdchen, wel- Laukh. Leben 5ter Theil. I

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/137>, abgerufen am 25.11.2024.