in vollem Ernste, in Zukunft so zu leben und so zu arbeiten, wie es meine allmälig wieder beruhigte Lage und meine Kräfte erlauben würden. Ich muß auch gestehen, daß meine Lebensart, we- nigstens seit Ostern, wieder weit regelmäßiger und mein Fleiß im Lektionen-Geben wieder weit größer und ordentlicher gewesen ist, als sonst, und daß ich folglich auch wieder ruhiger lebe, als sonst.
Da ich einsehe, daß bey einer unbestimmten, schwankenden Lebensart auch der Charakter dessen, der diese Lebensart führt, unbestimmt und schwan- kend bleibt; ich aber des Einen wie des Andern längst überdrüssig bin: so machte ich endlich ei- nen Plan, mich zu fixiren, und dadurch für meine künftige bessere Subsistenz zugleich mit zu sorgen. Ich ließ mir nämlich beygehen, ein Weib zu nehmen, und kalkulirte im voraus aus, daß ich dabey besser fahren würde, als bey meiner jetzigen isolirten Lebensart. Ich fand, daß ich von dem, was ich verdiene, allerdings so gut mit einem Weibe leben könnte als man- cher Parückenmacher, Schneider, Schuster, der nicht einmal so viel verdient, als ich, zumal da ich auf die richtige, obgleich nicht allezeit prom- te Zahlung meiner Scholaren rechnen kann. Denn zur Ehre der hallischen Studenten muß ich hier be- kennen, daß ich von ihnen sehr selten bin geprellt
in vollem Ernſte, in Zukunft ſo zu leben und ſo zu arbeiten, wie es meine allmaͤlig wieder beruhigte Lage und meine Kraͤfte erlauben wuͤrden. Ich muß auch geſtehen, daß meine Lebensart, we- nigſtens ſeit Oſtern, wieder weit regelmaͤßiger und mein Fleiß im Lektionen-Geben wieder weit groͤßer und ordentlicher geweſen iſt, als ſonſt, und daß ich folglich auch wieder ruhiger lebe, als ſonſt.
Da ich einſehe, daß bey einer unbeſtimmten, ſchwankenden Lebensart auch der Charakter deſſen, der dieſe Lebensart fuͤhrt, unbeſtimmt und ſchwan- kend bleibt; ich aber des Einen wie des Andern laͤngſt uͤberdruͤſſig bin: ſo machte ich endlich ei- nen Plan, mich zu fixiren, und dadurch fuͤr meine kuͤnftige beſſere Subſiſtenz zugleich mit zu ſorgen. Ich ließ mir naͤmlich beygehen, ein Weib zu nehmen, und kalkulirte im voraus aus, daß ich dabey beſſer fahren wuͤrde, als bey meiner jetzigen iſolirten Lebensart. Ich fand, daß ich von dem, was ich verdiene, allerdings ſo gut mit einem Weibe leben koͤnnte als man- cher Paruͤckenmacher, Schneider, Schuſter, der nicht einmal ſo viel verdient, als ich, zumal da ich auf die richtige, obgleich nicht allezeit prom- te Zahlung meiner Scholaren rechnen kann. Denn zur Ehre der halliſchen Studenten muß ich hier be- kennen, daß ich von ihnen ſehr ſelten bin geprellt
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in vollem Ernſte, in Zukunft ſo zu leben und
ſo zu arbeiten, wie es meine allmaͤlig wieder
beruhigte Lage und meine Kraͤfte erlauben wuͤrden.
Ich muß auch geſtehen, daß meine Lebensart, we-
nigſtens ſeit Oſtern, wieder weit regelmaͤßiger und
mein Fleiß im Lektionen-Geben wieder weit groͤßer
und ordentlicher geweſen iſt, als ſonſt, und daß ich
folglich auch wieder ruhiger lebe, als ſonſt.
Da ich einſehe, daß bey einer unbeſtimmten,
ſchwankenden Lebensart auch der Charakter deſſen,
der dieſe Lebensart fuͤhrt, unbeſtimmt und ſchwan-
kend bleibt; ich aber des Einen wie des Andern
laͤngſt uͤberdruͤſſig bin: ſo machte ich endlich ei-
nen Plan, mich zu fixiren, und dadurch fuͤr
meine kuͤnftige beſſere Subſiſtenz zugleich mit
zu ſorgen. Ich ließ mir naͤmlich beygehen, ein
Weib zu nehmen, und kalkulirte im voraus aus,
daß ich dabey beſſer fahren wuͤrde, als bey
meiner jetzigen iſolirten Lebensart. Ich fand,
daß ich von dem, was ich verdiene, allerdings
ſo gut mit einem Weibe leben koͤnnte als man-
cher Paruͤckenmacher, Schneider, Schuſter, der
nicht einmal ſo viel verdient, als ich, zumal
da ich auf die richtige, obgleich nicht allezeit prom-
te Zahlung meiner Scholaren rechnen kann. Denn
zur Ehre der halliſchen Studenten muß ich hier be-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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