Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Die guten Leute meynten es in jeder Rücksicht
recht brav mit mir: aber ich sah ein, daß ihre
Wohnung durch mich beschränkt war. Dieß und
die Furcht, daß mein Vorsatz, mich Hn. Bis-
pink ganz zu fügen, dennoch schwanken, und ich
über kurz oder lang wieder dahin kommen könnte,
ihn vergebens auf mich warten zu lassen, bestimm-
ten mich, ihn zu bitten, daß er mir erlauben
mögte, bey meinem ehemaligen Wirthe, dem jezt
sehr mäßig pensionirten Feldwebel Gruneberg,
wieder einzuziehen. Hr. Bispink gab meiner
Bitte endlich nach, und ich zog wieder ein zu mei-
nen alten Grunebergs. Diese Leute bedienten
mich, so gut sie konnten; und da ich sie und ihre
Art längst kannte, wie sie die meine: so kam ich
mit ihnen ziemlich gut zurechte.

Den Mittags- und Abends-Tisch behielt ich in-
deß bey Hn. Bispink noch bis in den Sommer
1796, und ich sah mich ebenfalls genöthigt, ihn
damals auch aufzugeben. Oft überhörte ich die
Glocke, oder ich war bey meinen Scholaren in ei-
ner Arbeit, die sich nicht abbrechen oder verschieben
ließ; und dieß machte, daß die guten Bispinks
mit dem Eßen auf mich oft vergeblich warteten.
Ich konnte das unmöglich länger zugeben, und
nahm meinen Tisch, mit Hn. Bispinks Gut-
heißen, bey dem Speisewirthe, Hn. Mörtsch,

Die guten Leute meynten es in jeder Ruͤckſicht
recht brav mit mir: aber ich ſah ein, daß ihre
Wohnung durch mich beſchraͤnkt war. Dieß und
die Furcht, daß mein Vorſatz, mich Hn. Bis-
pink ganz zu fuͤgen, dennoch ſchwanken, und ich
uͤber kurz oder lang wieder dahin kommen koͤnnte,
ihn vergebens auf mich warten zu laſſen, beſtimm-
ten mich, ihn zu bitten, daß er mir erlauben
moͤgte, bey meinem ehemaligen Wirthe, dem jezt
ſehr maͤßig penſionirten Feldwebel Gruneberg,
wieder einzuziehen. Hr. Bispink gab meiner
Bitte endlich nach, und ich zog wieder ein zu mei-
nen alten Grunebergs. Dieſe Leute bedienten
mich, ſo gut ſie konnten; und da ich ſie und ihre
Art laͤngſt kannte, wie ſie die meine: ſo kam ich
mit ihnen ziemlich gut zurechte.

Den Mittags- und Abends-Tiſch behielt ich in-
deß bey Hn. Bispink noch bis in den Sommer
1796, und ich ſah mich ebenfalls genoͤthigt, ihn
damals auch aufzugeben. Oft uͤberhoͤrte ich die
Glocke, oder ich war bey meinen Scholaren in ei-
ner Arbeit, die ſich nicht abbrechen oder verſchieben
ließ; und dieß machte, daß die guten Bispinks
mit dem Eßen auf mich oft vergeblich warteten.
Ich konnte das unmoͤglich laͤnger zugeben, und
nahm meinen Tiſch, mit Hn. Bispinks Gut-
heißen, bey dem Speiſewirthe, Hn. Moͤrtſch,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0286" n="282"/>
        <p>Die guten Leute meynten es in jeder Ru&#x0364;ck&#x017F;icht<lb/>
recht brav mit mir: aber ich &#x017F;ah ein, daß ihre<lb/>
Wohnung durch mich be&#x017F;chra&#x0364;nkt war. Dieß und<lb/>
die Furcht, daß mein Vor&#x017F;atz, mich Hn. <hi rendition="#g">Bis</hi>-<lb/><hi rendition="#g">pink</hi> ganz zu fu&#x0364;gen, dennoch &#x017F;chwanken, und ich<lb/>
u&#x0364;ber kurz oder lang wieder dahin kommen ko&#x0364;nnte,<lb/>
ihn vergebens auf mich warten zu la&#x017F;&#x017F;en, be&#x017F;timm-<lb/>
ten mich, ihn zu bitten, daß er mir erlauben<lb/>
mo&#x0364;gte, bey meinem ehemaligen Wirthe, dem jezt<lb/>
&#x017F;ehr ma&#x0364;ßig pen&#x017F;ionirten Feldwebel <hi rendition="#g">Gruneberg</hi>,<lb/>
wieder einzuziehen. Hr. <hi rendition="#g">Bispink</hi> gab meiner<lb/>
Bitte endlich nach, und ich zog wieder ein zu mei-<lb/>
nen alten <hi rendition="#g">Grunebergs</hi>. Die&#x017F;e Leute bedienten<lb/>
mich, &#x017F;o gut &#x017F;ie konnten; und da ich &#x017F;ie und ihre<lb/>
Art la&#x0364;ng&#x017F;t kannte, wie &#x017F;ie die meine: &#x017F;o kam ich<lb/>
mit ihnen ziemlich gut zurechte.</p><lb/>
        <p>Den Mittags- und Abends-Ti&#x017F;ch behielt ich in-<lb/>
deß bey Hn. <hi rendition="#g">Bispink</hi> noch bis in den Sommer<lb/>
1796, und ich &#x017F;ah mich ebenfalls geno&#x0364;thigt, ihn<lb/>
damals auch aufzugeben. Oft u&#x0364;berho&#x0364;rte ich die<lb/>
Glocke, oder ich war bey meinen Scholaren in ei-<lb/>
ner Arbeit, die &#x017F;ich nicht abbrechen oder ver&#x017F;chieben<lb/>
ließ; und dieß machte, daß die guten <hi rendition="#g">Bispinks</hi><lb/>
mit dem Eßen auf mich oft vergeblich warteten.<lb/>
Ich konnte das unmo&#x0364;glich la&#x0364;nger zugeben, und<lb/>
nahm meinen Ti&#x017F;ch, mit Hn. <hi rendition="#g">Bispinks</hi> Gut-<lb/>
heißen, bey dem Spei&#x017F;ewirthe, Hn. <hi rendition="#g">Mo&#x0364;rt&#x017F;ch</hi>,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0286] Die guten Leute meynten es in jeder Ruͤckſicht recht brav mit mir: aber ich ſah ein, daß ihre Wohnung durch mich beſchraͤnkt war. Dieß und die Furcht, daß mein Vorſatz, mich Hn. Bis- pink ganz zu fuͤgen, dennoch ſchwanken, und ich uͤber kurz oder lang wieder dahin kommen koͤnnte, ihn vergebens auf mich warten zu laſſen, beſtimm- ten mich, ihn zu bitten, daß er mir erlauben moͤgte, bey meinem ehemaligen Wirthe, dem jezt ſehr maͤßig penſionirten Feldwebel Gruneberg, wieder einzuziehen. Hr. Bispink gab meiner Bitte endlich nach, und ich zog wieder ein zu mei- nen alten Grunebergs. Dieſe Leute bedienten mich, ſo gut ſie konnten; und da ich ſie und ihre Art laͤngſt kannte, wie ſie die meine: ſo kam ich mit ihnen ziemlich gut zurechte. Den Mittags- und Abends-Tiſch behielt ich in- deß bey Hn. Bispink noch bis in den Sommer 1796, und ich ſah mich ebenfalls genoͤthigt, ihn damals auch aufzugeben. Oft uͤberhoͤrte ich die Glocke, oder ich war bey meinen Scholaren in ei- ner Arbeit, die ſich nicht abbrechen oder verſchieben ließ; und dieß machte, daß die guten Bispinks mit dem Eßen auf mich oft vergeblich warteten. Ich konnte das unmoͤglich laͤnger zugeben, und nahm meinen Tiſch, mit Hn. Bispinks Gut- heißen, bey dem Speiſewirthe, Hn. Moͤrtſch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/286
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/286>, abgerufen am 16.06.2024.