wärst lange in Frankreich todtgeschossen: und Herr Je[,] da bist du ja wieder! -- Nun drängte sich alles um mich herum, that tausend Fragen, both mir Kaffee, Schnapps oder Wein an, und ich freute mich, wie ein Kind, daß ich wieder bey mei- nen alten Kameraden war, die es so herzlich gut mit mir meynten. Ich mußte lange herhalten, und endlich mit Gewalt fodern, daß man mich zum Major Löben führen sollte. Dieser empfing mich freundlich, und als ich ihm beweisen wollte, daß ich kein Deserteur sey, sagte er: ich weiß alles, gehn Sie nur in Gottes Namen zum Kommendan- ten. Ich ging dahin, und fand an dem Major von Lücadon einen artigen, braven Mann. Auch dieser war von meiner Sendung unterrichtet, und schickte mich zu dem Prinzen von Hohenlohe, welcher damals in Frankfurt das Gouvernement hatte. Dieser vortreffliche Fürst sprach mir sehr traulich zu, und beschenkte mich reichlich. Er be- fahl auch, daß man mir, so lange ich in Frankfurt bleiben würde, in seinem Logis Essen und Trinken geben sollte: Aber da mehrere meiner Bekannten, vorzüglich mein guter Vetter Dietsch, mir mei- nen Aufenthalt in Frankfurt angenehm genug mach- ten, so ging ich weiter nicht hin.
Früh des andern Tages bekam ich vom Hn. Major von Lücadou meinen Paß und noch fünf
waͤrſt lange in Frankreich todtgeſchoſſen: und Herr Je[,] da biſt du ja wieder! — Nun draͤngte ſich alles um mich herum, that tauſend Fragen, both mir Kaffee, Schnapps oder Wein an, und ich freute mich, wie ein Kind, daß ich wieder bey mei- nen alten Kameraden war, die es ſo herzlich gut mit mir meynten. Ich mußte lange herhalten, und endlich mit Gewalt fodern, daß man mich zum Major Loͤben fuͤhren ſollte. Dieſer empfing mich freundlich, und als ich ihm beweiſen wollte, daß ich kein Deſerteur ſey, ſagte er: ich weiß alles, gehn Sie nur in Gottes Namen zum Kommendan- ten. Ich ging dahin, und fand an dem Major von Luͤcadon einen artigen, braven Mann. Auch dieſer war von meiner Sendung unterrichtet, und ſchickte mich zu dem Prinzen von Hohenlohe, welcher damals in Frankfurt das Gouvernement hatte. Dieſer vortreffliche Fuͤrſt ſprach mir ſehr traulich zu, und beſchenkte mich reichlich. Er be- fahl auch, daß man mir, ſo lange ich in Frankfurt bleiben wuͤrde, in ſeinem Logis Eſſen und Trinken geben ſollte: Aber da mehrere meiner Bekannten, vorzuͤglich mein guter Vetter Dietſch, mir mei- nen Aufenthalt in Frankfurt angenehm genug mach- ten, ſo ging ich weiter nicht hin.
Fruͤh des andern Tages bekam ich vom Hn. Major von Luͤcadou meinen Paß und noch fuͤnf
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0254"n="250"/>
waͤrſt lange in Frankreich todtgeſchoſſen: und Herr<lb/>
Je<supplied>,</supplied> da biſt du ja wieder! — Nun draͤngte ſich<lb/>
alles um mich herum, that tauſend Fragen, both<lb/>
mir Kaffee, Schnapps oder Wein an, und ich<lb/>
freute mich, wie ein Kind, daß ich wieder bey mei-<lb/>
nen alten Kameraden war, die es ſo herzlich gut<lb/>
mit mir meynten. Ich mußte lange herhalten,<lb/>
und endlich mit Gewalt fodern, daß man mich<lb/>
zum Major <hirendition="#g">Loͤben</hi> fuͤhren ſollte. Dieſer empfing<lb/>
mich freundlich, und als ich ihm beweiſen wollte,<lb/>
daß ich kein Deſerteur ſey, ſagte er: ich weiß alles,<lb/>
gehn Sie nur in Gottes Namen zum Kommendan-<lb/>
ten. Ich ging dahin, und fand an dem Major<lb/>
von <hirendition="#g">Luͤcadon</hi> einen artigen, braven Mann. Auch<lb/>
dieſer war von meiner Sendung unterrichtet, und<lb/>ſchickte mich zu dem Prinzen von <hirendition="#g">Hohenlohe</hi>,<lb/>
welcher damals in Frankfurt das Gouvernement<lb/>
hatte. Dieſer vortreffliche Fuͤrſt ſprach mir ſehr<lb/>
traulich zu, und beſchenkte mich reichlich. Er be-<lb/>
fahl auch, daß man mir, ſo lange ich in Frankfurt<lb/>
bleiben wuͤrde, in ſeinem Logis Eſſen und Trinken<lb/>
geben ſollte: Aber da mehrere meiner Bekannten,<lb/>
vorzuͤglich mein guter Vetter <hirendition="#g">Dietſch</hi>, mir mei-<lb/>
nen Aufenthalt in Frankfurt angenehm genug mach-<lb/>
ten, ſo ging ich weiter nicht hin.</p><lb/><p>Fruͤh des andern Tages bekam ich vom Hn.<lb/>
Major von <hirendition="#g">Luͤcadou</hi> meinen Paß und noch fuͤnf<lb/></p></div></body></text></TEI>
[250/0254]
waͤrſt lange in Frankreich todtgeſchoſſen: und Herr
Je, da biſt du ja wieder! — Nun draͤngte ſich
alles um mich herum, that tauſend Fragen, both
mir Kaffee, Schnapps oder Wein an, und ich
freute mich, wie ein Kind, daß ich wieder bey mei-
nen alten Kameraden war, die es ſo herzlich gut
mit mir meynten. Ich mußte lange herhalten,
und endlich mit Gewalt fodern, daß man mich
zum Major Loͤben fuͤhren ſollte. Dieſer empfing
mich freundlich, und als ich ihm beweiſen wollte,
daß ich kein Deſerteur ſey, ſagte er: ich weiß alles,
gehn Sie nur in Gottes Namen zum Kommendan-
ten. Ich ging dahin, und fand an dem Major
von Luͤcadon einen artigen, braven Mann. Auch
dieſer war von meiner Sendung unterrichtet, und
ſchickte mich zu dem Prinzen von Hohenlohe,
welcher damals in Frankfurt das Gouvernement
hatte. Dieſer vortreffliche Fuͤrſt ſprach mir ſehr
traulich zu, und beſchenkte mich reichlich. Er be-
fahl auch, daß man mir, ſo lange ich in Frankfurt
bleiben wuͤrde, in ſeinem Logis Eſſen und Trinken
geben ſollte: Aber da mehrere meiner Bekannten,
vorzuͤglich mein guter Vetter Dietſch, mir mei-
nen Aufenthalt in Frankfurt angenehm genug mach-
ten, ſo ging ich weiter nicht hin.
Fruͤh des andern Tages bekam ich vom Hn.
Major von Luͤcadou meinen Paß und noch fuͤnf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/254>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.