hindert kommen würde, doch sprach er kein Wort, um mich zu behalten: einen Paß mögte ich mir vom Adjutanten Lorenz geben lassen. Ich ging und sah mich nach einem Quartier um. Hier über- legte ich, daß der Prinz von Baden ein Freund unsers Kronprinzen ist, daß folglich, wenn ich nur erst von dem Thaddenschen Regiment meinen Abschied hätte, und ich, um ungehindert nach Halle wandern zu können, von den Badischen Diensten frey seyn wollte, seine Hoheit es bey dem Prinzen Ludwig leicht und mit einer einzigen Zeile bewirken könnte. Diese Gedanken, nebst der Ueberlegung der großen Schwierigkeiten, die mir bevorstanden, wenn ich damals hätte weiter wandern wollen, bestimmten mich, Schwäbische Dienste anzunehmen. Ich wollte mich indeß nicht selbst anbieten: ich machte es, wie die Mädchen, die gern einen Mann hätten: ich ließ mich suchen -- und ging zu diesem Behufe herum auf den Straßen. Herr von Triebelhorn, Leutnant bey der Compagnie des Hauptmanns von Storr, begegnete mir, sah mich an, und fragte: woher ich käme? Ob ich Dienste suchte? -- Warum nicht? war meine Antwort.
Er: Wie viel Handgeld will Er?
Viert. Th. 2te Abth. N
hindert kommen wuͤrde, doch ſprach er kein Wort, um mich zu behalten: einen Paß moͤgte ich mir vom Adjutanten Lorenz geben laſſen. Ich ging und ſah mich nach einem Quartier um. Hier uͤber- legte ich, daß der Prinz von Baden ein Freund unſers Kronprinzen iſt, daß folglich, wenn ich nur erſt von dem Thaddenſchen Regiment meinen Abſchied haͤtte, und ich, um ungehindert nach Halle wandern zu koͤnnen, von den Badiſchen Dienſten frey ſeyn wollte, ſeine Hoheit es bey dem Prinzen Ludwig leicht und mit einer einzigen Zeile bewirken koͤnnte. Dieſe Gedanken, nebſt der Ueberlegung der großen Schwierigkeiten, die mir bevorſtanden, wenn ich damals haͤtte weiter wandern wollen, beſtimmten mich, Schwaͤbiſche Dienſte anzunehmen. Ich wollte mich indeß nicht ſelbſt anbieten: ich machte es, wie die Maͤdchen, die gern einen Mann haͤtten: ich ließ mich ſuchen — und ging zu dieſem Behufe herum auf den Straßen. Herr von Triebelhorn, Leutnant bey der Compagnie des Hauptmanns von Storr, begegnete mir, ſah mich an, und fragte: woher ich kaͤme? Ob ich Dienſte ſuchte? — Warum nicht? war meine Antwort.
Er: Wie viel Handgeld will Er?
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hindert kommen wuͤrde, doch ſprach er kein Wort,
um mich zu behalten: einen Paß moͤgte ich mir
vom Adjutanten Lorenz geben laſſen. Ich ging
und ſah mich nach einem Quartier um. Hier uͤber-
legte ich, daß der Prinz von Baden ein Freund
unſers Kronprinzen iſt, daß folglich, wenn ich
nur erſt von dem Thaddenſchen Regiment meinen
Abſchied haͤtte, und ich, um ungehindert nach
Halle wandern zu koͤnnen, von den Badiſchen
Dienſten frey ſeyn wollte, ſeine Hoheit es bey dem
Prinzen Ludwig leicht und mit einer einzigen
Zeile bewirken koͤnnte. Dieſe Gedanken, nebſt
der Ueberlegung der großen Schwierigkeiten, die
mir bevorſtanden, wenn ich damals haͤtte weiter
wandern wollen, beſtimmten mich, Schwaͤbiſche
Dienſte anzunehmen. Ich wollte mich indeß nicht
ſelbſt anbieten: ich machte es, wie die Maͤdchen,
die gern einen Mann haͤtten: ich ließ mich ſuchen
— und ging zu dieſem Behufe herum auf den
Straßen. Herr von Triebelhorn, Leutnant
bey der Compagnie des Hauptmanns von Storr,
begegnete mir, ſah mich an, und fragte: woher
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/197>, abgerufen am 31.01.2025.
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