terwegs bedachte ich, daß ich Gefahr laufe[n] könn- te, wenn ich einen General besuchte, de ganz Republikaner war. Wie leicht konnte er von mei- ner Sendung gehört haben, und dann war ich verlohren. Mich schauderte vor dem Gedanken, noch einmal eine Prison in Frankreich auszuhalten, und befragte mich also kurz und gut in Bourglibre: was ich zu thun hätte, um ohne Hinderniß nach Basel zu kommen? Man wies mich zu einem Greffiier, welcher meinen Paß aus Dijon an sich hielt, und mir ein Zettelchen von seiner Hand gab, nach welchem die Wache an der Chaussee angewie- sen wurde, mich durchzulassen.
Zur Zeit des Robespierre, als die starken Emigrationen vorfielen, waren, wie man weiß, alle passirbare Plätze auf den Gränzen des ganzen Landes mit starken Wachen besezt, und diese lößte man von Zeit zu Zeit, alle zwey, drey Monate ab. Man kann denken, welche fürchterliche Men- ge Menschen, eben durch diese Anstalt, beynahe unthätig auf den Gränzen standen, und eben so viel auszustehen hatten vom Wetter und von der Theurung, als die Soldaten im Felde. Außerdem waren in jedem Dorfe und in jeder Stadt Posten aufgestellt, welche Tag und Nacht auf die Passi- renden Acht hatten, und die Wege waren immer, voll Gensdarmes. Nachdem aber der Terrori[s]-
terwegs bedachte ich, daß ich Gefahr laufe[n] koͤnn- te, wenn ich einen General beſuchte, de ganz Republikaner war. Wie leicht konnte er von mei- ner Sendung gehoͤrt haben, und dann war ich verlohren. Mich ſchauderte vor dem Gedanken, noch einmal eine Priſon in Frankreich auszuhalten, und befragte mich alſo kurz und gut in Bourglibre: was ich zu thun haͤtte, um ohne Hinderniß nach Baſel zu kommen? Man wies mich zu einem Greffiier, welcher meinen Paß aus Dijon an ſich hielt, und mir ein Zettelchen von ſeiner Hand gab, nach welchem die Wache an der Chauſſee angewie- ſen wurde, mich durchzulaſſen.
Zur Zeit des Robespierre, als die ſtarken Emigrationen vorfielen, waren, wie man weiß, alle paſſirbare Plaͤtze auf den Graͤnzen des ganzen Landes mit ſtarken Wachen beſezt, und dieſe loͤßte man von Zeit zu Zeit, alle zwey, drey Monate ab. Man kann denken, welche fuͤrchterliche Men- ge Menſchen, eben durch dieſe Anſtalt, beynahe unthaͤtig auf den Graͤnzen ſtanden, und eben ſo viel auszuſtehen hatten vom Wetter und von der Theurung, als die Soldaten im Felde. Außerdem waren in jedem Dorfe und in jeder Stadt Poſten aufgeſtellt, welche Tag und Nacht auf die Paſſi- renden Acht hatten, und die Wege waren immer, voll Gensdarmes. Nachdem aber der Terrori[s]-
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terwegs bedachte ich, daß ich Gefahr laufen koͤnn-
te, wenn ich einen General beſuchte, de ganz
Republikaner war. Wie leicht konnte er von mei-
ner Sendung gehoͤrt haben, und dann war ich
verlohren. Mich ſchauderte vor dem Gedanken,
noch einmal eine Priſon in Frankreich auszuhalten,
und befragte mich alſo kurz und gut in Bourglibre:
was ich zu thun haͤtte, um ohne Hinderniß nach
Baſel zu kommen? Man wies mich zu einem
Greffiier, welcher meinen Paß aus Dijon an ſich
hielt, und mir ein Zettelchen von ſeiner Hand gab,
nach welchem die Wache an der Chauſſee angewie-
ſen wurde, mich durchzulaſſen.
Zur Zeit des Robespierre, als die ſtarken
Emigrationen vorfielen, waren, wie man weiß,
alle paſſirbare Plaͤtze auf den Graͤnzen des ganzen
Landes mit ſtarken Wachen beſezt, und dieſe loͤßte
man von Zeit zu Zeit, alle zwey, drey Monate
ab. Man kann denken, welche fuͤrchterliche Men-
ge Menſchen, eben durch dieſe Anſtalt, beynahe
unthaͤtig auf den Graͤnzen ſtanden, und eben ſo
viel auszuſtehen hatten vom Wetter und von der
Theurung, als die Soldaten im Felde. Außerdem
waren in jedem Dorfe und in jeder Stadt Poſten
aufgeſtellt, welche Tag und Nacht auf die Paſſi-
renden Acht hatten, und die Wege waren immer,
voll Gensdarmes. Nachdem aber der Terroris-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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