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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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Eikenmayer in dieser Festung kommandire
ich kannte ihn von Mainz aus schon lange, bekam
also Lust, ihn zu sprechen. Man kann sich näm-
lich aus dem ersten Bande meiner Lebensgeschichte
erinnern, daß ich ehemals in Mainz, besonders
wegen des braven Barons von F... mich oft und
stark herumtrieb. Zu der Zeit ward ich mit einem
Kaufmann bekannt, welcher Zucchi hieß, und
eine sehr schöne Frau hatte. Hr. Eikenmayer,
damals Oberleutnant der Artillerie, machte der
Madam Zucchi die Cour, und fand Gehör. Die
Madam Zucchi, eine Italiänerin, und gebohrne
Appiano, mit deren Bruder ich sonst vielen Um-
gang gehabt hatte, kannte ich auch, und so lernte
ich den Hrn. Eikenmayer bey ihr kennen, und
wir wurden, studentisch gesprochen, recht fidel zu-
sammen.

Eikenmayer ist gewiß ein Mann von Kopf
und schönen Kenntnissen, die er vorzüglich in Eng-
land gesammelt hat, wo er sich eine Zeitlang auf
Kurfürstliche Kosten aufgehalten hatte: und dieses
war die Ursache, warum ich ihn jezt gern gespro-
chen hätte. Als ich nach Hüningen kam, hör-
te ich, daß er so eben nach Bonrg Libre, so heißt
jezt das Dorf Saint Louis, geritten sey. Ich besah
also die Festung flüchtig, und ging, weil es bald
Abend war, zurück nach Bourg Libre. Aber un-

Eikenmayer in dieſer Feſtung kommandire
ich kannte ihn von Mainz aus ſchon lange, bekam
alſo Luſt, ihn zu ſprechen. Man kann ſich naͤm-
lich aus dem erſten Bande meiner Lebensgeſchichte
erinnern, daß ich ehemals in Mainz, beſonders
wegen des braven Barons von F... mich oft und
ſtark herumtrieb. Zu der Zeit ward ich mit einem
Kaufmann bekannt, welcher Zucchi hieß, und
eine ſehr ſchoͤne Frau hatte. Hr. Eikenmayer,
damals Oberleutnant der Artillerie, machte der
Madam Zucchi die Cour, und fand Gehoͤr. Die
Madam Zucchi, eine Italiaͤnerin, und gebohrne
Appiano, mit deren Bruder ich ſonſt vielen Um-
gang gehabt hatte, kannte ich auch, und ſo lernte
ich den Hrn. Eikenmayer bey ihr kennen, und
wir wurden, ſtudentiſch geſprochen, recht fidel zu-
ſammen.

Eikenmayer iſt gewiß ein Mann von Kopf
und ſchoͤnen Kenntniſſen, die er vorzuͤglich in Eng-
land geſammelt hat, wo er ſich eine Zeitlang auf
Kurfuͤrſtliche Koſten aufgehalten hatte: und dieſes
war die Urſache, warum ich ihn jezt gern geſpro-
chen haͤtte. Als ich nach Huͤningen kam, hoͤr-
te ich, daß er ſo eben nach Bonrg Libre, ſo heißt
jezt das Dorf Saint Louis, geritten ſey. Ich beſah
alſo die Feſtung fluͤchtig, und ging, weil es bald
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[157/0161] Eikenmayer in dieſer Feſtung kommandire ich kannte ihn von Mainz aus ſchon lange, bekam alſo Luſt, ihn zu ſprechen. Man kann ſich naͤm- lich aus dem erſten Bande meiner Lebensgeſchichte erinnern, daß ich ehemals in Mainz, beſonders wegen des braven Barons von F... mich oft und ſtark herumtrieb. Zu der Zeit ward ich mit einem Kaufmann bekannt, welcher Zucchi hieß, und eine ſehr ſchoͤne Frau hatte. Hr. Eikenmayer, damals Oberleutnant der Artillerie, machte der Madam Zucchi die Cour, und fand Gehoͤr. Die Madam Zucchi, eine Italiaͤnerin, und gebohrne Appiano, mit deren Bruder ich ſonſt vielen Um- gang gehabt hatte, kannte ich auch, und ſo lernte ich den Hrn. Eikenmayer bey ihr kennen, und wir wurden, ſtudentiſch geſprochen, recht fidel zu- ſammen. Eikenmayer iſt gewiß ein Mann von Kopf und ſchoͤnen Kenntniſſen, die er vorzuͤglich in Eng- land geſammelt hat, wo er ſich eine Zeitlang auf Kurfuͤrſtliche Koſten aufgehalten hatte: und dieſes war die Urſache, warum ich ihn jezt gern geſpro- chen haͤtte. Als ich nach Huͤningen kam, hoͤr- te ich, daß er ſo eben nach Bonrg Libre, ſo heißt jezt das Dorf Saint Louis, geritten ſey. Ich beſah alſo die Feſtung fluͤchtig, und ging, weil es bald Abend war, zuruͤck nach Bourg Libre. Aber un-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/161>, abgerufen am 27.11.2024.