die er besuchen wollte, während ich meinen Paß unterschreiben, und mir Brod und Geld geben ließ. Ich bestellte ihn in ein Weinhaus, wo wir unsre Bündel abgelegt hatten, und ging. Als ich zurück kam, war mein Husar noch nicht da; ich ließ mir also etwas geben, und war- tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl Schuld, und zwar so per accidens: denn unter- wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne, sprach ich von den Vortheilen, die einer haben könnte, der in Frankreich bleiben, und sich da durch seine Arbeit nähren wollte; und da ich merkte, daß das eine Mädchen, welches sehr bey Fleische war, Eindruck auf den Husaren gemacht hatte, so strich ich das Glück heraus, wel- ches er da auf dem Dorfe haben könnte u. s. w.
Diese Vorstellung hat dem guten Menschen vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten, ging ich endlich ins Kloster zu den Preußen, und fragte nach dem Husaren. "Ja, hieß es, der ist zurück gegangen; er hat gesagt, er getraue sich nicht durchzukommen." Wahrscheinlich war er wieder auf das Dorf zurückgeeilt. Nun, es be- komme ihm wohl!
In Pagny mußte ich mich mit dem Märe herumdisputiren, weil er mir mein Brod und Geld schlechterdings nicht eher reichen wollte, als den
die er beſuchen wollte, waͤhrend ich meinen Paß unterſchreiben, und mir Brod und Geld geben ließ. Ich beſtellte ihn in ein Weinhaus, wo wir unſre Buͤndel abgelegt hatten, und ging. Als ich zuruͤck kam, war mein Huſar noch nicht da; ich ließ mir alſo etwas geben, und war- tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl Schuld, und zwar ſo per accidens: denn unter- wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne, ſprach ich von den Vortheilen, die einer haben koͤnnte, der in Frankreich bleiben, und ſich da durch ſeine Arbeit naͤhren wollte; und da ich merkte, daß das eine Maͤdchen, welches ſehr bey Fleiſche war, Eindruck auf den Huſaren gemacht hatte, ſo ſtrich ich das Gluͤck heraus, wel- ches er da auf dem Dorfe haben koͤnnte u. ſ. w.
Dieſe Vorſtellung hat dem guten Menſchen vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten, ging ich endlich ins Kloſter zu den Preußen, und fragte nach dem Huſaren. „Ja, hieß es, der iſt zuruͤck gegangen; er hat geſagt, er getraue ſich nicht durchzukommen.“ Wahrſcheinlich war er wieder auf das Dorf zuruͤckgeeilt. Nun, es be- komme ihm wohl!
In Pagny mußte ich mich mit dem Maͤre herumdiſputiren, weil er mir mein Brod und Geld ſchlechterdings nicht eher reichen wollte, als den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0153"n="149"/>
die er beſuchen wollte, waͤhrend ich meinen Paß<lb/>
unterſchreiben, und mir Brod und Geld geben<lb/>
ließ. Ich beſtellte ihn in ein Weinhaus, wo<lb/>
wir unſre Buͤndel abgelegt hatten, und ging.<lb/>
Als ich zuruͤck kam, war mein Huſar noch nicht<lb/>
da; ich ließ mir alſo etwas geben, und war-<lb/>
tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl<lb/>
Schuld, und zwar ſo <hirendition="#aq">per accidens:</hi> denn unter-<lb/>
wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne,<lb/>ſprach ich von den Vortheilen, die einer haben<lb/>
koͤnnte, der in Frankreich bleiben, und ſich da<lb/>
durch ſeine Arbeit naͤhren wollte; und da ich<lb/>
merkte, daß das eine Maͤdchen, welches ſehr<lb/>
bey Fleiſche war, Eindruck auf den Huſaren<lb/>
gemacht hatte, ſo ſtrich ich das Gluͤck heraus, wel-<lb/>
ches er da auf dem Dorfe haben koͤnnte u. ſ. w.</p><lb/><p>Dieſe Vorſtellung hat dem guten Menſchen<lb/>
vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten,<lb/>
ging ich endlich ins Kloſter zu den Preußen, und<lb/>
fragte nach dem Huſaren. „Ja, hieß es, der iſt<lb/>
zuruͤck gegangen; er hat geſagt, er getraue ſich<lb/>
nicht durchzukommen.“ Wahrſcheinlich war er<lb/>
wieder auf das Dorf zuruͤckgeeilt. Nun, es be-<lb/>
komme ihm wohl!</p><lb/><p>In Pagny mußte ich mich mit dem Maͤre<lb/>
herumdiſputiren, weil er mir mein Brod und Geld<lb/>ſchlechterdings nicht eher reichen wollte, als den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[149/0153]
die er beſuchen wollte, waͤhrend ich meinen Paß
unterſchreiben, und mir Brod und Geld geben
ließ. Ich beſtellte ihn in ein Weinhaus, wo
wir unſre Buͤndel abgelegt hatten, und ging.
Als ich zuruͤck kam, war mein Huſar noch nicht
da; ich ließ mir alſo etwas geben, und war-
tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl
Schuld, und zwar ſo per accidens: denn unter-
wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne,
ſprach ich von den Vortheilen, die einer haben
koͤnnte, der in Frankreich bleiben, und ſich da
durch ſeine Arbeit naͤhren wollte; und da ich
merkte, daß das eine Maͤdchen, welches ſehr
bey Fleiſche war, Eindruck auf den Huſaren
gemacht hatte, ſo ſtrich ich das Gluͤck heraus, wel-
ches er da auf dem Dorfe haben koͤnnte u. ſ. w.
Dieſe Vorſtellung hat dem guten Menſchen
vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten,
ging ich endlich ins Kloſter zu den Preußen, und
fragte nach dem Huſaren. „Ja, hieß es, der iſt
zuruͤck gegangen; er hat geſagt, er getraue ſich
nicht durchzukommen.“ Wahrſcheinlich war er
wieder auf das Dorf zuruͤckgeeilt. Nun, es be-
komme ihm wohl!
In Pagny mußte ich mich mit dem Maͤre
herumdiſputiren, weil er mir mein Brod und Geld
ſchlechterdings nicht eher reichen wollte, als den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/153>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.