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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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gen andern Spitalbekannten bey der Mutter Gui-
gnier zu, und ging erst nach zwölf Uhr, zwar
nicht betrunken, doch auch nicht ganz nüchtern, zu
Hause.

Nicht weit von meinem Bette lag ein preußi-
scher Kriegsgefangener, auf dessen Namen ich nicht
mehr kommen kann, so sehr ich auch nachdenke.
Er war von den Bellingschen Husaren, klein
von Statur und hatte, ich weiß nicht wo, die Me-
daille erhalten: er war ein geschickter Schneider
und hat immer auch im Spital gearbeitet. Diese
Kennzeichen werden ihn bey seinem Regimente
kenntlich machen. Als ich im Bette lag, kam er
zu mir, und sagte: höre Bruder, ich bin deinet-
wegen aufgeblieben, und habe auf dich gewartet:
du kannst mein Glück machen.

Ich: Dein Glück machen? Ich? Wie wäre
das möglich? bin ja selbst ein trauriger Mensch.

Er: Du gehst Morgen früh weg: nicht wahr?

Ich: Ja: aber wozu das?

Er: Höre, wenn du mich mitnähmest? Dir
kann es nichts schaden: du hast Pässe; und wer-
den wir ja angehalten, so zeigst du dein Papier.
Die großen Städte will ich vermeiden und umgehen,
indeß du durchpassirst: auf den Landstraßen komme
ich wieder zu dir. Vielleicht komme ich mit durch:
und werde ich ja angehalten, so kannst du keine Un-

gen andern Spitalbekannten bey der Mutter Gui-
gnier zu, und ging erſt nach zwoͤlf Uhr, zwar
nicht betrunken, doch auch nicht ganz nuͤchtern, zu
Hauſe.

Nicht weit von meinem Bette lag ein preußi-
ſcher Kriegsgefangener, auf deſſen Namen ich nicht
mehr kommen kann, ſo ſehr ich auch nachdenke.
Er war von den Bellingſchen Huſaren, klein
von Statur und hatte, ich weiß nicht wo, die Me-
daille erhalten: er war ein geſchickter Schneider
und hat immer auch im Spital gearbeitet. Dieſe
Kennzeichen werden ihn bey ſeinem Regimente
kenntlich machen. Als ich im Bette lag, kam er
zu mir, und ſagte: hoͤre Bruder, ich bin deinet-
wegen aufgeblieben, und habe auf dich gewartet:
du kannſt mein Gluͤck machen.

Ich: Dein Gluͤck machen? Ich? Wie waͤre
das moͤglich? bin ja ſelbſt ein trauriger Menſch.

Er: Du gehſt Morgen fruͤh weg: nicht wahr?

Ich: Ja: aber wozu das?

Er: Hoͤre, wenn du mich mitnaͤhmeſt? Dir
kann es nichts ſchaden: du haſt Paͤſſe; und wer-
den wir ja angehalten, ſo zeigſt du dein Papier.
Die großen Staͤdte will ich vermeiden und umgehen,
indeß du durchpaſſirſt: auf den Landſtraßen komme
ich wieder zu dir. Vielleicht komme ich mit durch:
und werde ich ja angehalten, ſo kannſt du keine Un-

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[144/0148] gen andern Spitalbekannten bey der Mutter Gui- gnier zu, und ging erſt nach zwoͤlf Uhr, zwar nicht betrunken, doch auch nicht ganz nuͤchtern, zu Hauſe. Nicht weit von meinem Bette lag ein preußi- ſcher Kriegsgefangener, auf deſſen Namen ich nicht mehr kommen kann, ſo ſehr ich auch nachdenke. Er war von den Bellingſchen Huſaren, klein von Statur und hatte, ich weiß nicht wo, die Me- daille erhalten: er war ein geſchickter Schneider und hat immer auch im Spital gearbeitet. Dieſe Kennzeichen werden ihn bey ſeinem Regimente kenntlich machen. Als ich im Bette lag, kam er zu mir, und ſagte: hoͤre Bruder, ich bin deinet- wegen aufgeblieben, und habe auf dich gewartet: du kannſt mein Gluͤck machen. Ich: Dein Gluͤck machen? Ich? Wie waͤre das moͤglich? bin ja ſelbſt ein trauriger Menſch. Er: Du gehſt Morgen fruͤh weg: nicht wahr? Ich: Ja: aber wozu das? Er: Hoͤre, wenn du mich mitnaͤhmeſt? Dir kann es nichts ſchaden: du haſt Paͤſſe; und wer- den wir ja angehalten, ſo zeigſt du dein Papier. Die großen Staͤdte will ich vermeiden und umgehen, indeß du durchpaſſirſt: auf den Landſtraßen komme ich wieder zu dir. Vielleicht komme ich mit durch: und werde ich ja angehalten, ſo kannſt du keine Un-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/148>, abgerufen am 21.11.2024.