Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Gefängnisse hatte, worin die Schlachtopfer der de-
mokratischen Wuth gehalten wurden. Das war
nun so das rechte Element für den geizigen, blut-
durstigen Fouquier Tinville. Ich habe im Anfange
des Jahres 1795 die gedruckte Anklage wider die-
sen Unmenschen gelesen, und die Haare sind mir
zu Berge gestanden bey den Gräueln, die er an
den Gefangnen verübt hat. -- Er starb endlich auf
der Guillotine, wohin er so viele Menschen, und
unter diesen so viele Unschuldige gebracht hatte.
Schande sey mit seinem Andenken von nun an bis
in alle Ewigkeit!

Sechs und vierzigstes Kapitel.

Verfolg meiner Geschichte.



Ich hielt es bey den Deserteurs in der Kaserne
nicht lange aus: denn Viennot, der Jüngere,
Schenkwirth, bey welchem ich oft einsprach, ließ
mich nebst noch einem Schumacher, der auch ein
preußische Ueberläufer war, in einer Kammer un-
ter dem Dache liegen, und Belin, der Commen-
dant rieth mir, für den Kriegskommissär zu schrei-
ben, weil ich meine Stunden bey den gefangenen

Gefaͤngniſſe hatte, worin die Schlachtopfer der de-
mokratiſchen Wuth gehalten wurden. Das war
nun ſo das rechte Element fuͤr den geizigen, blut-
durſtigen Fouquier Tinville. Ich habe im Anfange
des Jahres 1795 die gedruckte Anklage wider die-
ſen Unmenſchen geleſen, und die Haare ſind mir
zu Berge geſtanden bey den Graͤueln, die er an
den Gefangnen veruͤbt hat. — Er ſtarb endlich auf
der Guillotine, wohin er ſo viele Menſchen, und
unter dieſen ſo viele Unſchuldige gebracht hatte.
Schande ſey mit ſeinem Andenken von nun an bis
in alle Ewigkeit!

Sechs und vierzigſtes Kapitel.

Verfolg meiner Geſchichte.



Ich hielt es bey den Deſerteurs in der Kaſerne
nicht lange aus: denn Viennot, der Juͤngere,
Schenkwirth, bey welchem ich oft einſprach, ließ
mich nebſt noch einem Schumacher, der auch ein
preußiſche Ueberlaͤufer war, in einer Kammer un-
ter dem Dache liegen, und Belin, der Commen-
dant rieth mir, fuͤr den Kriegskommiſſaͤr zu ſchrei-
ben, weil ich meine Stunden bey den gefangenen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0118" n="114"/>
Gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;e hatte, worin die Schlachtopfer der de-<lb/>
mokrati&#x017F;chen Wuth gehalten wurden. Das war<lb/>
nun &#x017F;o das rechte Element fu&#x0364;r den geizigen, blut-<lb/>
dur&#x017F;tigen Fouquier Tinville. Ich habe im Anfange<lb/>
des Jahres 1795 die gedruckte Anklage wider die-<lb/>
&#x017F;en Unmen&#x017F;chen gele&#x017F;en, und die Haare &#x017F;ind mir<lb/>
zu Berge ge&#x017F;tanden bey den Gra&#x0364;ueln, die er an<lb/>
den Gefangnen veru&#x0364;bt hat. &#x2014; Er &#x017F;tarb endlich auf<lb/>
der Guillotine, wohin er &#x017F;o viele Men&#x017F;chen, und<lb/>
unter die&#x017F;en &#x017F;o viele Un&#x017F;chuldige gebracht hatte.<lb/>
Schande &#x017F;ey mit &#x017F;einem Andenken von nun an bis<lb/>
in alle Ewigkeit!</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>Sechs und vierzig&#x017F;tes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Verfolg meiner Ge&#x017F;chichte</hi>.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>ch hielt es bey den De&#x017F;erteurs in der Ka&#x017F;erne<lb/>
nicht lange aus: denn <hi rendition="#g">Viennot</hi>, der Ju&#x0364;ngere,<lb/>
Schenkwirth, bey welchem ich oft ein&#x017F;prach, ließ<lb/>
mich neb&#x017F;t noch einem Schumacher, der auch ein<lb/>
preußi&#x017F;che Ueberla&#x0364;ufer war, in einer Kammer un-<lb/>
ter dem Dache liegen, und <hi rendition="#g">Belin</hi>, der Commen-<lb/>
dant rieth mir, fu&#x0364;r den Kriegskommi&#x017F;&#x017F;a&#x0364;r zu &#x017F;chrei-<lb/>
ben, weil ich meine Stunden bey den gefangenen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0118] Gefaͤngniſſe hatte, worin die Schlachtopfer der de- mokratiſchen Wuth gehalten wurden. Das war nun ſo das rechte Element fuͤr den geizigen, blut- durſtigen Fouquier Tinville. Ich habe im Anfange des Jahres 1795 die gedruckte Anklage wider die- ſen Unmenſchen geleſen, und die Haare ſind mir zu Berge geſtanden bey den Graͤueln, die er an den Gefangnen veruͤbt hat. — Er ſtarb endlich auf der Guillotine, wohin er ſo viele Menſchen, und unter dieſen ſo viele Unſchuldige gebracht hatte. Schande ſey mit ſeinem Andenken von nun an bis in alle Ewigkeit! Sechs und vierzigſtes Kapitel. Verfolg meiner Geſchichte. Ich hielt es bey den Deſerteurs in der Kaſerne nicht lange aus: denn Viennot, der Juͤngere, Schenkwirth, bey welchem ich oft einſprach, ließ mich nebſt noch einem Schumacher, der auch ein preußiſche Ueberlaͤufer war, in einer Kammer un- ter dem Dache liegen, und Belin, der Commen- dant rieth mir, fuͤr den Kriegskommiſſaͤr zu ſchrei- ben, weil ich meine Stunden bey den gefangenen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/118
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/118>, abgerufen am 23.11.2024.