des Robespierre für eins hielten. Den aus- ländischen großen Herren war es nicht zu ver- denken, wenn sie so räsonnirten, wenn auch nur zum Scheine: aber die politischen Schriftsteller bey uns und in England, hätten aus der Ge- schichte wissen können und sollen, daß Verfolgung eines Systems die Anhänger desselben allemal kenntlich macht, und daß, wenn schon einer und anderer sich aus Furcht, aus Interesse oder aus Politik während der Verfolgung versteckt, doch die meisten Freunde eines verfolgten Systems aufbrausen, und sich verrathen. War nun sogar während des Terrorismus, nach Lyons und Toulon's Eroberung -- die Veudee ausgenom- men -- alles ruhig geblieben, so konnte man ohne Furcht, dem Staat seine Hauptstütze zu rau- ben, das fürchterliche System der Jakobiner auf- heben und der wüthenden Guillotine Ruhe ge- bieten.
Ich bin weit entfernt, den Robespierre für einen solchen Buben zu halten, als er ge- wöhnlich beschrieben wird; allein ich kann auch jenen Demokraten nicht beystimmen, welche ge- radehin behaupten, daß alle Gräuel, welche in Frankreich bey den Revolutionstribunalen vorge- fallen sind, zur Erhaltung der Republik durch- aus nothwendig gewesen seyen. -- Est modus in
des Robespierre fuͤr eins hielten. Den aus- laͤndiſchen großen Herren war es nicht zu ver- denken, wenn ſie ſo raͤſonnirten, wenn auch nur zum Scheine: aber die politiſchen Schriftſteller bey uns und in England, haͤtten aus der Ge- ſchichte wiſſen koͤnnen und ſollen, daß Verfolgung eines Syſtems die Anhaͤnger deſſelben allemal kenntlich macht, und daß, wenn ſchon einer und anderer ſich aus Furcht, aus Intereſſe oder aus Politik waͤhrend der Verfolgung verſteckt, doch die meiſten Freunde eines verfolgten Syſtems aufbrauſen, und ſich verrathen. War nun ſogar waͤhrend des Terrorismus, nach Lyons und Toulon's Eroberung — die Veudee ausgenom- men — alles ruhig geblieben, ſo konnte man ohne Furcht, dem Staat ſeine Hauptſtuͤtze zu rau- ben, das fuͤrchterliche Syſtem der Jakobiner auf- heben und der wuͤthenden Guillotine Ruhe ge- bieten.
Ich bin weit entfernt, den Robespierre fuͤr einen ſolchen Buben zu halten, als er ge- woͤhnlich beſchrieben wird; allein ich kann auch jenen Demokraten nicht beyſtimmen, welche ge- radehin behaupten, daß alle Graͤuel, welche in Frankreich bey den Revolutionstribunalen vorge- fallen ſind, zur Erhaltung der Republik durch- aus nothwendig geweſen ſeyen. — Eſt modus in
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des Robespierre fuͤr eins hielten. Den aus-
laͤndiſchen großen Herren war es nicht zu ver-
denken, wenn ſie ſo raͤſonnirten, wenn auch nur
zum Scheine: aber die politiſchen Schriftſteller
bey uns und in England, haͤtten aus der Ge-
ſchichte wiſſen koͤnnen und ſollen, daß Verfolgung
eines Syſtems die Anhaͤnger deſſelben allemal
kenntlich macht, und daß, wenn ſchon einer und
anderer ſich aus Furcht, aus Intereſſe oder aus
Politik waͤhrend der Verfolgung verſteckt, doch
die meiſten Freunde eines verfolgten Syſtems
aufbrauſen, und ſich verrathen. War nun ſogar
waͤhrend des Terrorismus, nach Lyons und
Toulon's Eroberung — die Veudee ausgenom-
men — alles ruhig geblieben, ſo konnte man
ohne Furcht, dem Staat ſeine Hauptſtuͤtze zu rau-
ben, das fuͤrchterliche Syſtem der Jakobiner auf-
heben und der wuͤthenden Guillotine Ruhe ge-
bieten.
Ich bin weit entfernt, den Robespierre
fuͤr einen ſolchen Buben zu halten, als er ge-
woͤhnlich beſchrieben wird; allein ich kann auch
jenen Demokraten nicht beyſtimmen, welche ge-
radehin behaupten, daß alle Graͤuel, welche in
Frankreich bey den Revolutionstribunalen vorge-
fallen ſind, zur Erhaltung der Republik durch-
aus nothwendig geweſen ſeyen. — Eſt modus in
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/116>, abgerufen am 22.11.2024.
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