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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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kein Wort vorbrachte, welches für die Belagerer
Nachtheil hätte haben können.

Doxon führte mich nachher auf den Kirch-
thurm, wo ich durch ein Fernrohr sehen mußte,
um ihm die Stellung der feindlichen Lager und
Batterien zu erklären. Er war mit dem, was ich
ihm angab, zufrieden, und nahm mich mit in den
Gasthof zum Lamm, wo wir noch eine Bouteille
Wein ausleerten. Darauf ging es zum Reprä-
sentanten Dentzel, bey welchem alle Gefang-
nen und Deserteurs eingeführt werden mußten.

Dieser seltsame Mann war ehemals mein Be-
kannter gewesen, und wenn ich nicht irre, so sind
wir gar noch verwandt. Ich habe freilich die Ge-
nealogie meiner Familie nie studiert, und habe
meine Tante nicht bey der Hand, welche sonst als
ein lebendiges Repertorium von allen Vetter- und
Basenschaften Auskunft zu geben weis; aber so,
daß mein verstorbener Vater oft mit ihr deswegen
zankte, und ihre Eitelkeit mit der Bemerkung de-
müthigte: daß es einem ehrlichen Kerl gleichviel
gelten könnte und müßte, ob er mit dem großen
Mogul, oder mit dem Scheerenschleifer Benot-
sacht verwandt sey. Ich erinnere mich aber doch
noch dunkel, daß meine Tante von dem Hn. Vet-
ter Dentzel gesprochen hat.


kein Wort vorbrachte, welches fuͤr die Belagerer
Nachtheil haͤtte haben koͤnnen.

Doxon fuͤhrte mich nachher auf den Kirch-
thurm, wo ich durch ein Fernrohr ſehen mußte,
um ihm die Stellung der feindlichen Lager und
Batterien zu erklaͤren. Er war mit dem, was ich
ihm angab, zufrieden, und nahm mich mit in den
Gaſthof zum Lamm, wo wir noch eine Bouteille
Wein ausleerten. Darauf ging es zum Repraͤ-
ſentanten Dentzel, bey welchem alle Gefang-
nen und Deſerteurs eingefuͤhrt werden mußten.

Dieſer ſeltſame Mann war ehemals mein Be-
kannter geweſen, und wenn ich nicht irre, ſo ſind
wir gar noch verwandt. Ich habe freilich die Ge-
nealogie meiner Familie nie ſtudiert, und habe
meine Tante nicht bey der Hand, welche ſonſt als
ein lebendiges Repertorium von allen Vetter- und
Baſenſchaften Auskunft zu geben weis; aber ſo,
daß mein verſtorbener Vater oft mit ihr deswegen
zankte, und ihre Eitelkeit mit der Bemerkung de-
muͤthigte: daß es einem ehrlichen Kerl gleichviel
gelten koͤnnte und muͤßte, ob er mit dem großen
Mogul, oder mit dem Scheerenſchleifer Benot-
ſacht verwandt ſey. Ich erinnere mich aber doch
noch dunkel, daß meine Tante von dem Hn. Vet-
ter Dentzel geſprochen hat.


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[4/0008] kein Wort vorbrachte, welches fuͤr die Belagerer Nachtheil haͤtte haben koͤnnen. Doxon fuͤhrte mich nachher auf den Kirch- thurm, wo ich durch ein Fernrohr ſehen mußte, um ihm die Stellung der feindlichen Lager und Batterien zu erklaͤren. Er war mit dem, was ich ihm angab, zufrieden, und nahm mich mit in den Gaſthof zum Lamm, wo wir noch eine Bouteille Wein ausleerten. Darauf ging es zum Repraͤ- ſentanten Dentzel, bey welchem alle Gefang- nen und Deſerteurs eingefuͤhrt werden mußten. Dieſer ſeltſame Mann war ehemals mein Be- kannter geweſen, und wenn ich nicht irre, ſo ſind wir gar noch verwandt. Ich habe freilich die Ge- nealogie meiner Familie nie ſtudiert, und habe meine Tante nicht bey der Hand, welche ſonſt als ein lebendiges Repertorium von allen Vetter- und Baſenſchaften Auskunft zu geben weis; aber ſo, daß mein verſtorbener Vater oft mit ihr deswegen zankte, und ihre Eitelkeit mit der Bemerkung de- muͤthigte: daß es einem ehrlichen Kerl gleichviel gelten koͤnnte und muͤßte, ob er mit dem großen Mogul, oder mit dem Scheerenſchleifer Benot- ſacht verwandt ſey. Ich erinnere mich aber doch noch dunkel, daß meine Tante von dem Hn. Vet- ter Dentzel geſprochen hat.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/8>, abgerufen am 21.11.2024.