Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Kriegsgesetze der Franzosen, welche in einem
kleinen Buche, Code militaire genannt, enthalten
sind, sind so strenge und so kategorisch, als die
Preußischen nimmer seyn können. Freilich steht
nicht auf dem Titel: daß sie nur Unteroffiziere und
gemeine Soldaten verbinden sollen; denn die fran-
zösischen Kriegsgesetze gehen alle ihre Kriegsleute
an, und werden -- nach ihrem Gesetz der Gleich-
heit -- ohne Ansehn der Person am Obristen wie am
Gemeinen ausgeübt. Bey dem allem fodern die
Gesetze ihres Code militaire die strengste Befolgung;
und wer dawider sündiget, kann seine Strafe sich
schon vorher selbst diktiren: denn Ausnahmen und
Begnadigung, oder Rücksicht auf vorhergegangne
schlechte oder gute Ausführung, oder sonstige Mil-
derungsmittel finden durchaus nicht statt. Mit
einem Worte, das Gesetz, und nur das Gesetz,
ist die Disciplin der Französischen Krieger, und
nicht der absolute, oft sehr eigensinnige Wille des
Offiziers: und der Neufränkische Krieger gehorcht
willig und ohne Murren.

Ich habe die Franzosen und die Preußen, und
mehrere andre deutschen Soldaten sehen Dienste
thun. Erstere verrichteten, was sie zu thun hatten,
allemal mit Lust, und unterzogen sich dem beschwer-
lichsten Dienste, ohne nur zu klagen. Hingegen
die deutschen Miethlinge oder Lohnsoldaten werden

Die Kriegsgeſetze der Franzoſen, welche in einem
kleinen Buche, Côde militaire genannt, enthalten
ſind, ſind ſo ſtrenge und ſo kategoriſch, als die
Preußiſchen nimmer ſeyn koͤnnen. Freilich ſteht
nicht auf dem Titel: daß ſie nur Unteroffiziere und
gemeine Soldaten verbinden ſollen; denn die fran-
zoͤſiſchen Kriegsgeſetze gehen alle ihre Kriegsleute
an, und werden — nach ihrem Geſetz der Gleich-
heit — ohne Anſehn der Perſon am Obriſten wie am
Gemeinen ausgeuͤbt. Bey dem allem fodern die
Geſetze ihres Côde militaire die ſtrengſte Befolgung;
und wer dawider ſuͤndiget, kann ſeine Strafe ſich
ſchon vorher ſelbſt diktiren: denn Ausnahmen und
Begnadigung, oder Ruͤckſicht auf vorhergegangne
ſchlechte oder gute Auſfuͤhrung, oder ſonſtige Mil-
derungsmittel finden durchaus nicht ſtatt. Mit
einem Worte, das Geſetz, und nur das Geſetz,
iſt die Disciplin der Franzoͤſiſchen Krieger, und
nicht der abſolute, oft ſehr eigenſinnige Wille des
Offiziers: und der Neufraͤnkiſche Krieger gehorcht
willig und ohne Murren.

Ich habe die Franzoſen und die Preußen, und
mehrere andre deutſchen Soldaten ſehen Dienſte
thun. Erſtere verrichteten, was ſie zu thun hatten,
allemal mit Luſt, und unterzogen ſich dem beſchwer-
lichſten Dienſte, ohne nur zu klagen. Hingegen
die deutſchen Miethlinge oder Lohnſoldaten werden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="72"/>
Die Kriegsge&#x017F;etze der Franzo&#x017F;en, welche in einem<lb/>
kleinen Buche, <hi rendition="#aq">Côde militaire</hi> genannt, enthalten<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;ind &#x017F;o &#x017F;trenge und &#x017F;o kategori&#x017F;ch, als die<lb/>
Preußi&#x017F;chen nimmer &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Freilich &#x017F;teht<lb/>
nicht auf dem Titel: daß &#x017F;ie nur Unteroffiziere und<lb/>
gemeine Soldaten verbinden &#x017F;ollen; denn die fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Kriegsge&#x017F;etze gehen alle ihre Kriegsleute<lb/>
an, und werden &#x2014; nach ihrem Ge&#x017F;etz der Gleich-<lb/>
heit &#x2014; ohne An&#x017F;ehn der Per&#x017F;on am Obri&#x017F;ten wie am<lb/>
Gemeinen ausgeu&#x0364;bt. Bey dem allem fodern die<lb/>
Ge&#x017F;etze ihres <hi rendition="#aq">Côde militaire</hi> die &#x017F;treng&#x017F;te Befolgung;<lb/>
und wer dawider &#x017F;u&#x0364;ndiget, kann &#x017F;eine Strafe &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chon vorher &#x017F;elb&#x017F;t diktiren: denn Ausnahmen und<lb/>
Begnadigung, oder Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf vorhergegangne<lb/>
&#x017F;chlechte oder gute Au&#x017F;fu&#x0364;hrung, oder &#x017F;on&#x017F;tige Mil-<lb/>
derungsmittel finden durchaus nicht &#x017F;tatt. Mit<lb/>
einem Worte, das <hi rendition="#g">Ge&#x017F;etz</hi>, und nur das Ge&#x017F;etz,<lb/>
i&#x017F;t die Disciplin der Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Krieger, und<lb/>
nicht der ab&#x017F;olute, oft &#x017F;ehr eigen&#x017F;innige Wille des<lb/>
Offiziers: und der Neufra&#x0364;nki&#x017F;che Krieger gehorcht<lb/>
willig und ohne Murren.</p><lb/>
        <p>Ich habe die Franzo&#x017F;en und die Preußen, und<lb/>
mehrere andre deut&#x017F;chen Soldaten &#x017F;ehen Dien&#x017F;te<lb/>
thun. Er&#x017F;tere verrichteten, was &#x017F;ie zu thun hatten,<lb/>
allemal mit Lu&#x017F;t, und unterzogen &#x017F;ich dem be&#x017F;chwer-<lb/>
lich&#x017F;ten Dien&#x017F;te, ohne nur zu klagen. Hingegen<lb/>
die deut&#x017F;chen Miethlinge oder Lohn&#x017F;oldaten werden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0076] Die Kriegsgeſetze der Franzoſen, welche in einem kleinen Buche, Côde militaire genannt, enthalten ſind, ſind ſo ſtrenge und ſo kategoriſch, als die Preußiſchen nimmer ſeyn koͤnnen. Freilich ſteht nicht auf dem Titel: daß ſie nur Unteroffiziere und gemeine Soldaten verbinden ſollen; denn die fran- zoͤſiſchen Kriegsgeſetze gehen alle ihre Kriegsleute an, und werden — nach ihrem Geſetz der Gleich- heit — ohne Anſehn der Perſon am Obriſten wie am Gemeinen ausgeuͤbt. Bey dem allem fodern die Geſetze ihres Côde militaire die ſtrengſte Befolgung; und wer dawider ſuͤndiget, kann ſeine Strafe ſich ſchon vorher ſelbſt diktiren: denn Ausnahmen und Begnadigung, oder Ruͤckſicht auf vorhergegangne ſchlechte oder gute Auſfuͤhrung, oder ſonſtige Mil- derungsmittel finden durchaus nicht ſtatt. Mit einem Worte, das Geſetz, und nur das Geſetz, iſt die Disciplin der Franzoͤſiſchen Krieger, und nicht der abſolute, oft ſehr eigenſinnige Wille des Offiziers: und der Neufraͤnkiſche Krieger gehorcht willig und ohne Murren. Ich habe die Franzoſen und die Preußen, und mehrere andre deutſchen Soldaten ſehen Dienſte thun. Erſtere verrichteten, was ſie zu thun hatten, allemal mit Luſt, und unterzogen ſich dem beſchwer- lichſten Dienſte, ohne nur zu klagen. Hingegen die deutſchen Miethlinge oder Lohnſoldaten werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/76
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/76>, abgerufen am 02.05.2024.