Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.weit dem Thore Rousseau auf dem Walle, zwey Daß die Franzosen nicht mehr an Gespenster brav und tapfer achtete, der sich nicht wenigstens drey-
mal duellirt hatte. Brav und tapfer wollte aber hernach auch der Gemeine seyn. Dieß Vorurtheil hat lange geherrscht, war allgemein, Standes-mäßig und tief eingewurzelt. Die neue Regierung wird daher noch lange laviren müssen, bis es bey den lebhaften Franzosen eine herrschende Ueberzeugung werde: daß Tapferkeit und Gewandtheit eines Stiers und Mörders das eben nicht sey, worin der vernünftige und brave Mann seine Ehre suchen müsse. weit dem Thore Rouſſeau auf dem Walle, zwey Daß die Franzoſen nicht mehr an Geſpenſter brav und tapfer achtete, der ſich nicht wenigſtens drey-
mal duellirt hatte. Brav und tapfer wollte aber hernach auch der Gemeine ſeyn. Dieß Vorurtheil hat lange geherrſcht, war allgemein, Standes-mäßig und tief eingewurzelt. Die neue Regierung wird daher noch lange laviren müſſen, bis es bey den lebhaften Franzoſen eine herrſchende Ueberzeugung werde: daß Tapferkeit und Gewandtheit eines Stiers und Mörders das eben nicht ſey, worin der vernünftige und brave Mann ſeine Ehre ſuchen müſſe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0503" n="499"/> weit dem Thore Rouſſeau auf dem Walle, zwey<lb/> junge Maͤnner todt gefunden, welche ſich die Nacht,<lb/> und wahrſcheinlich ohne alle Zeugen geſchlagen<lb/> hatten. Der eine lag auf der bloßen Erde, und neben<lb/> ihm zwey blutige Degen; der andere auf einer Bank<lb/> in einiger Entfernung vom erſten, wohin er ſich<lb/> ohne Zweifel nach dem Stich noch geſchleppt hatte.<lb/> Sie mußten ſich zugleich verwundet haben: man<lb/> hat aber weder die Urſache ihres Zweykampfs, noch<lb/> die Umſtaͤnde deſſelben naͤher erfahren koͤnnen. Ohn-<lb/> weit der Stadt wurde auch ein Volontaͤr mit einem<lb/> Stich in der Bruſt todt gefunden: wahrſcheinlich<lb/> hatte dieſer ſich mit einem Kameraden herumge-<lb/> ſchlagen, denn ſeine Wunde war von einem Bajo-<lb/> net. Es iſt naͤmlich bekannt, daß die Volontaͤrs,<lb/> wenn ſie keine Degen oder Saͤbel haben, das Bajonet<lb/> zu ſolchen raſenden Geſchaͤften zu brauchen pflegen.</p><lb/> <p>Daß die Franzoſen nicht mehr an Geſpenſter<lb/> glauben, habe ich in Dijon auch erfahren. Unſre<lb/><note xml:id="note-0503" prev="#note-0502" place="foot" n="*)">brav und tapfer achtete, der ſich nicht <hi rendition="#g">wenigſtens drey</hi>-<lb/><hi rendition="#g">mal</hi> duellirt hatte. Brav und tapfer wollte aber hernach<lb/> auch der Gemeine ſeyn. Dieß Vorurtheil hat lange geherrſcht,<lb/> war allgemein, Standes-mäßig und tief eingewurzelt. Die<lb/> neue Regierung wird daher noch lange laviren müſſen, bis es<lb/> bey den lebhaften Franzoſen eine herrſchende Ueberzeugung<lb/> werde: daß Tapferkeit und Gewandtheit eines Stiers und<lb/> Mörders das eben nicht ſey, worin der vernünftige und brave<lb/> Mann ſeine Ehre ſuchen müſſe.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [499/0503]
weit dem Thore Rouſſeau auf dem Walle, zwey
junge Maͤnner todt gefunden, welche ſich die Nacht,
und wahrſcheinlich ohne alle Zeugen geſchlagen
hatten. Der eine lag auf der bloßen Erde, und neben
ihm zwey blutige Degen; der andere auf einer Bank
in einiger Entfernung vom erſten, wohin er ſich
ohne Zweifel nach dem Stich noch geſchleppt hatte.
Sie mußten ſich zugleich verwundet haben: man
hat aber weder die Urſache ihres Zweykampfs, noch
die Umſtaͤnde deſſelben naͤher erfahren koͤnnen. Ohn-
weit der Stadt wurde auch ein Volontaͤr mit einem
Stich in der Bruſt todt gefunden: wahrſcheinlich
hatte dieſer ſich mit einem Kameraden herumge-
ſchlagen, denn ſeine Wunde war von einem Bajo-
net. Es iſt naͤmlich bekannt, daß die Volontaͤrs,
wenn ſie keine Degen oder Saͤbel haben, das Bajonet
zu ſolchen raſenden Geſchaͤften zu brauchen pflegen.
Daß die Franzoſen nicht mehr an Geſpenſter
glauben, habe ich in Dijon auch erfahren. Unſre
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*) brav und tapfer achtete, der ſich nicht wenigſtens drey-
mal duellirt hatte. Brav und tapfer wollte aber hernach
auch der Gemeine ſeyn. Dieß Vorurtheil hat lange geherrſcht,
war allgemein, Standes-mäßig und tief eingewurzelt. Die
neue Regierung wird daher noch lange laviren müſſen, bis es
bey den lebhaften Franzoſen eine herrſchende Ueberzeugung
werde: daß Tapferkeit und Gewandtheit eines Stiers und
Mörders das eben nicht ſey, worin der vernünftige und brave
Mann ſeine Ehre ſuchen müſſe.
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