z. B. bey der Revolutions-Armee, aber nachher verabschiedet worden sind; und andere, die ihr nie- mals gedient haben. Erstere wurden zu meiner Zeit gehalten wie Invaliden, d. i. sie erhielten noch außer ihrer Subsistenz ihre Kleider, und hatten gute Quartiere; leztere aber mußten mit der blo- ßen Nahrung zufrieden seyn, ob ihnen gleich auch dann und wann Kleider gereicht wurden, wenn sie gar zu sehr abgerissen waren. Zu ihrem Lager hatten sie blos Strohsäcke und Friesdecken, und wa- ren in ehemaligen Klöstern einquartiert.
Diese Menschen bemühten sich häufig, weil sie einmal an das Herumschwärmen gewöhnt wa- ren, Frankreich zu verlassen; und Vielen ist es auch geglückt, nach der Schweiz und von da aus, wei- ter zu kommen. Aber da die Gränzen, besonders unter der Domination der Jakobiner, wegen der Emigranten, stark besezt waren, so wurden gar Manche wieder aufgefangen, und zurückgebracht. Ihre Strafe war dann ein Arrest von 8, oder 14 Tagen, ja von einem ganzen Monat. Ich werde von diesen Versuchen zur Flucht einige Beyspiele in der Folge anführen.
Ich las einmal in dem Journal de Perlin, daß mehr als 40,000 Deserteurs in Frankreich wären, und das war gar nicht zu viel angegeben, wenn man bedenkt, daß die Meisten, welche in dem je-
z. B. bey der Revolutions-Armee, aber nachher verabſchiedet worden ſind; und andere, die ihr nie- mals gedient haben. Erſtere wurden zu meiner Zeit gehalten wie Invaliden, d. i. ſie erhielten noch außer ihrer Subſiſtenz ihre Kleider, und hatten gute Quartiere; leztere aber mußten mit der blo- ßen Nahrung zufrieden ſeyn, ob ihnen gleich auch dann und wann Kleider gereicht wurden, wenn ſie gar zu ſehr abgeriſſen waren. Zu ihrem Lager hatten ſie blos Strohſaͤcke und Friesdecken, und wa- ren in ehemaligen Kloͤſtern einquartiert.
Dieſe Menſchen bemuͤhten ſich haͤufig, weil ſie einmal an das Herumſchwaͤrmen gewoͤhnt wa- ren, Frankreich zu verlaſſen; und Vielen iſt es auch gegluͤckt, nach der Schweiz und von da aus, wei- ter zu kommen. Aber da die Graͤnzen, beſonders unter der Domination der Jakobiner, wegen der Emigranten, ſtark beſezt waren, ſo wurden gar Manche wieder aufgefangen, und zuruͤckgebracht. Ihre Strafe war dann ein Arreſt von 8, oder 14 Tagen, ja von einem ganzen Monat. Ich werde von dieſen Verſuchen zur Flucht einige Beyſpiele in der Folge anfuͤhren.
Ich las einmal in dem Journal de Perlin, daß mehr als 40,000 Deſerteurs in Frankreich waͤren, und das war gar nicht zu viel angegeben, wenn man bedenkt, daß die Meiſten, welche in dem je-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0416"n="412"/>
z. B. bey der Revolutions-Armee, aber nachher<lb/>
verabſchiedet worden ſind; und andere, die ihr nie-<lb/>
mals gedient haben. Erſtere wurden zu meiner<lb/>
Zeit gehalten wie Invaliden, d. i. ſie erhielten noch<lb/>
außer ihrer Subſiſtenz ihre Kleider, und hatten<lb/>
gute Quartiere; leztere aber mußten mit der blo-<lb/>
ßen Nahrung zufrieden ſeyn, ob ihnen gleich auch<lb/>
dann und wann Kleider gereicht wurden, wenn<lb/>ſie gar zu ſehr abgeriſſen waren. Zu ihrem Lager<lb/>
hatten ſie blos Strohſaͤcke und Friesdecken, und wa-<lb/>
ren in ehemaligen Kloͤſtern einquartiert.</p><lb/><p>Dieſe Menſchen bemuͤhten ſich haͤufig, weil<lb/>ſie einmal an das Herumſchwaͤrmen gewoͤhnt wa-<lb/>
ren, Frankreich zu verlaſſen; und Vielen iſt es auch<lb/>
gegluͤckt, nach der Schweiz und von da aus, wei-<lb/>
ter zu kommen. Aber da die Graͤnzen, beſonders<lb/>
unter der Domination der Jakobiner, wegen der<lb/>
Emigranten, ſtark beſezt waren, ſo wurden gar<lb/>
Manche wieder aufgefangen, und zuruͤckgebracht.<lb/>
Ihre Strafe war dann ein Arreſt von 8, oder 14<lb/>
Tagen, ja von einem ganzen Monat. Ich werde<lb/>
von dieſen Verſuchen zur Flucht einige Beyſpiele<lb/>
in der Folge anfuͤhren.</p><lb/><p>Ich las einmal in dem <hirendition="#aq">Journal de Perlin</hi>, daß<lb/>
mehr als 40,000 Deſerteurs in Frankreich waͤren,<lb/>
und das war gar nicht zu viel angegeben, wenn<lb/>
man bedenkt, daß die Meiſten, welche in dem je-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[412/0416]
z. B. bey der Revolutions-Armee, aber nachher
verabſchiedet worden ſind; und andere, die ihr nie-
mals gedient haben. Erſtere wurden zu meiner
Zeit gehalten wie Invaliden, d. i. ſie erhielten noch
außer ihrer Subſiſtenz ihre Kleider, und hatten
gute Quartiere; leztere aber mußten mit der blo-
ßen Nahrung zufrieden ſeyn, ob ihnen gleich auch
dann und wann Kleider gereicht wurden, wenn
ſie gar zu ſehr abgeriſſen waren. Zu ihrem Lager
hatten ſie blos Strohſaͤcke und Friesdecken, und wa-
ren in ehemaligen Kloͤſtern einquartiert.
Dieſe Menſchen bemuͤhten ſich haͤufig, weil
ſie einmal an das Herumſchwaͤrmen gewoͤhnt wa-
ren, Frankreich zu verlaſſen; und Vielen iſt es auch
gegluͤckt, nach der Schweiz und von da aus, wei-
ter zu kommen. Aber da die Graͤnzen, beſonders
unter der Domination der Jakobiner, wegen der
Emigranten, ſtark beſezt waren, ſo wurden gar
Manche wieder aufgefangen, und zuruͤckgebracht.
Ihre Strafe war dann ein Arreſt von 8, oder 14
Tagen, ja von einem ganzen Monat. Ich werde
von dieſen Verſuchen zur Flucht einige Beyſpiele
in der Folge anfuͤhren.
Ich las einmal in dem Journal de Perlin, daß
mehr als 40,000 Deſerteurs in Frankreich waͤren,
und das war gar nicht zu viel angegeben, wenn
man bedenkt, daß die Meiſten, welche in dem je-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/416>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.