lich ein Narr, welcher zu Fuße geht und Wasser trinkt, wenn er fahren und Wein haben kann: al- lein wenn kein Wagen zu haben ist, so muß man gehen, und wer keinen Wein hat, muß mit einem Trunk Bier oder Wasser zufrieden seyn; sonst ist er auch ein Narr, und verdient ausgelacht, nicht aber unterstüzt zu werden. Sollten einige meiner Leser in die Umstände kommen, worin ich so oft ge- wesen bin: so mögen sie sich diesen Wink merken; und es wird sie niemals reuen. Sie werden auf diese Weise das Böse besiegen, und da und dort werden sie etwas Gutes finden, welches sie um so mehr freuen wird, je weniger sie es verlangt, oder erwartet haben. Und wer kann heute sagen, in welche Lage er Morgen kommen kann! --
Ich half meinem Neulot fleißig in seiner Schmiede, zog den Balg, und schlug auch mit zu, wenn er grobes Eisen schmiedete. Das gefiel ihm und seiner Frau; und diese machte mir, um mir ihren Dank zu zeigen, oft warmen Wein, woran die Leute sehr gewöhnt sind, ob sie ihn gleich durch das Wärmen verschlimmern.
Zu Villeneuve jenseits des Rhone bin ich auch einigemal mit meinem Neulot gewesen, und kriegte hier einmal einen heftigen Zank über die Frage: ob
lich ein Narr, welcher zu Fuße geht und Waſſer trinkt, wenn er fahren und Wein haben kann: al- lein wenn kein Wagen zu haben iſt, ſo muß man gehen, und wer keinen Wein hat, muß mit einem Trunk Bier oder Waſſer zufrieden ſeyn; ſonſt iſt er auch ein Narr, und verdient ausgelacht, nicht aber unterſtuͤzt zu werden. Sollten einige meiner Leſer in die Umſtaͤnde kommen, worin ich ſo oft ge- weſen bin: ſo moͤgen ſie ſich dieſen Wink merken; und es wird ſie niemals reuen. Sie werden auf dieſe Weiſe das Boͤſe beſiegen, und da und dort werden ſie etwas Gutes finden, welches ſie um ſo mehr freuen wird, je weniger ſie es verlangt, oder erwartet haben. Und wer kann heute ſagen, in welche Lage er Morgen kommen kann! —
Ich half meinem Neulot fleißig in ſeiner Schmiede, zog den Balg, und ſchlug auch mit zu, wenn er grobes Eiſen ſchmiedete. Das gefiel ihm und ſeiner Frau; und dieſe machte mir, um mir ihren Dank zu zeigen, oft warmen Wein, woran die Leute ſehr gewoͤhnt ſind, ob ſie ihn gleich durch das Waͤrmen verſchlimmern.
Zu Villeneuve jenſeits des Rhone bin ich auch einigemal mit meinem Neulot geweſen, und kriegte hier einmal einen heftigen Zank uͤber die Frage: ob
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lich ein Narr, welcher zu Fuße geht und Waſſer
trinkt, wenn er fahren und Wein haben kann: al-
lein wenn kein Wagen zu haben iſt, ſo muß man
gehen, und wer keinen Wein hat, muß mit einem
Trunk Bier oder Waſſer zufrieden ſeyn; ſonſt iſt er
auch ein Narr, und verdient ausgelacht, nicht
aber unterſtuͤzt zu werden. Sollten einige meiner
Leſer in die Umſtaͤnde kommen, worin ich ſo oft ge-
weſen bin: ſo moͤgen ſie ſich dieſen Wink merken;
und es wird ſie niemals reuen. Sie werden auf
dieſe Weiſe das Boͤſe beſiegen, und da und dort
werden ſie etwas Gutes finden, welches ſie um ſo
mehr freuen wird, je weniger ſie es verlangt, oder
erwartet haben. Und wer kann heute ſagen, in
welche Lage er Morgen kommen kann! —
Ich half meinem Neulot fleißig in ſeiner
Schmiede, zog den Balg, und ſchlug auch mit zu,
wenn er grobes Eiſen ſchmiedete. Das gefiel ihm
und ſeiner Frau; und dieſe machte mir, um mir
ihren Dank zu zeigen, oft warmen Wein, woran
die Leute ſehr gewoͤhnt ſind, ob ſie ihn gleich durch
das Waͤrmen verſchlimmern.
Zu Villeneuve jenſeits des Rhone bin ich auch
einigemal mit meinem Neulot geweſen, und kriegte
hier einmal einen heftigen Zank uͤber die Frage: ob
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/407>, abgerufen am 22.11.2024.
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