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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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tete, glauben meine Leser, ohne daß ich es lange
versichere: auch meine Kameraden, kümmerten
sich um das liebe Frauenzimmer fast gar nicht.
Die Sprache war uns hier zu Lande sehr unver-
ständlich, da das Provensalische gar weit vom äch-
ten Französischen abgeht. Doch verstanden uns die
Leute fast durchgängig, und Viele sprachen auch
rein französisch.

Man findet in diesem Lande viele Ueberbleibsel
der alten Römer, welche es ehemals zu einer römi-
schen Provinz gemacht hatten, und ihm den Na-
men gaben, welchen es, bis auf die Revolution
führte. Eins der vornehmsten römischen Ueber-
bleibsel ist der Circus bey Orange, welcher,
wie man sagt, dem großen Marius zu Ehren
erbaut ist, der in diesen Gegenden die Cimbrer und
Teutonen geschlagen hat.

Uebrigens kann man es den Päpsten nicht ver-
denken, daß sie sich immer bemüht haben, das
Comtat zu erhalten, denn es ist ein schönes frucht-
bares Ländchen, worin vorzüglich guter Waizen,
Wein und andere Producte gezogen werden, z. B.
Oliven und Saffran. Mich haben die Rosmarin-
Hecken, womit die Straßen besezt sind, sehr ver-
drossen: denn sie duften, früh Morgens besonders,
so sehr, daß einem der Kopf wehe thut. Der Ros-
marin wächst hier zu einer sehr beträchtlichen Höhe,

tete, glauben meine Leſer, ohne daß ich es lange
verſichere: auch meine Kameraden, kuͤmmerten
ſich um das liebe Frauenzimmer faſt gar nicht.
Die Sprache war uns hier zu Lande ſehr unver-
ſtaͤndlich, da das Provenſaliſche gar weit vom aͤch-
ten Franzoͤſiſchen abgeht. Doch verſtanden uns die
Leute faſt durchgaͤngig, und Viele ſprachen auch
rein franzoͤſiſch.

Man findet in dieſem Lande viele Ueberbleibſel
der alten Roͤmer, welche es ehemals zu einer roͤmi-
ſchen Provinz gemacht hatten, und ihm den Na-
men gaben, welchen es, bis auf die Revolution
fuͤhrte. Eins der vornehmſten roͤmiſchen Ueber-
bleibſel iſt der Circus bey Orange, welcher,
wie man ſagt, dem großen Marius zu Ehren
erbaut iſt, der in dieſen Gegenden die Cimbrer und
Teutonen geſchlagen hat.

Uebrigens kann man es den Paͤpſten nicht ver-
denken, daß ſie ſich immer bemuͤht haben, das
Comtat zu erhalten, denn es iſt ein ſchoͤnes frucht-
bares Laͤndchen, worin vorzuͤglich guter Waizen,
Wein und andere Producte gezogen werden, z. B.
Oliven und Saffran. Mich haben die Rosmarin-
Hecken, womit die Straßen beſezt ſind, ſehr ver-
droſſen: denn ſie duften, fruͤh Morgens beſonders,
ſo ſehr, daß einem der Kopf wehe thut. Der Ros-
marin waͤchſt hier zu einer ſehr betraͤchtlichen Hoͤhe,

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[388/0392] tete, glauben meine Leſer, ohne daß ich es lange verſichere: auch meine Kameraden, kuͤmmerten ſich um das liebe Frauenzimmer faſt gar nicht. Die Sprache war uns hier zu Lande ſehr unver- ſtaͤndlich, da das Provenſaliſche gar weit vom aͤch- ten Franzoͤſiſchen abgeht. Doch verſtanden uns die Leute faſt durchgaͤngig, und Viele ſprachen auch rein franzoͤſiſch. Man findet in dieſem Lande viele Ueberbleibſel der alten Roͤmer, welche es ehemals zu einer roͤmi- ſchen Provinz gemacht hatten, und ihm den Na- men gaben, welchen es, bis auf die Revolution fuͤhrte. Eins der vornehmſten roͤmiſchen Ueber- bleibſel iſt der Circus bey Orange, welcher, wie man ſagt, dem großen Marius zu Ehren erbaut iſt, der in dieſen Gegenden die Cimbrer und Teutonen geſchlagen hat. Uebrigens kann man es den Paͤpſten nicht ver- denken, daß ſie ſich immer bemuͤht haben, das Comtat zu erhalten, denn es iſt ein ſchoͤnes frucht- bares Laͤndchen, worin vorzuͤglich guter Waizen, Wein und andere Producte gezogen werden, z. B. Oliven und Saffran. Mich haben die Rosmarin- Hecken, womit die Straßen beſezt ſind, ſehr ver- droſſen: denn ſie duften, fruͤh Morgens beſonders, ſo ſehr, daß einem der Kopf wehe thut. Der Ros- marin waͤchſt hier zu einer ſehr betraͤchtlichen Hoͤhe,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/392>, abgerufen am 22.11.2024.