tete, glauben meine Leser, ohne daß ich es lange versichere: auch meine Kameraden, kümmerten sich um das liebe Frauenzimmer fast gar nicht. Die Sprache war uns hier zu Lande sehr unver- ständlich, da das Provensalische gar weit vom äch- ten Französischen abgeht. Doch verstanden uns die Leute fast durchgängig, und Viele sprachen auch rein französisch.
Man findet in diesem Lande viele Ueberbleibsel der alten Römer, welche es ehemals zu einer römi- schen Provinz gemacht hatten, und ihm den Na- men gaben, welchen es, bis auf die Revolution führte. Eins der vornehmsten römischen Ueber- bleibsel ist der Circus bey Orange, welcher, wie man sagt, dem großen Marius zu Ehren erbaut ist, der in diesen Gegenden die Cimbrer und Teutonen geschlagen hat.
Uebrigens kann man es den Päpsten nicht ver- denken, daß sie sich immer bemüht haben, das Comtat zu erhalten, denn es ist ein schönes frucht- bares Ländchen, worin vorzüglich guter Waizen, Wein und andere Producte gezogen werden, z. B. Oliven und Saffran. Mich haben die Rosmarin- Hecken, womit die Straßen besezt sind, sehr ver- drossen: denn sie duften, früh Morgens besonders, so sehr, daß einem der Kopf wehe thut. Der Ros- marin wächst hier zu einer sehr beträchtlichen Höhe,
tete, glauben meine Leſer, ohne daß ich es lange verſichere: auch meine Kameraden, kuͤmmerten ſich um das liebe Frauenzimmer faſt gar nicht. Die Sprache war uns hier zu Lande ſehr unver- ſtaͤndlich, da das Provenſaliſche gar weit vom aͤch- ten Franzoͤſiſchen abgeht. Doch verſtanden uns die Leute faſt durchgaͤngig, und Viele ſprachen auch rein franzoͤſiſch.
Man findet in dieſem Lande viele Ueberbleibſel der alten Roͤmer, welche es ehemals zu einer roͤmi- ſchen Provinz gemacht hatten, und ihm den Na- men gaben, welchen es, bis auf die Revolution fuͤhrte. Eins der vornehmſten roͤmiſchen Ueber- bleibſel iſt der Circus bey Orange, welcher, wie man ſagt, dem großen Marius zu Ehren erbaut iſt, der in dieſen Gegenden die Cimbrer und Teutonen geſchlagen hat.
Uebrigens kann man es den Paͤpſten nicht ver- denken, daß ſie ſich immer bemuͤht haben, das Comtat zu erhalten, denn es iſt ein ſchoͤnes frucht- bares Laͤndchen, worin vorzuͤglich guter Waizen, Wein und andere Producte gezogen werden, z. B. Oliven und Saffran. Mich haben die Rosmarin- Hecken, womit die Straßen beſezt ſind, ſehr ver- droſſen: denn ſie duften, fruͤh Morgens beſonders, ſo ſehr, daß einem der Kopf wehe thut. Der Ros- marin waͤchſt hier zu einer ſehr betraͤchtlichen Hoͤhe,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0392"n="388"/>
tete, glauben meine Leſer, ohne daß ich es lange<lb/>
verſichere: auch meine Kameraden, kuͤmmerten<lb/>ſich um das liebe Frauenzimmer faſt gar nicht.<lb/>
Die Sprache war uns hier zu Lande ſehr unver-<lb/>ſtaͤndlich, da das Provenſaliſche gar weit vom aͤch-<lb/>
ten Franzoͤſiſchen abgeht. Doch verſtanden uns die<lb/>
Leute faſt durchgaͤngig, und Viele ſprachen auch<lb/>
rein franzoͤſiſch.</p><lb/><p>Man findet in dieſem Lande viele Ueberbleibſel<lb/>
der alten Roͤmer, welche es ehemals zu einer roͤmi-<lb/>ſchen Provinz gemacht hatten, und ihm den Na-<lb/>
men gaben, welchen es, bis auf die Revolution<lb/>
fuͤhrte. Eins der vornehmſten roͤmiſchen Ueber-<lb/>
bleibſel iſt der <hirendition="#g">Circus bey Orange</hi>, welcher,<lb/>
wie man ſagt, dem großen <hirendition="#g">Marius</hi> zu Ehren<lb/>
erbaut iſt, der in dieſen Gegenden die Cimbrer und<lb/>
Teutonen geſchlagen hat.</p><lb/><p>Uebrigens kann man es den Paͤpſten nicht ver-<lb/>
denken, daß ſie ſich immer bemuͤht haben, das<lb/>
Comtat zu erhalten, denn es iſt ein ſchoͤnes frucht-<lb/>
bares Laͤndchen, worin vorzuͤglich guter Waizen,<lb/>
Wein und andere Producte gezogen werden, z. B.<lb/>
Oliven und Saffran. Mich haben die Rosmarin-<lb/>
Hecken, womit die Straßen beſezt ſind, ſehr ver-<lb/>
droſſen: denn ſie duften, fruͤh Morgens beſonders,<lb/>ſo ſehr, daß einem der Kopf wehe thut. Der Ros-<lb/>
marin waͤchſt hier zu einer ſehr betraͤchtlichen Hoͤhe,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[388/0392]
tete, glauben meine Leſer, ohne daß ich es lange
verſichere: auch meine Kameraden, kuͤmmerten
ſich um das liebe Frauenzimmer faſt gar nicht.
Die Sprache war uns hier zu Lande ſehr unver-
ſtaͤndlich, da das Provenſaliſche gar weit vom aͤch-
ten Franzoͤſiſchen abgeht. Doch verſtanden uns die
Leute faſt durchgaͤngig, und Viele ſprachen auch
rein franzoͤſiſch.
Man findet in dieſem Lande viele Ueberbleibſel
der alten Roͤmer, welche es ehemals zu einer roͤmi-
ſchen Provinz gemacht hatten, und ihm den Na-
men gaben, welchen es, bis auf die Revolution
fuͤhrte. Eins der vornehmſten roͤmiſchen Ueber-
bleibſel iſt der Circus bey Orange, welcher,
wie man ſagt, dem großen Marius zu Ehren
erbaut iſt, der in dieſen Gegenden die Cimbrer und
Teutonen geſchlagen hat.
Uebrigens kann man es den Paͤpſten nicht ver-
denken, daß ſie ſich immer bemuͤht haben, das
Comtat zu erhalten, denn es iſt ein ſchoͤnes frucht-
bares Laͤndchen, worin vorzuͤglich guter Waizen,
Wein und andere Producte gezogen werden, z. B.
Oliven und Saffran. Mich haben die Rosmarin-
Hecken, womit die Straßen beſezt ſind, ſehr ver-
droſſen: denn ſie duften, fruͤh Morgens beſonders,
ſo ſehr, daß einem der Kopf wehe thut. Der Ros-
marin waͤchſt hier zu einer ſehr betraͤchtlichen Hoͤhe,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/392>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.