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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Dentzel: Was du willst, Landsmann! Ich
verspreche dir bey allem, was dir und mir heilig
ist, ich werde dich nicht verrathen.

Jezt hielt ich dafür, daß es Zeit wäre, näher
zu rücken. Ich gab ihm also ein Oktavblatt mit
Folgendem:

"Wenn es geschehen kann, daß Mittel
"ausfindig gemacht werden, wie die Fe-
"stung Landau, ohne gewaltsames
"Beschießen und Menschenblut,
"den gegenwärtigen Belagerern überliefert
"werde: so sollen die Angeber der gedachten
"Mittel das Recht haben, eine ehrenvolle
"Kapitulation nicht nur vorzuschlagen, son-
"dern auch neben einer vollkommenen Si-
"cherheit ihrer Personen, einer, der Größe
"dieses Dienstes angemeßnen Belohnung in
"Gelde gewärtig seyn."

Dentzel (stuzt gewaltig): Hat das der Kron-
prinz von Preußen geschrieben?

Ich: Wie du siehst: in meiner Gegenwart hat
er's geschrieben?

Dentzel (vergleicht den Zettel mit einem an-
dern Auffoderungs-Billet von der nämlichen Hand):
Richtig! Richtig! Aber wahrlich, das ist zu arg!

Ich (mit forschendem Blicke): Nun, was
denkst du dabey?


Dentzel: Was du willſt, Landsmann! Ich
verſpreche dir bey allem, was dir und mir heilig
iſt, ich werde dich nicht verrathen.

Jezt hielt ich dafuͤr, daß es Zeit waͤre, naͤher
zu ruͤcken. Ich gab ihm alſo ein Oktavblatt mit
Folgendem:

„Wenn es geſchehen kann, daß Mittel
„ausfindig gemacht werden, wie die Fe-
„ſtung Landau, ohne gewaltſames
Beſchießen und Menſchenblut,
„den gegenwaͤrtigen Belagerern uͤberliefert
„werde: ſo ſollen die Angeber der gedachten
„Mittel das Recht haben, eine ehrenvolle
„Kapitulation nicht nur vorzuſchlagen, ſon-
„dern auch neben einer vollkommenen Si-
„cherheit ihrer Perſonen, einer, der Groͤße
„dieſes Dienſtes angemeßnen Belohnung in
„Gelde gewaͤrtig ſeyn.“

Dentzel (ſtuzt gewaltig): Hat das der Kron-
prinz von Preußen geſchrieben?

Ich: Wie du ſiehſt: in meiner Gegenwart hat
er's geſchrieben?

Dentzel (vergleicht den Zettel mit einem an-
dern Auffoderungs-Billet von der naͤmlichen Hand):
Richtig! Richtig! Aber wahrlich, das iſt zu arg!

Ich (mit forſchendem Blicke): Nun, was
denkſt du dabey?


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[32/0036] Dentzel: Was du willſt, Landsmann! Ich verſpreche dir bey allem, was dir und mir heilig iſt, ich werde dich nicht verrathen. Jezt hielt ich dafuͤr, daß es Zeit waͤre, naͤher zu ruͤcken. Ich gab ihm alſo ein Oktavblatt mit Folgendem: „Wenn es geſchehen kann, daß Mittel „ausfindig gemacht werden, wie die Fe- „ſtung Landau, ohne gewaltſames „Beſchießen und Menſchenblut, „den gegenwaͤrtigen Belagerern uͤberliefert „werde: ſo ſollen die Angeber der gedachten „Mittel das Recht haben, eine ehrenvolle „Kapitulation nicht nur vorzuſchlagen, ſon- „dern auch neben einer vollkommenen Si- „cherheit ihrer Perſonen, einer, der Groͤße „dieſes Dienſtes angemeßnen Belohnung in „Gelde gewaͤrtig ſeyn.“ Dentzel (ſtuzt gewaltig): Hat das der Kron- prinz von Preußen geſchrieben? Ich: Wie du ſiehſt: in meiner Gegenwart hat er's geſchrieben? Dentzel (vergleicht den Zettel mit einem an- dern Auffoderungs-Billet von der naͤmlichen Hand): Richtig! Richtig! Aber wahrlich, das iſt zu arg! Ich (mit forſchendem Blicke): Nun, was denkſt du dabey?

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/36>, abgerufen am 05.05.2024.