Ludwig XVII dereinst ihren Adel bestätigen würde. So tollkühn war man in Lyon! --
Daß die Lyoner um diese Zeit mit den Födera- listen zu Marseille ein enges Bündniß gemacht ha- ben, übergeht der Korrespondent des Hn. Girtan- ners völlig, meldet aber doch mit einigen Worten, daß die Truppen, welche die Marseiller den Lyonern zu Hülfe hätten schicken wollen, unterwegs vom General Cartant seyen geschlagen worden. Aber, wie schon gesagt ist, der Föderalismus war nicht allein in Lyon, sondern im ganzen mittäglichen Frankreich. Cartant hatte nur wenige Batail- lons Ohnehosen, mit welchen er hin und her zog, um den Gehorsam gegen die Befehle des Konvents wieder herzustellen. Bey diesem Geschäfte sind mehrere tausend Menschen geopfert worden.
Chailler und mehrere seiner Anhänger wurden gefangen gesezt, und vor einem aristokratischen Tri- bunal verhört. Man fragte ihn: ob er den Sohn LudwigsXVI für seinen Herrn erkenne? Nein! antwortete er: Das Gesetz ist mein Herr; und der junge Kapet ist ein so dummer Junge, daß ich ihn nicht einmal zu meinem Bedienten haben mögte. Diese Antwort gab er, so oft man ihm obige Frage vorlegte: man legte sie ihm aber alle Tage vor.
Ludwig XVII dereinſt ihren Adel beſtaͤtigen wuͤrde. So tollkuͤhn war man in Lyon! —
Daß die Lyoner um dieſe Zeit mit den Foͤdera- liſten zu Marſeille ein enges Buͤndniß gemacht ha- ben, uͤbergeht der Korreſpondent des Hn. Girtan- ners voͤllig, meldet aber doch mit einigen Worten, daß die Truppen, welche die Marſeiller den Lyonern zu Huͤlfe haͤtten ſchicken wollen, unterwegs vom General Cartant ſeyen geſchlagen worden. Aber, wie ſchon geſagt iſt, der Foͤderalismus war nicht allein in Lyon, ſondern im ganzen mittaͤglichen Frankreich. Cartant hatte nur wenige Batail- lons Ohnehoſen, mit welchen er hin und her zog, um den Gehorſam gegen die Befehle des Konvents wieder herzuſtellen. Bey dieſem Geſchaͤfte ſind mehrere tauſend Menſchen geopfert worden.
Chailler und mehrere ſeiner Anhaͤnger wurden gefangen geſezt, und vor einem ariſtokratiſchen Tri- bunal verhoͤrt. Man fragte ihn: ob er den Sohn LudwigsXVI fuͤr ſeinen Herrn erkenne? Nein! antwortete er: Das Geſetz iſt mein Herr; und der junge Kapet iſt ein ſo dummer Junge, daß ich ihn nicht einmal zu meinem Bedienten haben moͤgte. Dieſe Antwort gab er, ſo oft man ihm obige Frage vorlegte: man legte ſie ihm aber alle Tage vor.
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Ludwig XVII dereinſt ihren Adel beſtaͤtigen wuͤrde.
So tollkuͤhn war man in Lyon! —
Daß die Lyoner um dieſe Zeit mit den Foͤdera-
liſten zu Marſeille ein enges Buͤndniß gemacht ha-
ben, uͤbergeht der Korreſpondent des Hn. Girtan-
ners voͤllig, meldet aber doch mit einigen Worten,
daß die Truppen, welche die Marſeiller den Lyonern
zu Huͤlfe haͤtten ſchicken wollen, unterwegs vom
General Cartant ſeyen geſchlagen worden. Aber,
wie ſchon geſagt iſt, der Foͤderalismus war nicht
allein in Lyon, ſondern im ganzen mittaͤglichen
Frankreich. Cartant hatte nur wenige Batail-
lons Ohnehoſen, mit welchen er hin und her zog,
um den Gehorſam gegen die Befehle des Konvents
wieder herzuſtellen. Bey dieſem Geſchaͤfte ſind
mehrere tauſend Menſchen geopfert worden.
Chailler und mehrere ſeiner Anhaͤnger wurden
gefangen geſezt, und vor einem ariſtokratiſchen Tri-
bunal verhoͤrt. Man fragte ihn: ob er den Sohn
Ludwigs XVI fuͤr ſeinen Herrn erkenne? Nein!
antwortete er: Das Geſetz iſt mein Herr; und
der junge Kapet iſt ein ſo dummer Junge, daß
ich ihn nicht einmal zu meinem Bedienten haben
moͤgte. Dieſe Antwort gab er, ſo oft man ihm
obige Frage vorlegte: man legte ſie ihm aber alle
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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